Öko-Kraftwerk als Klima-Vorzeigeprojekt
Die Öko-Kraftwerk Kläranlage in Wien erzeugt aus Grünem Gas sauberen Strom und Wärme. In Zahlen sind das rund 40.000 Tonnen weniger CO2 jährlich.
Mikroorganismen sorgen in Wien nicht nur dafür, dass das Abwasser wieder sauber wird, sie sorgen auch für sauberen Strom und Wärme. Möglich macht das ein riesiges Öko-Kraftwerk der Wiener Kläranlage, das ökologische Energie aus Klärschlamm, dem Restprodukt der Abwasserreinigung, produziert. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten und der Inbetriebnahme der Schlammbehandlungsanlage im vergangenen Jahr läuft das Öko-Kraftwerk Kläranlage seit Jahresende nun auch im Vollbetrieb.
„Die Kläranlage erzeugt ab heuer die gesamte für die Reinigung unsers Abwassers benötigte Energie selbst und produziert sogar noch einen Überschuss an sauberem Strom und sauberer Wärme. Dadurch stoßen wir pro Jahr rund 40.000 Tonnen weniger CO2 aus, das entspricht 10.000 Erdumrundungen mit einem PKW. Klimaschutz beginnt in Wien also schon am Klo!“, betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Mit dem neuen Öko-Kraftwerk wird die Kläranlage von einem der größten Energieverbraucher der Stadt zum energiepositiven Betrieb. Die Schlammbehandlung ist ein Vorzeigeprojekt und trägt wesentlich zu unserem Ziel bei, Wien bis 2040 zur klimaneutralen Stadt zu machen“, so Czernohorszky weiter.
Die neuen Anlagenteile auf dem Gelände der Kläranlage basieren auf einem innovativen Konzept, das konsequent auf die höchstmögliche Energieausbeute setzt. Pro Jahr produziert die Ebswien Kläranlage & Tierservice in ihrer Schlammbehandlungsanlage bis zu 78 GWh an Strom, das entspricht dem Stromverbrauch von mehr als 30.000 Wiener Haushalten. Rund 80 Prozent davon (63 GWh) und knapp die Hälfte der erzeugten Wärme (40 von 82 GWh) benötigt die Kläranlage zur Abwasserreinigung selbst, der Überschuss an Öko-Energie wird in die Wiener Versorgungsnetze eingespeist.
Klärschlamm wird zu Öko-Energie
Die bei der Abwasserreinigung entfernten Schmutzstoffe sind im Klärschlamm gebunden, pro Jahr fallen davon in Wien rund zwei Millionen Kubikmeter als. Der „voreingedickte“ und auf 38 Grad Celsius erwärmte Schlamm kommt in riesige Faulbehälter. Sie sind das sichtbarste Zeichen der neuen Schlammbehandlungsanlage: sechs jeweils 30 Meter hohe Faulbehälter mit einem Gesamtvolumen von 75.000 Kubikmeter. Unter Luftabschluss bauen dort Bakterien die organischen Inhaltsstoffe des Klärschlamms ab. Während des 25 Tage dauernden Faulungsprozesses entsteht Klärgas, das zu zwei Drittel aus dem energiereichen Methan (CH4) besteht. 20 Millionen Kubikmeter davon entstehen jährlich in den Faulbehältern der Ebswien. Der ausgefaulte Schlamm wird verbrannt, das Klärgas hingegen dient als Brennstoff für Gasmotoren. Dabei entsteht nicht nur mechanische Energie, die mittels Generatoren in elektrischen Strom umgewandelt wird, sondern auch Wärme, die für Heizung und Warmwasserbereitung verwendet werden kann. Dadurch bringen es die Blockheizkraftwerke auf einen hohen Gesamtwirkungsgrad von mehr als 80 Prozent.
Noch mehr Öko-Strom von der Kläranlage
Klärschlamm ist nicht der einzige erneuerbare Energieträger, der auf dem Betriebsgelände der Ebswien genutzt wird. Das saubere Abwasser treibt eine Wasserkraftschnecke und eine Kaplan-Turbine im Ablauf der Kläranlage an. Sie erzeugen ebenso saubere Energie wie eine Kleinwindkraftanlage, eine Solarthermie- und eine Photovoltaik-Anlage. Zusätzlich errichtete Wien Energie kürzlich eines der größten Solarkraftwerke Wiens auf dem Areal der Kläranlage. Das Solarkraftwerk besteht aus zwei Teilanlagen. Insgesamt 4.610 Module mit einer Fläche von 7.500 m² bringen bei einer Leistung von 1,43 MWp einen Ertrag von 1,585 GWh pro Jahr. Der gewonnene Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist, rund 630 Haushalte können damit versorgt werden. Damit verbunden ist eine Einsparung an CO2-Äquivalenten von 745,2 Tonnen pro Jahr.