Erst Strom, dann Wärme

Wie kommt man auf die ungewöhnliche Idee, mit PV-Anlagen Warmwasser zu produzieren? Zwei Oberösterreicher wollen damit jedenfalls den Solarmarkt aufmischen.

Wofür zuerst Strom und erst dann Wärme erzeugen? Dafür gibt es doch Solarthermie? Diese Fragen werden Gerhard Rimpler und Markus Gundendorfer seit nunmehr acht Jahren gestellt. Denn 2011 gründeten sie gemeinsam die „my-PV“ im oberösterreichischen Neuzeug. Die beiden ehemaligen Führungskräfte eines bekannten Solarwechselrichterherstellers hatten eine ungewöhnlich klingende Idee: Mit PV-Anlagen Strom herstellen und erst danach am Gerät Warmwasser erzeugen. Der Vorteil im Vergleich zur herkömmlichen solarthermischen Anlage? Die Wärmeverluste des – oft durch das gesamte Haus – geleiteten Warmwassers minimieren sich enorm und die Sonnenenergie-Erträge können permanent genutzt werden, auch wenn die Temperaturgrenze im Warmwasser-Speicher erreicht ist. Daneben reduzieren sich Installationskosten und Wartung. Rohrleitungen, Pumpen, Ventile, Ausdehnungsgefäße, Frostschutzmittel usw. sind nicht länger erforderlich.

„Solarthermische Anlagen sind doch relativ komplexe Systeme.“ – Markus Gundendorfer

„Solarthermische Anlagen sind relativ komplizierte Systeme“, sagt Markus Gundendorfer. Zudem seien Photovoltaik-Module mittlerweile viel günstiger als Sonnenkollektoren. Sein Fazit: „Heute kann man mit Photovoltaik wesentlich günstiger Warmwasser herstellen als mit vergleichbaren Systemen.“ Nicht nur für die Warmwassererzeugung, auch in der  Heizungsunterstützung lasse sich das Konzept darstellen. Photovoltaik könne auch im Winter nennenswert Energie liefern, meint Gundendorfer. Somit stehe auch einer Unterstützung der Heizung nichts im Weg. Die Folgen seien bis zu 30 Prozent geringere Betriebs- und Investitionskosten.

„Wofür sollten wir zuerst Strom erzeugen, um diesen dann in Wärme umzuwandeln?“ – Gerhard Rimpler

Diese Zahlen haben das als Zwei-Mann-Start-up gegründete Unternehmen in den letzten Jahren gehörig wachsen lassen: Heute arbeiten 18 Personen für my-PV an zahlreichen Referenzprojekten. Eines der beeindruckendsten ist ein Fernwärmeprojekt der Kelag in Wien: Hier wird die Energie aus einer 47 kWp PV-Anlage zur Unterstützung des Fernwärmenetzes genutzt. Zwölf „Actor“-Geräte sind dabei im Einsatz und ermöglichen, was Wärmepumpen nicht geschafft hätten – die Temperaturen im Wärmenetz wären dafür zu hoch gewesen. Dies zeige laut Gundendorfer wieder, dass „das Geld auf‘s Dach gehört, und nicht in den Keller.“