Herausforderungen ohne russisches Gas
Eine Studie des Kreditversicherers Acredia in Zusammenarbeit mit Euler Hermes geht davon aus, dass rund 19 Prozent des Energiebedarfs in Österreich bei einem Wegfall der Russlandimporte gefährdet wären.
Schwierige Lage: Es wird für Europa nicht leicht werden, sollten die russischen Gasimporte wegfallen, immerhin decken sie 36 Prozent des gesamten Gasbedarfs der EU. Eine Studie des österreichischen Kreditversicherers Acredia in Zusammenarbeit mit Euler Hermes hat errechnet, dass fast 10 Prozent des gesamten EU-Energiebedarfs gefährdet wären. Vor allem Ungarn, Slowenien, Tschechien, Lettland und Deutschland wären betroffen, da mehr als 20 Prozent deren Energiebedarfs dieser Länder von russischem Erdgas abhängen. „Die Lage in Österreich schaut nicht besser aus“, erläutert Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz. „Dreht Russland den Gashahn zu, wären 19 Prozent unserer Energieversorgung gefährdet. In dem Fall gäbe es drei Möglichkeiten: mehr Erdgas aus anderen Ländern importieren, mehr Energie aus anderen Quellen erzeugen und die Erdgas-Nachfrage durch erhöhte Preise drosseln.“
Import aus anderen Ländern erhöhen
Europas Gasspeicher sind derzeit zu 29 Prozent gefüllt, das reicht bis Ende März. Im Sommer müssen die Reserven wieder aufgefüllt werden. Es gibt zwar erste Bestrebungen der EU mehr Erdgas aus Ländern wie Algerien und Qatar zu beziehen. Die begrenzten Kapazitäten würden allerdings nur einen Zeitpuffer von drei Tagen schaffen. Ein Umstieg auf andere Lieferländer setzt zudem einen Zugang zum Pipeline-Netzwerk voraus. “Um die Energiehoheit zurückzugewinnen, ist es wichtig, dass Europa jetzt einen ambitionierten und koordinierten Plan entwickelt“, fordert Meierschitz. Um die Gasimporte aus Russland zu ersetzen, müsste die Produktion aus erneuerbarer Energie um 1 Exajoule (278 TWh) pro Jahr gesteigert werden. Dazu sind laut der Studie jährliche Investitionen von 170 Milliarden notwendig, das entspricht 1,3 Prozent des europäischen BIP. Für Österreich würde das bedeuten, dass die Produktion aus Solar- und Windenergie um je 38 Prozent und aus Bio-Gas um 20 Prozent gesteigert werden müsste.