Unterwegs wie Elektronen

Beim Tiroler Groß-Elektriker Fiegl+Spielberger agieren seit Jahresanfang zwei neue Geschäftsführer. Mit neun Geschäftsfeldern und Niederlassungen in Salzburg, der Schweiz und München soll das Wachstum vorangetrieben werden.

Nachdem sich die langjährigen geschäftsführenden Gesellschafter Wolfgang und Johannes Leitner mit Jahresende 2020 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen haben, wird die Innsbrucker Fiegl+Spielberger GmbH (F+S) seit Jahresanfang von Johannes Thurner und Leonhard Neuner geführt. Beide sind Marke Eigenbau, Thurner war bisher Abteilungsleiter für Rechnungswesen/Controlling und Neuner Leiter der Abteilung Elektrotechnik.

Die Leitners, die seit den 1990er-Jahren die Geschäfte geführt hatten, sind weiterhin Mitinhaber und werden sich in Zukunft auf die Auftragseinbringung und die strategische Ausrichtung der Firmengruppe konzentrieren. Über die F&S BeteiligungsGmbH hält Wolfgang Leitner 32,71 Prozent, Johannes Leitner 15,88 Prozent und 51,41 Prozent liegen bei der Androschin Privatstiftung. Die Firma ist ein Tiroler Urgestein und wurde 1927 von Herrn Fiegl gegründet, zu dem drei Jahre später Herr Spielberger gestoßen ist. Mit einem Jahresumsatz von zuletzt 78 Millionen Euro bezeichnet sich Fiegl+Spielberger als „das größte private Elektrounternehmen Westösterreichs“ und mit 480 Mitarbeitern, davon 70 Lehrlingen, auch als einen der größten privaten Ausbildungsbetriebe in der Region. „Wir haben im Lockdown unseren Mitarbeiterstand um etwas mehr als 60 ausgebaut und auch Mitarbeiter übernommen, die vorher bei Leasingfirmen angestellt waren. Dennoch suchen wir weiter aktiv nach Personal“ sagt Johannes Thurner im Building Times-Gespräch.

Fiegl+Spielberger beteiligt sich auch an dem nur in Tirol existierenden Programm „elevel 2.0“, mit dem innerhalb von zweieinhalb Jahren Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker ausgebildet werden. Eigentlich sind das Umsteiger, die mindestens 18 Jahre alt sein müssen und eine erhöhte Lehrlingsentschädigung bekommen, wie Thurner erläutert.

Neun Geschäftsfelder, starker Heimmarkt

F+S ist in neun Geschäftsfeldern tätig, die allerdings stark unterschiedliche Gewichte haben, genauso wie die regionale Umsatzverteilung starke Differenzen zeigt: „Die Elektro-Installation liegt leicht über der Hälfte des Konzernumsatzes von 78 Millionen Euro, der in Österreich, Deutschland und der Schweiz erzielt wird“, erläutert Thurner, sodass auf die anderen acht Bereiche, das sind „Hotel-EDV & Keycard“, die „Sicherheitstechnik“, „Audio/Video-Technik“, „Comsystems/Telekommunikation“, „Kassen- & Schanksysteme“, die „Brandmeldetechnik“, „Automatiktüren & Schranken“ und die „Photovoltaik“ in etwa gleich große Umsatzanteile entfallen.

Ein richtiges Schwergewicht ist F+S in Tirol, wo der Löwenanteil erwirtschaftet wird. „Mit 80 Prozent Umsatzanteil ist unser Hauptmarkt natürlich Tirol, aber die Salzburger Niederlassung in Thalgau mit 14 Mitarbeitern hat im Vorjahr beispielsweise, natürlich projektabhängig, knapp 14 Millionen Euro zum Gesamtumsatz beigetragen. Und unsere Münchner Niederlassung hat 2020 rund fünf Millionen Euro Umsatz beigesteuert, wobei der süddeutsche Raum immer stärker wird“, detailliert der ehemalige Rechnungswesen-Chef die Umsatzstruktur. Während Mitarbeiter für die Auftragsabwicklung in Süddeutschland derzeit hauptsächlich pendeln, strebt Thurner die örtliche Abwicklung als Ziel an.

Neben der Zentrale in Innsbruck betreibt Fiegl+Spielberger acht Niederlassungen, bzw. Tochtergesellschaften in drei Ländern: In den Gemeinden Längenfeld (Ötztal) und Ischgl, in der Vorarlberger Stadt Hohenems, im niederösterreichischen Tribuswinkel/Traiskirchen, in Wien/Brunn am Gebirge und in Klagenfurt, sowie in München und in Appenzell in der Schweiz. Brunn am Gebirge ist auch Sitz der Sicherheitstechnik-Tochter Fiegl+Spielberger Solution GmbH, die auch Filialen in Klagenfurt und Graz unterhält.

Damit sei Fiegl+Spielberger mittlerweile ein europäisches Unternehmen und geografisch bestens vernetzt. „Das ist unser Standort-Vorteil. So wird aus einer Landkarte eine Schaltfläche. Wir sind unterwegs wie die Elektronen. Von der Schweiz bis Wien und von München bis Graz“, heißt es auf der Homepage blumig-technokratisch. Geschäftsführer Thurner drückt die Absichten etwas trockener aus: „Dort, wo wir Niederlassungen haben, wollen wir weiter wachsen“. In Traiskirchen sei neu gebaut worden und der Neubau über den Jahreswechsel bezogen worden. „Wir haben dort rund 20 Mitarbeiter und waren dort im Starkstrom-Bereich bisher nicht vertreten. Hier wollen wir uns in Zukunft breiter aufstellen“. Das Preisniveau im Großraum Wien, hält der F+S-Geschäftsführer auf Nachfrage fest, sei eher vergleichbar mit jenem in Tirol.

Hotellerie ist noch kein Sorgenkind

Nicht nur in Krankenhäusern und deren elektrotechnischer Ausrüstung und Wartung ist F+S stark, sondern auch in der Industrie, etc. und vor allem auch in der Hotellerie. „Dort ist der coronabedingte Rückgang noch nicht in dem Ausmaß eingetreten, wie angenommen, teilweise auch dank der Investitions-Förderungen und es gibt auch Verschiebungen, die spüren wir aber noch nicht sehr“, meint Thurner zur aktuellen Lage.

Zu Beginn des ersten Lockdowns habe die Firma Hardware und Equipment für den Homeoffice-Betrieb angeschafft, „wir hätten aber sowieso die IT nachgerüstet“, so Thurner. „Im ersten Lockdown haben wir noch Kurzarbeit gehabt, sie aber bald wieder abgeschafft, weil wir genügend Aufträge gehabt haben“. Im zweiten Lockdown habe es dann keine Kurzarbeit mehr gegeben. „Wenn bis Sommer halbwegs durchgeimpft wird, dann erwarte ich eine weitere Normalisierung. Wir müssen eben mit den geschaffenen Rahmenbedingungen leben. Für heuer bin ich für unser Geschäft noch sehr optimistisch, aber natürlich hängt das von Corona ab. Wir gehen von einem Investitionsschub nach der Krise aus und erwarten daher für heuer wieder ein leichtes Wachstum“, sagt F+S-Chef Thurner. Der Personalmangel sei aber der größte Wachstumshemmer: „Wir suchen nach wie vor entsprechend qualifizierte Mitarbeiter und Lehrlinge. In der Elektroinstallations-Technik, einfach gute Techniker in allen Bereichen, sei es Elektronik oder IT“.

BIM sei übrigens nicht mehr wegzudenken, stellt der Geschäftsführer fest, der eine firmeneigene BIM-Mannschaft unterhält, „ganz allgemein würde ich aber eher sagen, dass BIM noch in den Starlöchern steckt und es bei der Anwendung mehrere Geschwindigkeiten gibt. Großunternehmen wie Plansee verlangen aber inzwischen schon BIM. Ich glaube aber, dass BIM in der Haustechnik mehr Berechtigung hat als in der Elektrotechnik“.