Biomasse voll auf Expansionskurs
Der Österreichischer Biomasse-Verband feiert sein 25-Jahres-Jubiläum und stellt große Visionen ins Rampenlicht.
Der Biomasse-Verband feiert sein 25-jähriges Bestandsjubiläum und sieht das Jahr 2020 als Jahr neuer Weichenstellungen. Die Corona-Krise und das Regierungsziel Klimaneutralität bis 2040 prägen den aktuellen Diskurs. Ein neues Ökostrom-Regime sowie Gesetze und Verordnungen zur Forcierung erneuerbarer Wärme, Mobilität und Gase befinden sich in Vorbereitung und Umsetzung. „Die kommenden Monate werden darüber entscheiden, ob Österreich die aktuelle Chance der vollständig erneuerbaren Energieversorgung endlich nutzen wird“, so Verbandspräsident Franz Titschenbacher.
Gewaltige Potenziale für Erneuerbare
Der Verband sieht noch viele ungenutzte Potenziale, die es ermöglichen würden mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Man wünscht sich 100 Prozent reale erneuerbare Stromerzeugung, 100 Prozent erneuerbare Fernwärme, 100 Prozent erneuerbare Landwirtschaft durch den Einsatz von Holzdiesel, den Ausstieg aus Gasheizungen für 100 Prozent erneuerbare Wärme und einen gewichtigen Beitrag für nachhaltige Mobilität und Industrie. Wichtig sei eine konsequente Sektorkopplung mit der Forcierung von Grünem Gas und dessen priorisierter Einsatz für die Strom- und Fernwärmeerzeugung, Mobilität und Industrie. „Für Raumwärme haben wir bessere Lösungen“, so Titschenbacher und knüpft eine Rechnung an.
Kessel-Vervierfachung
Geht man bis 2030 von einer Vervierfachung der Biomassekessel-Verkäufe, dem Zubau von 1TWh Strom aus fester Biomasse, einer Einspeisung von 5 TWh erneuerbarem Gas, dem Bau von 500 zusätzlichen Biomasse-Nahwärmeanlagen und dem Bau von 200 MW „Local Green Gas“-Anwendungen in der Industrie sowie 250 MW Großanlagen für die Produktion von Holzdiesel und Holzgas aus, würden noch immer etwa 190 PJ an nachhaltig verfügbaren Bioenergie-Potenzial ungenutzt übrig bleiben.
Mit diesem Potenzial wäre der komplette Umstieg der Land- und Forstwirtschaft auf Holzdiesel sowie der Betrieb sämtlicher Gaskraftwerke und Gas-KWK-Anlagen sowie Gas-Fern-Wärmekessel mit erneuerbarem Gas möglich, so der Verband. Die bei der Gaserzeugung anfallende Abwärme könnte die Basis für erneuerbare Fernwärme bilden, die wiederum den Gasverbrauch durch den Ersatz von Gasthermen dämpfen könnte.
Sinkender Energieholzbedarf
Etwa 80 Prozent der heimisch eingesetzten Biomasse werden im Raumwärme-Bereich eingesetzt. Holzzentralheizungen sowie Biomasse-Fern- und Nahwärme werden immer beliebter und ersetzen vermehrt fossilen Energieträger. Trotzdem sollte Menge an eingesetzter Biomasse im Raumwärmebereich aufgrund höherer Effizienz der Anlagen sinken. Das würden aktuelle Zahlen belegen, so der Verband. Seit 2010 wurden etwa 4.000 MW an Biomassekesseln installiert, der Biomasseeinsatz ist im selben Zeitraum leicht gefallen. Das auch weil die gestiegene Bauqualität zum geringeren Verbrauch beiträgt.