Frischluft beflügelt

Trox-Österreich hat 2020 kräftig zugelegt und erwartet für heuer weiteres Wachstum. Flexible Büros und auch die vernachlässigte Lüftung in Schulen sollen Rückenwind bringen.

Die deutsche Trox-Group feiert gerade einen runden Geburtstag, der Konzern ist 70 geworden. Das Unternehmen ist mit seinen 33 Tochtergesellschaften ein Fixstern auf dem Weltmarkt in der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb von Komponenten, Geräten und Systemen zur Belüftung und Klimatisierung von Räumen. Aktuell erwirtschaftet die Gruppe weltweit in 70 Ländern mit rund 4.400 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 515 Millionen Euro. 2020 hat die 1963 gegründete Österreich-Tochter 46 Millionen Umsatz zum großen Ganzen beigetragen. Etwa 60 Prozent davon werden am Heimmarkt erzielt, der Rest im mitbetreuten CEE Raum, in Ungarn, Tschechien, Slowakei, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien und Slowenien.
Seit einigen Monaten verantwortet Wolfgang Hucek das Geschäft der Österreich-Tochter von Trox. Tief Luft holen ist für den Langstreckenschwimmer aus NÖ eine Selbstverständlichkeit. Wie er den Rekordumsatz des Vorjahres um ein paar Prozentpunkte toppen möchte, welche neue Bürolandschaften er erwartet und was er in Sachen Schulluft plant, erklärt er im Building Times-Interview.

Building Times: Herr Hucek, Corona hat auch die Lüftung in den Fokus gerückt. Macht sich das im Alltagsgeschäft bemerkbar? Planen Planer schon anders und sind Bauherren bereit, mehr Geld für Lüftungsanlagen auszugeben?

Wolfgang Hucek: Ja, die Pandemie hat das Bewusstsein und die Bedeutung von Lüftungsanlagen gestärkt und verändert. Wir haben Kunden, die jetzt für ihre Bürobauten Technologie verwenden, die sonst in Krankenhäusern üblich ist. Es gibt aber noch Luft nach oben und wir haben dafür auch noch einige Produkte, die sukzessive auf den Markt kommen und unsere Rolle als Systemanbieter stärken.

Building Times: Was fehlt Ihnen zum Systemanbieter?

Wolfgang Hucek: Die Vernetzung unserer Technologie und die Einbindung in die Gebäudeleittechnik wird nun abgeschlossen. Daran wird intensiv gearbeitet und in diesem Bereich wird es in den nächsten Monaten einige Innovationen geben. Es gibt viele Fälle, in denen Brandschutztechnik und Lüftungstechnologie von verschiedenen Anbietern kommen, damit verbunden ist der Koordinationsaufwand mitunter sehr hoch. Wir spüren, dass Kunden hier Interesse haben, mit nur einem Partner zu arbeiten. Dafür haben wir auch die seit einem Jahr aktive Trox Austria Service GmbH gegründet, die Inbetriebnahmen und Wartungen vornimmt.

Building Times: Das heißt, es laufen schon Pilotprojekte?

Wolfgang Hucek: In Deutschland sehr wohl, ja. Ein sehr renommiertes Hotel in Bayern vertraut zu 100 % auf Trox. In Österreich sind wir noch nicht ganz so weit. Die Trox Austria Service GmbH ist noch sehr jung, die Prozesse und Arbeitsabläufe sind in Entwicklung und wir werden über den Sommer die Abläufe darauf ausgerichtet haben.

Building Times: Derzeit wird in einigen Segmenten viel über Lieferverzögerungen und Preiserhöhungen geredet. Steigen auch die Preise für Lüftungsgeräte und Komponenten? Und kann alles geliefert werden?

Wolfgang Hucek: Preissteigerungen sind auch bei uns unvermeidbar, der Stahlpreis wirkt sich massiv auf unsere Produkte aus. Konkret sind es 5,9 Prozent, die ab Juni schlagend werden. Wir versuchen aber natürlich, Kunden bei Projekten, die mit Bauherren seit Monaten verhandelt werden, zu unterstützen.

Building Times: Das heißt, die Preiserhöhungen werden flexibel gehandhabt?

Wolfgang Hucek: Langjährige und treue Kunden erhalten immer einen besonderen Service. Wir schauen uns die Dinge sehr genau an, wenn es Produkte mit hohem Lagerbestand betrifft, kann man anders agieren als bei Komponenten, die schon jetzt mit erhöhten Kosten belastet sind.

Building Times: Und wie sieht es mit der Verfügbarkeit aus?

Wolfgang Hucek: Die Materialverfügbarkeit ist aktuell kein Thema, die Lieferzeiten sind ein wenig volatiler geworden. Grundsätzlich erwarte ich keine Engpässe, was aber in der Zukunft sein wird, bleibt abzuwarten.

Building Times: Sie bearbeiten mit Ihrem Team auch einige Märkte in Osteuropa. In welchen Ländern erwarten Sie die größten Potenziale?

Wolfgang Hucek: In manchen Ländern gibt es strukturelle Probleme, etwa in Bulgarien und Rumänien, wo die Politik zusätzlich zur Pandemie Investoren etwas verunsichert hat. Rumänien hat allerdings enormes Potenzial, es ist ein Land mit 20 Millionen Einwohnern, das sich wirtschaftlich gut weiterentwickelt hat. Stärker ist das Potenzial aber natürlich in Ungarn und Tschechien, aber auch der Slowakei.

Building Times: Viele Unternehmen überlegen derzeit, ihre Büros umzugestalten, um flexibler auf die neuen Arbeitsrealitäten, Stichwort Homeoffice, zu reagieren. Braucht es künftig auch andere Lüftungskonzepte?

Wolfgang Hucek: Definitiv. Das ist eine der großen Fragen, wie die Büros der Zukunft aussehen werden. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht immer entscheidend ist, wo die Menschen arbeiten, sondern wie gut der Arbeitgeber für die Belüftung sorgt. Niemand wird ein Büro belüften, in dem keiner arbeitet. Hier ist Intelligenz gefragt und es geht darum, dass eine Lüftungsanlage erkennt, wie viele Menschen im Raum sind und die Luftzufuhr entsprechend regelt.

Building Times: Gehen Sie davon aus, dass das Homeoffice wieder ausläuft?

Wolfgang Hucek: Nein, das Beste aus beiden Welten wird bleiben. Wir selbst haben noch einige Mitarbeiter im Homeoffice und arbeiten gerade an der Rückbesiedelung. Wir haben unsere Mitarbeiter gefragt, was sie künftig wollen und demnächst legen wir dazu unsere Home-Office Richtlinien vor. Darin berücksichtigt sind auch Dinge, die die Personalsuche betreffen. Wir suchen gerade Techniker und werden diese österreichweit ausschreiben, weil es nicht mehr entscheidend ist, wo ein Mitarbeiter sich aufhält.

Building Times: In Deutschland wurden zahlreiche Schulen mit Luftreinigern ausgestattet, hierzulande kaum. Agiert Österreich hier unverantwortlich?

Wolfgang Hucek: Es kamen in Deutschland viele Luftreiniger zum Einsatz, die sind eine sinnvolle Ergänzung, um das Infektionsgeschehen zu beeinflussen. Viel wichtiger wäre es, die Frischluftzufuhr zu garantieren, was in der Politik inzwischen teilweise auch erkannt wird.

Building Times: Das kostet aber viel Geld?

Wolfgang Hucek: Wir haben das grob hochgerechnet. Wir könnten mit 400 bis 500 Millionen Euro alle rund 60.000 österreichischen Schulklassen mit Lüftungsanlagen nachrüsten. Wenn man das in Relation zu den Lockdown-Kosten setzt, die mit ein- bis eineinhalb Milliarden Euro pro Woche beziffert werden, erscheint mir diese Summe erträglich.

Building Times: Sie kommen von Frauenthal, gibt es in Ihrer jetzigen Funktion Anknüpfungspunkte zum Großhandel?

Wolfgang Hucek: Wir arbeiten aktuell kaum mit dem Großhandel. Unser Geschäft läuft auf Projektbasis, wo wir schon in der Planung unterstützen, Produktion und Lieferung projektbezogen erfolgen. Kleinmengen und Produkte, wie Brandschutzklappen oder Gitter können seit kurzem direkt über unseren Online-Shop bestellt werden.

Building Times: Normalerweise werden auf Messen Innovationen präsentiert. 2020 gab es keine, blieben damit auch die Neuerungen in den Schubladen?

Wolfgang Hucek: Nein, ganz und gar nicht, was fehlt, ist der emotionale Part. Wie das Beispiel unserer neuen Brandschutzklappe FK2-EU zeigt, werden Innovationen rasch angenommen, wenn sie Verbesserungen bringen. Im konkreten Fall ist es der geringere Querschnitt, der punktet.

Building Times: Ich habe gelesen, dass Sie Langstreckenschwimmer sind. Welche Strecken legen Sie dabei zurück?

Wolfgang Hucek: Je nachdem. Am Stubenbergsee sind es 3,8 Kilometer, am Ottensteiner Stausee sind es 7 Kilometer. Mein nächstes Ziel in 2022 ist jedoch, wieder den Hallstättersee mit einer Distanz von 10 km zu bezwingen.