OBO auf Fitness-Trip

Der Elektro-Zulieferer OBO Bettermann schärft trotz Corona und fehlender Messen sein Profil. Digital in Form von Tools und real mit einem Neubau in Gramatneusiedl.

Ende Mai endet nach gut 35 Jahren eine Ära. Heinz Haider übergibt die Geschäftsführung von OBO Bettermann offiziell an den langjährigen Weggefährten Jürgen Marksteiner. Haider verschwindet deshalb aber nicht spurlos vom Platz, sondern bleibt dem Unternehmen künftig als Konsulent für Sonderprojekte erhalten. Und er führt das zu Ende, was gerade auf einem rund 30.000 m² großen Grundstück in Gramatneusiedl (NÖ) entsteht: Die neue Niederlassung von OBO, die rund 6.000 m² Lager und 1.200 m² Bürofläche umfasst. Der Bau stellt einen Meilenstein in der Entwicklung des Unternehmens dar und krönt sozusagen das Wirken von Haider, der OBO hierzulande zu einem Fixstern am Elektrohimmel gemacht hat. Das Unternehmen wurde 1987 gegründet und hat nur in einem Jahr dieser langen Zeit kein Wachstum realisiert. Selbst Corona hat man ohne Kurzarbeit und das Jahr 2020 mit einem Wachstum hinter sich gebracht. „Es war ein sehr gutes Jahr und wir haben über dem Budget abgeschlossen, so Haider. Er geht nach dem ersten Quartal davon aus, dass auch 2021 mit einem Umsatz von über 20 Millionen Euro zu Ende geht. „Das Gebäude gibt uns die Möglichkeit positiv in die Zukunft zu blicken“, freut sich Marksteiner. Ein Neubau aus Beton, Glas und Stahl allein reicht dafür aber nicht aus, weshalb OBO auch die digitalen Räume neu konzipiert hat. „Wir machen uns virtuell fit, speziell für Elektrotechniker“, erklärt Marksteiner. Geleitet von der neuen Kommunikationsstruktur, die das Portfolio in die drei klaren Bereiche Industrieinstallation, Gebäudeinstallation und Schutzinstallation trennt, wurden die digitalen Möglichkeiten erheblich ausgebaut. Braucht ein Elektriker virtuellen Support, so steht er bereit. Es gibt Anwendungsleitfäden für zahlreiche Produkte, die über verschiedene Kanäle abrufbar sind. Anhand von mehr als hundert Videos können Anwendung und Einbau über das Internet nachvollzogen werden. Bleibt dennoch eine Frage offen, so steht seit kurzem während der Bürozeiten ein Live-Chat zur Verfügung. Große Anstrengungen hat OBO auch unternommen die Orientierung der Kunden zu vereinfachen. Mit höchstens vier Klicks sollte der Elektriker das passende Produkt finden können, so die Ansage. Zahlreiche Planungstools sind zudem über eigene Apps abrufbar, damit im Bedarfsfall auch auf der Baustelle per Handy geplant werden kann. Das Stichwort dazu lautet OBO Construct, mit dem auch Planer und Architekten angesprochen werden sollen. Ihnen werden auch Informationen zu BIM-Daten bereitgestellt. Und weil man auch den Anschluss an die Jugend ernst nimmt, werden ab sofort auch Social Media-Kanäle, wie Facebook, Instagram und LinkedIn bespielt. Auch was die Seminartätigkeiten betrifft, bleibt OBO am Ball. Allein seit September 2020 wurden zahlreiche Seminare mit bis zu hundert Teilnehmern online abgehalten.

Hoher Erfüllungsgrad, kleine Verzögerungen

Was die Versorgungssicherheit und die Preise betrifft, kann sich OBO dem Weltmarktgeschehen nicht entkoppeln. Derzeit gäbe es nur in einzelnen Produktbereichen kleine Verzögerungen, im Wesentlichen können man einen sehr hohen Erfüllungsgrad bieten, so Marksteiner.

Die OBO-Produktionen laufen auf Hochtouren, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. der scheidende Firmenchef erwartet, dass Engpässe künftig eher im Segment Kunststoffe auftreten könnten, da die Granulatpreise extrem gestiegen sind und die Verfügbarkeit der Rohstoffe nicht voll gesichert sei. Was die Preise betrifft, so versuche man die Kunden nach Möglichkeit vorab von Steigerungen zu informieren. Für den Herbst sei eine deutliche Verteuerung bei Kunststoffteilen absehbar, so Haider. Er rät den Verarbeitern, sich in den Bauverträgen mit Preisgleitklauseln abzusichern. „Die Sensibilität dafür wird steigen“, meint Haider. Er glaubt im Übrigen, dass mit dem Ende der Maskenpflicht, also dem Abflauen der Pandemie, auch die aufgeflammten Spekulationen ein Ende finden werden. Neuigkeiten gibt es von OBO auch produktseitig. Nach der Integration der Rehau Kabelmanagement setzt OBO mit seinen Verdrahtungslösungen einen Fokus auf Architekten und Planer. Bei den Kabeltragsystemen und im Segment Überspannungsschutz wurden die Auswahlhilfen überarbeitet. Eine Entscheidung ist auch in Sachen Messe-Präsenz gefallen. OBO wird am für 2022 geplanten Power-Circle in Salzburg teilnehmen.