Baufirmen zittern vor hartem Brexit
Einige österreichische Bauunternehmen sind in Großbritannien groß im Geschäft. Zahlreiche Bauprojekte tragen österreichische Handschrift. Was aber im Fall eines harten Brexit? Building Times Flash hat unter den größten Playern nachgefragt.
Noch ist nicht klar, ob Großbritannien bis zum 31. Oktober aus der Europäischen Union ausscheiden wird – und vor allem wie. Harter, oder weicher Brexit – mit oder ohne Abkommen … Wie aber letztlich auch der erste EU-Austritt vonstatten gehen wird – eine Auswirkung auf die österreichische Wirtschaft ist unumstößlich. Auch die Baubranche ist davon betroffen, die auf der britischen Insel zum Teil groß im Geschäft ist. Einige haben Niederlassungen gegründet, zahlreiche Vorzeigebauten tragen österreichische Handschrift.
Building Times Flash hat unter den größten Marktteilnehmern nachgefragt, welche Vorkehrungen – etwa für einen harten Brexit – getroffen werden. Dabei zeigte sich, dass die Unsicherheit in der Branche groß ist, ob der konkreten Folgen. Einige Unternehmen flüchten jetzt schon vom Insel-Markt, andere warten ab, wie die konkreten Auswirkungen sein werden. Völlige Klarheit bezüglich der tatsächlichen Brexit-Konsequenzen herrscht aber bei keinem …
„Good-bye UK“: Die Porr verabschiedet sich offiziell vom unsicheren Inselmarkt. Derzeit ist die Gruppe in Großbritannien mit dem Projekt Humber Crossing vertreten, das 2020 fertiggestellt wird. „Dieses Projekt läuft normal weiter“, so eine Porr-Stellungnahme. Aber: „Großbritannien weist für die Porr als Projektmarkt aufgrund der makroökonomischen Unsicherheit und politischen Situation zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Potenziale auf.“ Deshalb werde man sich für keine neuen Projekte bewerben, kommentiert man bei Porr die Brexit-Konsequenz.
Die Strabag arbeitet derzeit an den Projekten „Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke HS2“ (über 2 Milliarden Euro) und Polyhalit-Mine „York Potash“ (1 Mrd. Euro). „Der Brexit – welcher Art auch immer – hat für uns in erster Linie mittelbare Auswirkungen“, so die Strabag, und zwar über eine Verringerung des EU-Budgets und des EU-Kohäsionsfonds für andere EU-Länder. Jedoch könnten die „konkreten Auswirkungen eines (harten) Brexit aus heutiger Sicht noch nicht abgeschätzt werden.“
Swietelsky ist in UK in der Sparte Bahnbau tätig und betreibt derzeit ca. 20 Gleisbaumaschinen. „Unsere Tochtergesellschaft ist dort verhältnismäßig autark aktiv“, heißt es auf Anfrage von BT Flash – die Mitarbeiter in UK seien fast ausschließlich britische Staatsbürger. „Nichtsdestotrotz sind wir aufgrund von Zulieferern und Maschinenherstellern, die in der EU produzieren, jedenfalls indirekt vom Brexit betroffen. Lieferengpässe und -verzögerungen bspw. bei Ersatzteilen sind aktuell nicht ganz auszuschließen.“ Bei einem harten Brexit geht Swietelsky davon aus, dass die Konjunktur in Großbritannien selbst am stärksten in Mitleidenschaft gezogen werde und zu erwartende Mühsalen (Visumpflicht, Zollabwicklung, etc…) den Geschäftsverkehr zusätzlich belasten würden. „Auch wenn wir nicht von unmittelbaren groben Auswirkungen auf unser UK-Business ausgehen, bleibt abzuwarten wie sich die Bedingungen entwickeln“, so das Unternehmen.
Die Wiehag realisierte in den letzten Jahren einige spektakuläre Holzbauprojekte, wie die Abbey Wood Crossrail Station oder das Anchorage House in den East India Docks. Geschäftsführer Erich Wiesner sagt auf Anfrage von Building Times: „Wenn der harte Brexit eintritt, kommen Verzollungen, zusätzliche steuerliche Themen, die es zu lösen gilt, und Probleme mit unserem Personal bei Eigenmontage auf uns zu. Bisher haben wir keine Vorkehrungen getroffen, weil die politische Lage im Moment ja sehr unübersichtlich ist. Aber auf jeden Fall werden wir weiterhin am UK-Markt dranbleiben.“
Andere am UK-Markt vertretene heimische Baufirmen, wie Gig Fassaden oder Habau wollten keine Stellungnahme abgeben.