Baubranche ist total ineffizient
Eine neue Studie zeigt, dass die Baubranche als einziger großer Wirtschaftsbereich seit 25 Jahren kontinuierlich an Effizienz verliert. Die Zuwächse waren ausschließlich preisgetrieben.
Vernichtendes Urteil für die Baubranche: Seit 25 Jahren wurden keine Produktivitätsgewinne mehr erzielt. Ganz im Gegenteil, seit Mitte der 90er-Jahre verlor die Branche Jahr für Jahr an Effizienz. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Beraternetzwerks Kreutzer Fischer & Partner. Nominal wuchs die Bauwirtschaft seit 1995 zwar um rund drei Prozent pro Jahr. Der Anstieg war aber – laut Studie – ausschließlich preisgetrieben. Die erbrachte Bauleistung entwickelte sich trotz des Baubooms der letzten Jahre zwischen 1995 und 2018 sogar negativ. Damit ist die Bauwirtschaft nicht nur der einzige der großen Wirtschaftsbereiche, der Wachstum ausschließlich über Preiserhöhungen realisierte, sondern auch jener, der in den letzten rund 25 Jahren keine Produktivitätsgewinne erzielen konnte.
Im Durchschnitt sank die Arbeitsproduktivität – bezogen auf die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden – um 0,6 Prozent pro Jahr. Als Erklärung für die schwache Performance wird gerne die hohe Personalintensität in der Baubranche ins Feld geführt. Doch das Argument greife zu kurz, so die Studie. Das zeige etwa ein Vergleich mit dem ebenso personallastigen Tourismussektor zeigt. Seit 1995 ist die Arbeitsproduktivität im Tourismus um 7,5 Prozent gestiegen, am Bau um 9,3 Prozent gesunken.
Innovationsfeindliche Grundhaltung
Für diese unzufriedenstellende Entwicklung gäbe es eine Reihe von Gründen. Die wohl wichtigsten sind für Studienautor Andreas Kreutzer die mangelnde Industrialisierung und eine im ausführenden Sektor insgesamt innovationsfeindliche Grundhaltung. Im Jahr 2015 (letzte verfügbare Zahlen) lag der Anteil der Ausgaben für Forschung und experimentelle Entwicklungen (F&E) bei gerade einmal 0,35 Prozent der Bruttowertschöpfung. Der Wert für alle Wirtschaftsbereiche lag bei 2,3 Prozent, also nahezu dem siebenfachen. Zudem schaffe es die Baubranche nicht, die Produktionsprozesse auf den Baustellen entscheidend zu optimieren. Nach übereinstimmenden Ergebnissen unterschiedlicher und unabhängig voneinander durchgeführten Studien, könnte auf Baustellen um gut ein Drittel effizienter gearbeitet werden, so die Studienautoren.
Das Festhalten der Baubranche auf der „Losgröße 1“ in der Errichtung von Wohngebäuden würde zahlreiche Optimierungsmöglichkeiten begraben. Dabei könnten schon mit klug geplanten Kleinserien die Baukosten um etwa ein Sechstel gesenkt werden. Als wäre das nicht schon schlimm genug, würden aber auch Innovationen aus der vorgelagerten Baustoffindustrie nur zögerlich aufgenommen. „Am Bau scheint es überspitzt formuliert ein Motto zu geben: ‚Nur nicht rühren‘, im wahrsten Sinn des Wortes“, erteilen die Studienautoren der gesamten Branche eine gehörige Rüge.