ABB zahlt um Solarwechselrichter loszuwerden
Mit einer 455 Millionen US-Dollar Mitgift will sich ABB von seinem enttäuschenden Solarwechselrichter-Geschäft befreien.
ABB wird seine komplette Solarwechselrichtersparte an die italienische Fimer abstoßen. Das gaben beide Unternehmen vor wenigen Tagen bekannt. Fimer übernimmt damit im 1. Quartal 2020 nicht nur die dazugehörigen 800 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern sowie Produktions- und F&E-Standorte in Italien, Indien und Finnland, sondern bekommt zudem von ABB rund 455 Millionen US-Dollar gezahlt. ABB wird Fimer damit für sämtliche Verbindlichkeiten – in erster Linie Haftungen – entschädigen, die mit der Übernahme verbunden sind. Fimer werde somit alle bestehenden Garantien einhalten. Das Unternehmen mit Sitz in Vimercate, Italien, gilt als derzeit achtgrößter Wechselrichterhersteller der Welt und will mit dem Deal sein Produktportfolio ausbauen. Laut Informationen von Building Times befinden sich die Vorstände beider Unternehmen aktuell auf einer Welttour zu allen betroffenen Standorten um den Belegschaften ihre Zukunftspläne zu präsentieren.
Erst 2013 hatte ABB rund eine Milliarde Euro in die Übernahme des US-Unternehmens Power-One gesteckt und damit sein Geschäft für Solarwechselrichter aufgebaut. Nun muss man neuerlich immense Summen nachschießen um den Unternehmensteil wieder loszuwerden. „Die Entwicklung war sehr enttäuschend“, nahm ABB auf Anfrage von Building Times Stellung. Noch 2012 hatte Power One einen Umsatz von etwa einer Milliarde US-Dollar verzeichnet. 2018 kam ABB mit dem entsprechenden Unternehmensteil auf nur mehr 290 Millionen Dollar.
Generell hat die gesamte Solar-Branche in den vergangenen Jahren stark unter dem Preisdruck durch chinesische Anbieter gelitten. Das soll aber nicht der einzige Grund gewesen sein für die schlechte Performance von ABB: wie das Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz berichtet, soll sich auch die von Power One übernommene Technologie als nicht ausgereift herausstellt und sich häufige Defekte ergeben haben. Die Sparte wird aber nun zur Gänze an die italienische Fimer übergeben, wo man eine gute Basis sehe für die Fortführung des Geschäfts, so das Schweizer Unternehmen.
Beim heute veröffentlichten Q2-Konzernergebnis des Technologieriesen ist jedenfalls die Zahlung der besagten 455 Millionen US-Dollar an Fimer schon eingerechnet. Sie soll ab dem Zeitpunkt des Closings zu Jahresbeginn 2020 gestückelt bis 2025 ausbezahlt werden. Der ABB-Konzerngewinn beträgt im zweiten Quartal dennoch satte 64 Millionen US-Dollar. „ABB hat auch im zweiten Quartal trotz konjunkturellem Gegenwind und geopolitischer Unsicherheiten eine gute Umsatzdynamik gezeigt“, kommentierte Peter Voser, CEO von ABB, die Situation. Vor allem die Geschäftsbereiche Robotik & Fertigungsautomation waren aber vom Abschwung in der Automobilindustrie und im Maschinenbau betroffen. Mit der Veräußerung der Solarwechselrichter-Altlast will man sich „auf andere Wachstumsmärkte konzentrieren“.