Steigende Rohstoffkosten pushen die Preise
Die meisten Experten aus der Bau-, Chemie- und Werkstoffbranche gehen von einer sich fortsetzenden Preisvolatilität aus. Eigene Preiserhöhungen, um dies auszugleichen, sind jedoch nicht weit genug verbreitet, wie eine aktuelle Simon-Kucher-Studie zeigt.
Seit Beginn der noch andauernden Covid-19-Krise steigen die Preise für Rohstoffe wie z. B. Stahl, Holz, Silikonprodukte, Silane, Acrylate und Harze stark an; allein in den letzten sechs Monaten sind Preissteigerungen von 50 bis 100 Prozent zu beobachten. Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie führen dies vor allem auf eine stark steigende Nachfrage, Bevorratungseffekte und noch nicht vollständig wieder hochgefahrene Produktionskapazitäten zurück, wie eine aktuelle Experten-Befragung der globalen Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners zeigt.
Das stellt Unternehmen aus der Bau-, Chemie- und Werkstoffbranche vor große Herausforderungen, zumal mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer erst in sechs bis zwölf Monaten eine Beruhigung und sinkende Preise erwartet; ein Drittel sogar von einem dauerhaft hohen oder steigendem Preisniveau ausgeht. Denn: „Aktuelle Kostensteigerungen müssen zu Preissteigerungen führen, wenn Unternehmen ihre Marge halten wollen“, ordnet Andrea Maessen, Senior Partner bei Simon-Kucher, ein. „Bei einer Rohstoffkostenerhöhung von 15 Prozent – bei einem Rohstoffanteil an den COGS von 60 Prozent – ist eine Nettopreiserhöhung von 9 Prozent erforderlich, um die gleiche Bruttomarge zu erzielen. Und die Rohstoffkosten sind erheblich mehr gestiegen“, betont sie.
Nicht erfolgreich genug bei Preisanpassungen
Laut Studie liegt hier jedoch einiges im Argen bei den befragten Unternehmen aus der Bau-, Chemie- und Werkstoffbranche. Obwohl die starken Kostensteigerungen eine schnelle Umsetzung in höhere Verkaufspreise erfordern, hat ein Drittel der Unternehmen Preiserhöhungen noch nicht umgesetzt (36 Prozent), 18 Prozent aber zumindest angekündigt bzw. 12 Prozent haben die Umsetzung schon vorbereitet. 64 Prozent haben eine Preisanpassung bereits vorgenommen, jedoch nur 47 Prozent auch mehr als 50 Prozent der angestrebten Erhöhung am Markt durchgesetzt. „Die starken Kostensteigerungen gehen also zumindest für die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) zu Lasten des Ertrags und werden nicht ausreichend in Preiserhöhungen umgesetzt“, sagt Sebastian Strasmann, Partner bei Simon-Kucher.
Die Gründe dafür liegen laut der befragten Bau-, Chemie- und Werkstoffunternehmen hauptsächlich in einer gewissen Schwerfälligkeit des Marktes: Knapp 60 Prozent der Befragten denken, dass die Branche schlicht nicht an kurzfristige und zum Teil mehrfache Preiserhöhungen gewöhnt ist. Außerdem tun sich nach Ansicht von 45 Prozent die Kunden schwer, Preiserhöhungen in der Wertschöpfungskette weiterzugeben. Mehr als 40 Prozent sind jedoch auch der Meinung, dass ihr eigenes Vertriebsteam Preisanpassungen aus Angst, Geschäft zu verlieren, behindert.