Erneuerbarer Strom – was tun?

Will das Land seinen Strom bis 2030 nur mehr aus erneuerbaren Quellen, bedarf es vieler Hebel. Die Zeit ist knapp, die Aufgabe groß.

Was ist zu tun, um Österreichs jährlichen Strombedarf ab 2030 vollständig mit erneuerbaren Energien zu decken? Eine entscheidende Rolle wird das Erneuerbaren Ausbau Gesetz spielen, erklärte Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie im Rahmen der Viktor-Kaplan-Lecture an der FH Technikum Wien.

Die Herausforderungen, die die geplante vollständige Versorgung Österreichs mit Strom aus erneuerbaren Energien mit sich bringt, sind immens. So müsse allein die Leistung der Photovoltaikanlagen von derzeit 1.000 Megawatt (MW) auf etwa 13.500 MW gesteigert werden. „Das heißt, wir müssen ab jetzt jedes Jahr so viel zubauen, wie wir in den vergangenen zehn Jahren insgesamt errichtet haben“, erklärt Rudolf Plasil, Experte der Kelag. Bei den derzeitigen Preisen im Stromgroßhandel können neue Anlagen zur Stromerzeugung jedoch nur mit finanzieller Unterstützung errichtet werden. Plasil sieht im Erneuerbaren Ausbau Gesetz ein Rahmengesetz, auf dessen Basis eine Reihe von Einzelgesetzen zu adaptieren seien, vom Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz (ElWOG) über das Gaswirtschaftsgesetz (GWG) bis zum Mineralrohstoffgesetz (MinRoG). Ferner sind Verordnungen zur Regelung von Detailfragen zu erlassen. Ebenso maßgebliche Bedeutung kommt der Steigerung der Energieeffizienz zu: „Notwendig ist eine Reduktion des Energieverbrauchs um 60 bis 80 %, teilweise sogar noch mehr“, so Plasil.

Michael Schmidt, Technik-Experte von Wien-Energie betonte die Bedeutung der Netzreserve: „Die Stromversorgung muss jederzeit gewährleistet sein, auch während kalter, nebliger Winterwochen mit schlechter Wasserführung und geringem Winddargebot („trockene kalte Dunkelflaute“).“ Für solche Zeiten sind sicher verfügbare Kraftwerke bereitzuhalten, vorzugsweise mit Erdgas betriebene Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Entscheidend für den Erfolg der Energiewende werden schließlich saisonale Stromspeicher. Dabei geht es insbesondere um die Power-to-Gas-Technologie: Mit Strom aus erneuerbaren Energien wird dabei Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Unter Reaktion mit CO2 entsteht aus dem Wasserstoff Methan, das gut speicherbar ist.

Dass die Umstellung des Energiesystems umfangreiche organisatorische Maßnahmen benötigt, betonte Alfred Pichsenmeister, Consultant und Verkaufsleiter im Bereich Erneuerbare Energien der Siblik Elektrik Ges.m.b.H. & Co. KG. Er erklärte, dass die Anlagenanbieter in Industrie und Gewerbe vor allem Planungssicherheit benötigen. Geschultes Personal und die Fertigungskapazitäten für Komponenten des Ökostromsystems brauchen eine Vorbereitungszeit. Dafür seien stabile rechtliche Rahmenbedingungen unverzichtbar. Das Wort „Förderungen“ sollte man seiner Ansicht nach vermeiden: „Das sind ja Investitionen in die Zukunft.“

Diskutanten und Gastgeber: Rudolf Plasil, Michael Schmidt, Barbara Schmidt, Fritz Schmöllebeck, Johannes Fechner und Alfred Pichsenmeister.