Triste Lage für Gewerbe und Handwerk

Die Talsohle scheint nicht erreicht: Die Sparte Gewerbe und Handwerk meldet eine negative Umsatzentwicklung für 2023. Ruf nach Maßnahmen für den Wohnbau.

Mit wenig erfreulichen Nachrichten startet die Bundessparte Gewerbe und Handwerk ins neue Jahr. Die quartalsmäßige Konjunkturbeobachtung durch die KMU Forschung Austria zeigt, dass 2023 eine reales Umsatzminus von mindestens 9 Prozent vermeldet werden muss – derselbe Wert wie im ersten Coronajahr 2020. „Elan fehlt uns leider im Hinblick auf die Konjunktur“, so Bundesspartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster. Die von der Bundesregierung noch 2023 beschlossene Maßnahmen zeichnen sich in der Umfrage noch nicht ab.

Längerer Sinkflug

Überhaupt gäbe es seit 2020 eine durchgehend rückläufige Entwicklung im Gewerbe und Handwerk. Besonders hohe Rückgänge meldet aktuell das Baunebengewerbe (-12,5 Prozent nominell, -16,5 Prozent real) oder auch der Holzbau (-10,2 Prozent nominell, -15,9 Prozent real). Die stark vom internationalen Geschäft abhängige Mechatronik vermeldet zwar mit 3,8 Prozent ein nominelles Plus, jedoch mit -2,2 Prozent ein reales Minus. Und: „Im konsumgüternahen Bereich haben sich die Hoffnung auf das Weihnachtsgeschäft nicht bewahrheitet“, so Studienleiterin Christina Enichlmair.

Negative Erwartungen für 2024

Die Erwartungen sind weiterhin sehr gedämpft: Nur 12 Prozent der Betriebe erwarten Steigerungen, 50 Prozent erwarten Stagnation und 38 Prozent gehen sogar von weiteren Umsatz- oder Auftragsrückgängen aus. Mit minus 26 Prozentpunkten ist der Saldo damit ähnlich negativ wie während der Corona-Pandemie; in den baunahen Branchen wird sogar mit noch schlechteren Geschäften als damals gerechnet.

Es sei deshalb „höchst an der Zeit, die Talfahrt zu stoppen und den Stimmungsumschwung einzuleiten“, plädiert Scheichelbauer-Schuster. Die Spartenobfrau sieht den schwachen Konjunkturdaten zum Trotz dafür intakte Voraussetzungen: „Die Lohnabschlüsse haben Planbarkeit gebracht und die Kaufkraft gestützt. Die Inflation wird 2024 auch in Österreich sinken, das stärkt den Konsum. Wir werden aber auch Investitionen brauchen, um aus der Rezession zu steuern. Dafür brauchen wir mehr Zuversicht.“

Stärkung des Wohnbaus

Konkret schlägt das Gewerbe und Handwerke vier Maßnahmen vor: Private Bauwerber könnten steuerlich begünstigt werden, indem 100.000 Euro als Sonderausgabe für die Wohnraumschaffung absetzbar werden. Zugleich sollten auch Kredit-Rückzahlungen oder Zinsen steuerlich geltend gemacht werden können und Nebenkosten (Grunderwerbssteuer bis 1,5 Millionen Euro, Gebühren für Grundbuch- und  Hypotheken-Eintragung) entfallen. Auch für Bauträger wünscht man sich, dass die Finanzierung durch steuerliche Entlastungen erleichtert werden. Dafür biete sich als erprobtes Instrument Abschreibungen an – etwa durch eine Verdoppelung der linearen AfA (Abschreibung für Abnutzung) für Wohngebäude von 1,5 auf 3 Prozent bzw. das Wieder-Ermöglichen der degressiven AfA von 30 Prozent.

Wie von vielen gefordert, wünscht sich auch das Gewerbe und Handwerk eine Anpassung der KIM-Verordnung für die Kreditvergabe, genauer gesagt eine Anhebung der zulässigen Schuldendienstquote von 40 auf 45 Prozent und der Beleihungsquote von 90 auf 95 Prozent für Jungfamilien. Auch Rufe nach der Wiedereinführung eines Handwerkerbonus NEU werden laut, hier sieht Scheichelbauer-Schuster eine Möglichkeit die regionale Wertschöpfung zu beleben.