Industrie 2022: Durchmischte Bilanz

Hohe Energiepreise, Suche nach Fachkräften und mehr: WKÖ-Industriesparte zieht eine vielschichtige Bilanz für 2022. Konjunkturdynamik verliert an Schwung

Ein recht gemischtes Bild: Das vergangene Jahr hat auch die österreichische Industrie vor Herausforderungen gestellt und seine Spuren hinterlassen. Sigi Menz, Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ): „Auf dem Papier präsentiert sich die Konjunktur wesentlich freundlicher als in der Realität der Unternehmen. Vom nominell starken Produktionswachstum bleibt nämlich nur ein bescheidenes Mengenwachstum übrig.“

In Zahlen ausgedrückt: Der vorläufige Produktionswert der Industrie belief sich 2022 auf nominell 252,3 Milliarden Euro, was jedoch vor allem auf den Preiseffekten aus dem Energiebereich beruht. So ist der Anteil der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen an der heimischen Industrieproduktion ist von 10 Prozent (im Jahr 2020) auf 24 Prozent (im Jahr 2022) hochgeschossen.

Abschwächung zu Jahresende

Klammert man die Mineralölindustrie sowie Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen aus, so lag die Produktionssteigerung der Industrie von 2021 auf 2022 bei 15,1 Prozent. „Dieses Plus der Produktionswerte war ebenfalls vorrangig Kosten- und Preiseffekten geschuldet. Die Industriekonjunktur verliert an Schwung“, sagte Andreas Mörk, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der WKÖ.

Erfreulich fällt unterdessen der Blick auf den Personalstand aus: Österreichs Industrie beschäftigte 2022 im Jahresdurchschnitt 468.600 Personen. Besonders in der Elektro- und Elektronikindustrie, der Chemischen Industrie und der Metalltechnischen Industrie wurde im Vorjahr verstärkt Eigenpersonal aufgebaut.

Standortnachteil Energiekosten

Schwer einstellen können sich die Unternehmen auf die überhöhte Inflation und Energiekosten. „Die Standortnachteile gegenüber internationalen Mitbewerbern sind eklatant“, warnt Spartenobmann Sigi Menz: „Wir brauchen mehr denn je eine Strompreiskompensation, wie sie der EU-Emissionshandel für wettbewerbsintensive Industrien vorsieht.“  Mehr als die Hälfte aller EU-Staaten, inklusive unseren Nachbarn, habe diese Kompensation schon umgesetzt. Menz fordert die Bundesregierung zum Handeln auf – und kritisiert einen befürchteten nächsten Preisschub durch das anstehende Erneuerbares Gas Gesetz (EGG).

In Österreich gibt es rund 3.400 Industriebetriebe; das sind 1,3 Prozent der insgesamt 272.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft. Zugleich erwirtschaftet die Industrie jedoch ganze 37 Prozent des Produktionswerts und gibt 17 Prozent der Beschäftigten einen Arbeitsplatz. Österreichs Industrieunternehmen sind mit 68 Prozent Exportquote zudem besonders stark international vernetzt.