Hut ab

Bei der Sanierung des Parlamentsgebäudes in Wien geht einiges weiter – zumindest organisatorisch: Das Glasdach über dem Nationalratssitzungssaal wurde entfernt, die BIG findet sich in einer neuen Rolle wieder und HKLS samt Mess- und Regeltechnik sowie die Elektrotechnik wurden vergeben.

Seit Ende September kann man aus dem Nationalratssitzungssaal des Parlamentsgebäudes in Wien ungehindert zum Himmel schauen, denn das alte Glasdach wurde Stück für Stück abgetragen und entfernt. Weshalb am Rand des entstandenen Kraters eine Warntafel angebracht wurde: „Achtung Absturzgefahr – Betreten verboten“. Was ungewollt tiefsinnig ist, denn im nächsten Schritt wird auch der Boden des Sitzungssaales entfernt und die darunter liegenden Geschoße werden abgebrochen. Von „Absturzgefahr“ des gesamten Projektes berichteten Mitte August einige Medien, weil das Projekt wegen vermehrter Asbestfunde sowie Problemen mit der Bausubstanz und der Erdbebensicherheit aus dem Ruder laufe. Was von der Parlamentsgebäudesanierungsgesellschaft m.b.H. (PGS) nicht dementiert wurde,
weil man „entsprechende Reserven“ eingeplant habe. Was bei einem gedeckelten Kostenrahmen von 352,2 Millionen Euro angesichts stark steigender Bau- und teilweise auch Materialkosten aber wohl nicht ausreichen wird. War aufgrund der Kostensteigerungen ursprünglich von „Einsparungen“ um die 20 Millionen Euro die Rede gewesen, so dürften jetzt schon Vorhaben mit einem Volumen von ca. 15 Millionen
Euro dem Rotstift zum Opfer gefallen sein. Darunter auch ein Ausschusslokal unter dem historischen Sitzungssaal. Und die Ausschreibung des neuen Glasdaches kommt erst.

HKLS, Mess- und Regeltechnik sowie Elektrotechnik vergeben

„Die Ausschreibung der Glasdachkuppel ist im Laufen“, bestätigt denn auch BIG-Sprecher Ernst Eichinger im Gespräch mit Building Times, „die Beauftragung soll bis Jahresende erfolgen.“ Bereits vergeben wurden die wesentlichen Gewerke „LV02 Errichtung der Heizungs-, Kälte-, Lüftungs- und Sanitäranlagen sowie der Mess- und Regeltechnikanlagen“ im gesamten Gebäude, wofür der Zuschlag an eine Bietergemeinschaft von Bacon (Wien), Stolz (Bludenz) und Hofstätter (Graz) ging. Die Planung für Heizung, Klima, Lüftung und Sanitär sowie die Elektrotechnik haben bekanntlich „Die Haustechniker“ aus Jennersdorf gemacht, die vom Generalplaner beauftragt worden waren, der ARGE Jabornegg & Pálffy_AXIS. Dass die Generalplaner gegen die PGS eine Klage über rund 200.000 Euro laufen haben, und zwar für nicht honorierte Mehrleistungen, wird von der PGS übrigens nicht dementiert. Über die Planung selbst durften Die Haustechniker (Building Times 7-8/2018) Werner Kurz und Günther Rucker im Frühjahr aufgrund einer Verschwiegenheitsverpflichtung keinerlei Angaben machen.

Ebenfalls vergeben wurde das Gewerk „LV03 Elektrotechnik“, welches die Stark- und Schwachstromanlagen umfasst. Dafür ging der Zuschlag ebenfalls an eine Bietergemeinschaft, bestehend aus Elin, EMC (Böheimkirchen), EAG (Wels) und Czernohorszky (Wien). Wozu die PGS vermeldet, dass damit „rund 65 Prozent aller Aufträge unter den Kostenlimits vergeben wurden bzw. verbindliche Angebote vorliegen.“ „Im Herbst“ soll nach PGS-Angaben „die 75-Prozent-Marke sämtlicher Vergaben erreicht werden.“ Darunter fallen auch die  Schutzmaßnahmen, der Möbeltransport, die Restaurierung der historischen Fenster, Sonderbeleuchtungen sowie Glas- und Malerarbeiten. Offen sind laut Eichinger unter anderem die Innenausstattung, die Möblierung, die Leitsysteme und restauratorische Arbeiten. Schon seit Ende des Vorjahres sind die Baumeisterarbeiten an die Bietergemeinschaft Porr/Pittel+Brausewetter vergeben.

„Anpassung der Projektorganisation“

Während bisher alle Aufträge von der Parlamentsgebäudesanierungsgesellschaft (PGS) erteilt wurden, wie der BIG-Sprecher erklärt, werden in Zukunft die noch zu vergebenden Aufträge „von der BIG im Namen und auf Rechnung der PGS erteilt.“ Was mit der „Anpassung der Projektorganisation“ zusammenhängt, wie die Parlamentskorrespondenz am 23. September den eher ungewöhnlichen Vorgang beschreibt. „Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hat ihre Anteile an der PGS vollständig an die Parlamentsdirektion abgegeben und im Gegenzug eine Vereinbarung über ‚Geschäftsführungs- und Controllingleistungen für die nachhaltige Sanierung des Parlamentsgebäudes‘ unterschrieben. Damit nimmt die PGS ab sofort klar die Aufgabe des Bestellers ein und die BIG sorgt als Dienstleister der PGS vertragsgemäß für die Abwicklung des Projektes auf Basis des bisherigen Planungsstandes“, so die Botschaft damals. „Allfällige Umplanungen oder zusätzliche Aufträge müssen von der Bestellerseite kommen“, ergänzt Eichinger gegenüber Building Times. Diese Ausbootung aus der PGS soll bei der BIG, dem Vernehmen nach, nicht nur Jubelrufe ausgelöst haben. Aus gut informierten Kreisen wird berichtet, dass sich die beiden VP-Parteifreunde Wolfgang Sobotka, der als Nationalratspräsident die heikle Causa auslagern wollte, und der für die BIG verantwortliche Hartwig Löger im Zuge der Verhandlungen nicht immer freundlich begegnet sind. Übrigens: Die Sanierung des Parlamentsgebäudes soll im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein, womit noch genügend Zeit für weitere Anpassungen aller Art bleibt.