Gut aufbereitet

Mit Wasseraufbereitung lässt sich gutes Geld verdienen. Die Ansprüche an die Trinkwasser-Hygiene steigen, der Bedarf an richtigem Wasser wächst und die Aufbereitung wird digitalisiert.

Wenn die Normen eingehalten werden, besteht kein Grund zur Panik, meint Martin Machat, Geschäftsführer der Firma WAG Wasseraufbereitung GmbH. Sein Unternehmen widmet sich mit drei Mitarbeitern vornehmlich der Wartung und dem Service von Wasseraufbereitungsanlagen und Kühltürmen in Büro- und Wohnhäusern. Er weiß daher, wie es um den Umgang mit der Hygiene steht und meint, dass die Situation sich in den letzten Jahren verbessert habe. Die Planer wissen mehr um die Dringlichkeit des Problems und den Betreibern sind die Folgen und Haftungsrisiken von Hygienemängeln in Trinkwasser- oder Kühlsystemen bewusst. Auch die Regelwerke wirken: „Seit der Einführung der Ö-Norm B5020 haben sich die Analysekosten verfünffacht, weil die früher übliche einmalige Kontrolle nun fünfmal stattfindet“, wie Machat sagt. Bei der Norm für geschlossene Kreisläufe sei es ähnlich, dies habe mit etwas Verzögerung ihre Wirkung gezeigt.

Natürlich gäbe es dennoch immer wieder Fälle, in denen Sofortmaßnahmen nötig seien. Wenn etwa in einem länger nicht überprüften Kühlturm drastisch erhöhte Legionella-Werte auftreten, müsse sofort desinfiziert bzw. gereinigt werden, so der Fachmann, der keine Ambitionen für spezielles Wachstum hat. „Unsere Kunden sind hauptsächlich Facility Management-Firmen, die diesen Teil an uns auslagern. Wir betreuen also in erster Linie bestehende Anlagen“, so Machat, der bis 2014 bei der Tochterfirma von Hager+Elsässer beschäftigt war. Nach- dem die deutsche Mutterfirma insolvent wurde, hat sich Machat damals über ein Management Buy-out selbstständig ge- macht. „Es läuft gut, wir sind ausgelastet und nehmen bei größeren Projekten Leih- personal hinzu“, sagt der gelernte Instal- lateur, der inzwischen rund 20 Kurse in Sachen Wasserhygiene und -aufbereitung

absolviert hat. Das Projektgeschäft be- sitzt für ihn aufgrund der angespannten Preissituation keine besondere Priorität. Dazu kommt, dass manche der Anlagen- bauer, die selbst Wasseraufbereitung mitmachen, auch seine Kunden sind.

„Wir haben rund 15.000 Liter Chemie auf Lager, zudem haben wir zu vielen Her- stellern gute Kontakte“, so Machat, der Firmen wie Apleona, Örag, Engie, Stolz, BIG und ISS zu seinen Kunden zählt. Was das Geschäft mit der Wartung ein wenig erschwert, ist der Umstand, dass in Wien der Härtegrad des Wassers sehr stark dif- feriert. Zwischen 7 und 16 Härtegraden ist alles möglich, je nachdem, aus welchem Brunnen das Wasser stammt.

Für die Errichtung und Installation von Wasseraufbereitungsanlagen gibt es hierzulande eie kleine, feine Riege von Firmen. Als Marktführer wird häufig Cillit genannt. Mit Cillit ist das nicht so einfach. Die Cillit Water Technology Group, die in Österreich, Deutschland, Ungarn, Italien, Frankreich, Spanien, China und Kanada aktiv ist, gehört zur BWT-Gruppe. Sie verfolgt seit 1990 das Ziel, die Marke Cillit neben BWT als weltweit führende Wasser- marke und Experten in allen Fragen der Wasseraufbereitung zu etablieren. Die BWT hat ja auf internationaler Ebene selbst noch eine Wasseraufbereitungs- sparte für Gebäude & Industrie. Hierzu- lande aber beschränkt sich BWT offiziell

auf den Handel mit Komponenten – und das recht erfolgreich.

Das Projektgeschäft erledigt die Cillit Cee Watertechnology GmbH mit Sitz in Wien und Wolfern. Diese Firma gehört laut Firmenbuch der Interfinanz Beteili- gungs-GmbH des Wolfgang Hochsteger. Er ist stellvertretender Aufsichtsrats- chef der BWT AG und Chef der Moonlake Capital GmbH. Wer das Wording von BWT-Boss Andreas Weißenbacher kennt, schließt daraus, dass dort, wo Cillit draufsteht, BWT drin ist. „Wir sind ein eigenständiges Unternehmen und zahlen

Lizenzgebühr für die Nutzung der Marke“, so der Geschäftsführer Anton Harringer. Er und sein Team wähnen sich als Markt- führer im Bereich der Wasseraufbereitung

– zumindest im industriellen Segment, wo die Cillit Cee etwa 85 % des Umsatzes von rund 16 Millionen Euro macht. Anders als die Mitbewerber baut Cillit die An- lagen als Full-Service-Anbieter bedarfsge- recht mit unterschiedlichen Komponen- ten für die jeweilige Anwendung.

Die Marktbegleiter Grünbeck, BWT und Judo hingegen bieten Installateuren und Anlagenbauern Standardprodukte wie Filter und Enthärtung, mit denen im Wohnbau vielfach das Auslangen gefun- den wird. Übrigens: Wer meint, dass der Wiener Wohnbau-Boom das Business

stark beflügelt, der irrt. Zunehmend wird

nämlich in Wohnhäusern inzwischen auf die Wasseraufbereitung verzichtet, wie Harringer weiß. In Linz, wo die Wasserhär- te bei 23 liegt, ist das ja nicht möglich.

Im Industrie-Segment hat Cillit Cee viel- fach mit Marktbegleitern aus Deutsch- land zu tun. Die haben bei Pumpen sowie bei der Mess-, Steuer- und Regeltechnik Preisvorteile, dafür aber keine Standorte vor Ort. Im Endeffekt gleicht sich das wieder aus, wie Harringer meint: „Einmal gewinnt man, ein andermal nicht.“

BWT in voller Fahrt

So ist das auch bei Formel 1-Rennen, im Skisport und beim Kicken. Überall dort ist BWT, der rosa Riese aus Mondsee, mit Sponsorgeld präsent. An Potenz fehlt

es der Gruppe vermutlich nicht. In den Jahren zwischen 2013 bis 2016 stieg der Umsatz der in mehr als 80 Ländern präsenten Gruppe von 507,7 auf 610,4

Millionen Euro. Seit dem Börserückzug im Frühjahr 2017 hält sich das Management

mit Zahlen zurück. Da die Wasserquali-

tät immer größere Bedeutung erhält und der Aufwand für die Wasseraufbereitung global steigt, kann man davon ausgehen, dass davon auch BWT profitiert. Ein paar kaputte Rennautos sind da wohl weiter- hin möglich. Laut Medienberichten gibt BWT jährlich 15 bis 20 Millionen Euro für Sponsoring aus.

So hip die Boliden sind, so schick sind auch die neuen BWT-Produkte für End- kunden. Zuletzt kamen Balanced Alka- lized Water, ein alkalisches Wasser mit höherem pH-Wert für mehr Balance und Wohlbefinden, ein mit Magnesium und dem Spurenelement Zink angereichertes Wasser sowie neue Filtertypen. „Die neu- en BWT-Filterkartuschen machen gutes Leitungswasser zu bestem BWT-Wasser“, fasst Wolfgang Helmberger, Global Brand Director Point-of-Use bei BWT, zusam- men. So funktioniert gutes Geschäft.

Ebenfalls in die moderne Kerbe schlägt die Judo Wasseraufbereitung GmbH mit ihren neuen intelligenten Lösungen zur Wasseraufbereitung, Stichwort Smart Home.Die Geräte der i-soft Serie besitzen

ein intelligentes Wassermanagement. Damit kann der Betreiber schnell und unkompliziert unterschiedliche Wasser- härten festlegen – ganz nach Situation und Wunsch. Die Enthärtungsanlagen arbeiten nach dem Ionenaustausch-Ver- fahren. Dabei werden Kalzium- und Magnesium-Ionen – also die Kalkbildner

– gegen Natriumionen ausgetauscht. Das Resultat ist weiches Wunschwasser mit einem definierten Härtegrad. Zusätz- lich erhält der Anwender Mitteilungen über wichtige Ereignisse und Daten –

als Push-Nachricht, E-Mail oder SMS. Besonders praktisch für Hausverwalter und Vermieter verschiedener Objekte: Mehrere Judo-Geräte lassen sich in einer App zusammenfassen. Das sorgt für eine optimale Übersicht und eine besonders einfache Handhabung. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, mehrere Benutzer einzubinden: Hat ein vom Betreiber frei- geschalteter Installateur ebenfalls Zugriff auf die Anlagen, wird er bei Störungen sofort informiert und kann schneller und zielgerichteter eingreifen. Damit ist die Digitalisierung auch im Kleinen in der

Wasseraufbereitung angekommen.