Welthandel sinkt, Konjunktur-Motor stottert

Die Abkühlung der Wirtschaftsdynamik ist nun nicht mehr wegzureden. Seit 2018 sank die Konjunktur stetig. Auch im Bau macht sich ein Abflachen bemerkbar.

Die wirtschaftliche Dynamik flachte im zweiten Quartal 2019 weiter ab. Gemäß der aktuell überarbeiteten Quartalsrechnung des Wifo wuchs die heimische Wirtschaft im II. Quartal 2019 gegenüber dem Vorquartal nur mehr um 0,3% (I. Quartal 2019 +0,5% revidiert). Investitionen und Außenwirtschaft verlieren dabei an Fahrt. Ebenso schwächte sich die Industriekonjunktur ein. Nur der private Konsum bleibt stabil. Das BIP-Wachstum 2018 lag noch bei 2,4%. Heuer stagnierte aber das BIP in Österreich saison- und arbeitstagsbereinigt und lag leicht unter dem Wachstum der EU 28. „Auf Basis der neuen Jahreswerte verläuft die Konjunkturdynamik in den vergangenen drei Jahren nun deutlich flacher“, heißt es in der Wifo-Studie. Die darauf aufbauend neu berechneten Quartalsverläufe zeigen ein durchgängig robustes Wachstum von durchschnittlich 0,6%, jedoch aktuell keinen stark ausgeprägten Konjunkturhöhepunkt 2017/18. „Diese solide Grunddynamik wurde im Jahresverlauf 2018 von einer langsam einsetzenden wirtschaftlichen Abkühlung abgelöst.“

Vor allem der Handelskonflikt, geopolitische Risiken, die zunehmende Wahrscheinlichkeit eines „No-deal“-Brexits sowie die unsichere politische Lage in Italien fordern dabei ihren Tribut. Der Welthandel ging im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2018 um -0,9 Prozent zurück, und die globale Industrieproduktion wird im September voraussichtlich das erste Mal seit 2009 schrumpfen. „In unserem Basisszenario gehen wir nach wie vor davon aus, dass auch durch die Politik eine globale Rezession verhindert werden kann. Allerdings wird das Wachstum der Weltwirtschaft in der nächsten Zeit schwach bleiben“, erklärt Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE.

Auch der Bausektor zeigt erste Eintrübungen: Während die Bauinvestitionen weiterhin leicht expandierten (mit einem Plus von 0,6%) verlor die Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen stärker an Dynamik (+0,4%). Der Index der aktuellen Baulage stieg im August nur mehr minimal um 0,3 Punkte. Vor allem kam es zu einem deutlichen Anstieg bei den Nennungen der Kategorie Material/Kapazität als Produktionshemmnis. Mit 10% (Vormonat: 1%) gab es noch nie so viele Unternehmen, die Kapazitätsprobleme als primäres Hemmnis identifizierten.