Planerinnen vor den Vorhang

Eine andere Sicht der Dinge: Der neue Baukultur-Preis Anotherviewture Awards würdigt die Leistungen von Architektinnen und Zivilingenieurinnen.

Der von der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen initiierte Preis wird an Frauen vergeben, die besondere Leistungen für die Baukultur erbracht haben. 1.119 weibliche Mitglieder zählt die Kammer, was rund 10 Prozent der Mitglieder darstellt. In vier Kategorien wurde der anotherviewture Award ausgelobt. Der Preis ist mit 5.000 Euro pro Kategorie dotiert, die nächste Preisverleihung soll 2024 stattfinden. Warum der Preis entstanden ist, hat viele Gründe, der wichtigste ist, dass der Anteil von Frauen innerhalb der Baukulturschaffenden auffallend gering ist bzw. ist deren Sichtbarkeit gering.

Auch und speziell im technischen Bereich werden Frauen immer noch häufig durch stereotype Geschlechtszuordnungen, männlich dominierte Netzwerke und Arbeitsbedingungen, die nicht mit anderen Lebensanforderungen vereinbar sind, behindert. Der österreichische Frauenpreis für Baukultur – soll nach dem Best Practice Vorbild Frankreichs (Prix des Femmes Architectes) das Schaffen österreichischer Architektinnen und Zivilingenieurinnen sichtbar machen. Dadurch sollen Vorbilder geschaffen und junge Frauen bei ihrer Berufswahl inspiriert und motiviert werden einen technischen Beruf zu ergreifen. Die vier Preisträgerinnen wurden von einer internationalen Jury aus 15 Expertinnen ausgewählt.

Female Architect of the Year (österreichische Architektinnen über 40) wurde die Tiroler Architektin Barbara Poberschnigg (Studio Lois). Aus der Laudatio von Katharina Bayer: „Respekt vor Menschen und Natur, wertschätzender Umgang mit dem Bestand, sparsamer und wirkungsvoller Einsatz von Ressourcen, rational und poetisch zugleich – Barbara Poberschnigg zeigt in ihren Projekten wie das Bauen der Zukunft ausschauen kann und muss und verdeutlicht in beeindruckender und unprätentiöser Weise die transformative Kraft der Frau in der Architektur.“

Der Award als Emerging Female Architect of the Year (österreichische Architektinnen unter 40) ging an die Wiener Architektin Catharina Maul (maul-architekten zt-gmbh), die die Jury mit ihrer für Reife, eleganten und klassischen Proportionen überzeugte und mit der Nutzung von Material durch Wissen und Präzision überzeugt hat.

Altes Ingenieurbauwerk neu genutzt

Female Engineering Achievement of the Year (österreichische Zivilingenieurinnen) wurde die Wiener Landschaftsarchitektin Carla Lo (Carla Lo Landschaftsarchitektur) für ihr Projekt „Kaiserbadschleuse I Die schwimmenden Gärten“. In der Laudatio sagte Margarete Salzer: „Bei der Gestaltung der schwimmenden Gärten wurde die ehemals recht hässliche Schleuseninsel mittels zweier Brücken mit dem Ufer verbunden und ein feiner, neuer begrünter Raum im Freien, mitten im Wasser geschaffen. Er lädt, auch aufgrund der schönen hölzernen Möblierung zum Verweilen ein und bietet einen wunderbaren, schattigen Blick auf das von Otto Wagner gestaltete Schützenhaus. So wird ein altes Ingenieursbauwerk, eine seit dem Ende des zweiten Weltkriegs teilweise zerbombte und ab dann nicht mehr benutzte Schleusenanlage, neuer Verwendung zugeführt.“

Als International Female Architect of the Year (Architektinnen mit vergleichbarer nicht-österreichischer Befugnis) wurde die litauische Architektin Sabina Grincevičiūtė (DO Architects) ausgezeichnet. Sie hat zum Beispiel aus in einer verlassenen Betonfabrik neuen Raum zum Arbeiten geschaffen und dabei aber viel vom Bestand weitergenutzt.