Mitten in der Zeitenwende
Wir erleben bewegte Zeiten. Was gestern noch ging, ist morgen tabu. Die Frage, ob diese Zeiten auch althergebrachte Traditionen bewegen werden, ist noch offen. Fix ist, dass das Bauen und die Gebäudetechnik sich verändern.
Die Strom- und Gaspreise gehen durch die Decke. Wienerberger vertreibt neuerdings Photovoltaik-Dachschindeln, die Strabag automatisiert die Betonkernaktivierung und der Anlagenbauer Engie und Leube wollen ein Abwärme-Großprojekt realisieren. Weiters heizt die OMV künftig dem Flughafen Wien ein und drei große Frühjahrsmessen sind verschoben. Letzteres geht auf das Konto jener mächtigen Realitätsverweigerer, die von Oberösterreich über Salzburg jene Maßnahmen vereitelt haben, die es früher gebraucht hätte. Und natürlich einer patscherten Regierung, die sich das auch bieten lässt. Die Kosten für das ganze Umorganisieren sind schmerzhaft, aber Micky Maus gegen das, was der aktuelle Lockdown kostet. Kurzum, die Experten haben gewarnt, die Politik hat versagt und am Ende zahlen die Rechnung alle – auch jene, die meinen, dass eine Schutzimpfung Teufelszeug ist. Also, lieber abwenden zu jenen Dingen, die Hoffnung geben. Die gibt es nämlich auch.
Wenn der größte Baukonzern des Landes in eine Technologie investiert, die im Neubau den Energieaufwand für die Raumwärme senkt und speicherbar macht, so ist das gut. Wenn die Betondecken aus dem Mischek-Werk plötzlich mit Röhrln daherkommen, wird das Folgen haben für andere Hersteller – sie werden nachziehen müssen. Und es verschiebt sich damit auch ein Gewerk in die Vorfertigung, die Manpower auf der Baustelle wird weniger werden. Davon werden wir in Zukunft noch mehr erleben, ob es gefällt oder nicht. Zwei Megatrends im Bauwesen sind nun mal Vorfertigung und Modulbauweise. Ein dritter geht damit einher, nämlich die Reduktion, besser gesagt, die Integration der Gewerke.
Wenn die PV-Schindel von Wienerberger vielleicht eines Tages auch nach Österreich kommen, wird sich die Frage stellen, wer die Dinger auf die Lattung legt, wer Kabelverbindungen steckt und wer am Ende den Kopf hinhalten muss, wenn die Module nicht funken. Braucht es dazu Dachdecker und Elektriker oder reicht einer der beiden Professionisten? Oder gibt es bald ganz neue Berufe, die sich um die Energiegewinnung in und an Gebäuden kümmern und auch gleich deren örtliche Verwertung mitdenken? Wünschenswert wäre das, weil das Kastldenken überholt ist.
Für große Bauten gibt es solche Fachleute, sie nennen sich Gebäudetechnikplaner. Viele von ihnen werden sich auch öffnen müssen, denn der Gaskessel im Keller und die konventionelle Klimaanlage auf dem Dach reichen künftig nicht, um Bauherrn und Nutzer zu bedienen.