Der Weitgereiste

Manfred Denk ist Unternehmer, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker:innen und Bürgermeister von Grafenegg. Und immer wieder zieht es ihn auf zwei Rädern in die Ferne.

Seine Passion ist das Motorradfahren und das Schrauben an alten und jungen Zweirädern. Er fährt nicht einmal kurz zu einem See oder auf einen Berg. Wenn Manfred Denk sich auf das Motorrad setzt, dauert die Fahrt länger. Seine Reisen führen ihn weit weg in entlegene Weltgegenden. Mehrmals hat er mit Freunden bereits Russland, Zentralasien, den Balkan und Südamerika erkundet. Weniger weitläufig ist sein beruflicher Aktionsradius. Denk ist ÖVP-Bürgermeister der Marktgemeinde Grafenegg (NÖ), Bundesinnungsmeister der Installateur:innen und strategischer Geschäftsführer des von seinem Vater 1973 gegründeten Betriebs in Etsdorf am Kamp. Von dort zog es ihn früher oft auf Baustellen in Wien. Die wohl prominenteste liegt in der Josefstädterstraße, wo er für den damaligen SPÖ-Bundespräsident Heinz Fischer und seine Frau Margit – sozusagen großkoalitionär – eine Fußbodenheizung und einiges mehr installierte. Auch die Pelletsheizungen in den Zentralen der Wiener Kommunalkredit und der Hagelversicherung haben Denk und sein Team vor rund zwei Jahrzehnten installiert.

Heute ist der gelernte Maschinenbauer und Installateurmeister aufgrund seiner Funktionen operativ nicht mehr im Unternehmen tätig. Er hält aber weiterhin 49 Prozent an der 30-Mitarbeiter:innen-Firma, die vom langjährigen Wegbegleiter Reinhard Kittenberger geführt wird und der sich schon früh für Heizlösungen mit erneuerbaren Energien engagierte. Auf dem Dach des Installateurbetriebs hängen seit vielen Jahren rund 30 m² Solarkollektoren. Aktuell werde wenig Solarthermie installiert, wie Denk fast ein wenig wehmütig sagt. Die Nachfrage gehe eindeutig in Richtung Gesamtlösung. Und die besteht im Neubau häufig aus Wärmepumpe, Photovoltaik, Speicher und E-Ladelösung samt der dazugehörigen Regeltechnik, so der 58-jährige Innungsmeister.

Wie er die gegenwärtige Marktsituation sieht, warum die Planbarkeit wesentlich für die Erreichung der Klimaziele ist und wieso er sich eine einheitliche Bauordnung wünscht und nicht daran glaubt, dass eine neue Regierung einen Kurswechsel beim Klimaschutz einleiten wird, erklärt Denk im Exklusivinterview.

Interview: Manfred Denk

Building Times: Die Heizungsindustrie meldet derzeit mitunter extrem schlechte Absatzzahlen. Wie sieht die Marktsituation aus Ihrer Sicht aus?

Manfred Denk: Wir haben unterschiedliche Rückmeldungen, größere Betriebe, die oft auch im sozialen Wohnbau aktiv sind, haben starke Rückgänge. Auch aus dem Großhandel hört man, dass das 1. Halbjahr geschwächelt hat. Im ländlichen Bereich, wo viele der typischen Installateurbetriebe angesiedelt sind, gibt es da und dort auch Bedenken, wobei man schon sagen muss, dass die Sanierung, also der Heizungstausch, sehr gut läuft. Das ist auch bei uns im Unternehmen so.

BT: Gibt es österreichweit regional starke Unterschiede?

Denk: Das ist durchaus möglich. Ich denke aber, es ist eine gesunde Zeit, in der man sich als Installateur:in um Aufträge bemühen und Kund:innen überzeugen muss, dass man die beste Lösung für sie hat.

BT: Wie schaut denn die beste Lösung aus Ihrer Sicht aus?

Denk: Was sich bei uns in der Region sehr bewährt, ist eine Kombination aus Wärmepumpe, Photovoltaik, Speicher und Lademöglichkeit für E-Mobilität inklusive der entsprechenden Regeltechnik. Wir arbeiten dabei mit einem regionalen Elektrobetrieb zusammen und das funktioniert sehr gut. Der Kundenwunsch ist so wie früher: Alles aus einer Hand und möglichst professionell. Diese Lösungen sind auch österreichweit sehr gefragt.

BT: Das ist aber schon Premium, oder?

Denk: Ja, etwas schwieriger sind sicher Standardlösungen. Dazu hat auch die Verunsicherung bei der Förderung im Vorjahr beigetragen. Ich denke aber, dass alle Betriebe die sich gut um ihr Geschäft gekümmert haben, gut ausgelastet sind.

BT: Jammert die Industrie zu Unrecht?

Denk: Man muss ein wenig zurückblicken. 2022 hatten wir Rekordzahlen bei neuen Heizungen. Da waren viele davon der Angst geschuldet, dass das Erdgas knapp wird oder ausbleiben wird. Die daraus resultierende Hysterie hat den Markt extrem gepusht und natürlich ist es schmerzlich, wenn man von einem so hohen Niveau zurückgestutzt wird.

BT: Dafür gibt es ja auch Gründe, die Förderung zum Beispiel?

Denk: Ja, was uns allen richtig wehtut, sind die Berg- und Talfahrten. Die Ankündigung der Erhöhung der Förderung hat im Vorjahr das Geschäft fast völlig zum Erliegen gebracht. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der wir Installateure in normalen Zeiten voll arbeiten, um bis Weihnachten alle Aufträge abzuarbeiten.

BT: Das heißt, die Politik sollte so etwas nicht wiederholen?

Denk: Die Lehre aus dem Vorjahr kann nur sein, dass wir Kontinuität brauchen, wenn wir es mit der Erreichung der CO2-Ziele ernst meinen. Um die Ziele zu erreichen, brauchen alle Beteiligten Planbarkeit.

BT: Demnächst sind Nationalratswahlen. Was ist Ihr dringendsten Anliegen an die Politik?

Denk: Die Kontinuität und eine Lösung für die Zwischenfinanzierung bei den 100% Förderungen. Zu letzterem hatte ich im Juni auch ein persönliches Gespräch mit dem Finanzminister, das leider zu keinem Ergebnis mehr führte. Ein wichtiger Wunsch des gesamten Baunebengewerbes wäre auch eine einheitliche Bauordnung für ganz Österreich. Auch bei begleitenden Gesetzen, wie etwa dem Gassicherheitsgesetz, ist das besonders für Betriebe, die in mehreren Bundesländern arbeiten, extrem mühsam.

BT: Das gilt auch für die Förderungen, oder?

Denk: Das stimmt, hier sehe ich aber einen Lichtblick. Wenn die Bundesförderung hoch ist, werden die Länder ihre Förderungen von selbst zurückfahren. Wünschen würde ich mir auch weniger Anlassgesetzgebung und dass abseits des politischen Geplänkels wieder praktikable Gesetze und Verordnungen gemacht werden.

BT: Fürchten Sie für die Branche eigentlich, dass eine neue Regierung einen Kurswechsel beim Klimaschutz und damit auch bei der Heizungsförderung vornimmt?

Denk: Nein, und das sage ich als Erz-Schwarzer. Schon Josef Riegler hat mit der ökosozialen Marktwirtschaft ein Konzept entwickelt. Und es gibt schon viele Menschen in der ÖVP, die gute und vernünftige Ideen haben. Wir als Branche gehen insgesamt davon aus, dass die Dekarbonisierung im Heizungsbereich bis 2040 weitergeführt wird. Das auch wegen der EU-Vorgaben.

BT: Macht es Sinn, ganz aus dem Gas auszusteigen?

Denk: Wenn wir das tun, vernichten wir enorme Vermögen, denn die Gasinfrastruktur hat sehr viel Geld gekostet. Wenn wir alles auf Strom umstellen, brauchen wir erneut eine entsprechende Infrastruktur um die vielen Wärmepumpen und die E-Mobilität entsprechend zu versorgen. Bei uns sieht man das schon in den umliegenden Dörfern, wo neue Trafos errichtet werden, um die Versorgung zu sichern.

BT: Sie sehen die Elektrifizierung der Gebäude offenbar kritisch?

Denk: Das hängt letztlich davon ab, ob und wie ein Gebäude für den Einsatz einer Wärmepumpe geeignet ist. Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen, wir Heizungstechniker werden immer danach bestrebt sein, dass eine Wärmepumpe eine möglichst hohe Leistungszahl erreicht, was mit niedrigen Vorlauftemperaturen gelingt. Im Neubau ist das kein Thema und es gibt mit der Erdwärme auch eine etwas teurere Alternative zur Luft-Wärmepumpe. Diese Anlagen sind leider rückläufig, obwohl sie sehr effizient sind und Jahrzehnte nahezu wartungsfrei laufen.

BT: In der neuen Förderung darf die Vorlauftemperatur maximal 55 Grad betragen. Macht das Sinn?

Denk: Ja, die 40 Grad früher habe ich als Falle für unsere Mitgliedsbetriebe gesehen. Wenn sich trotz penibler Berechnung im Nachhinein herausstellt, dass an drei Tagen im Jahr mehr als 40 Grad notwendig sind, um ein Gebäude warm zu halten, wäre das streng genommen nicht förderfähig. Im Streitfall würde das bedeuten, dass womöglich die Förderung zurückgezahlt und die Anlage rückgebaut werden müsste. Das ist nicht Sinn der Sache. Die Anhebung der Vorlauftemperatur hat auch zu mehr Möglichkeiten in der Sanierung geführt.

BT: Mit höherer Vorlauftemperatur sinkt aber die Effizienz der Anlagen, was auch nicht wünschenswert ist.

Denk: Ja, auch eine Luftwärmepumpe sollte eine Leistungszahl von 3 im Jahresschnitt erbringen, wenn diese aufgrund einer erhöhten Vorlauftemperatur sinkt, steigt auch der Stromverbrauch. Solche Anlagen werden Heizungstechniker ihren Kund:innen nicht empfehlen.

BT: Anfang August wurden im Rahmen der Sanierungsoffensive 62.359 Förderungsanträge und darüber hinaus knapp 70.000 Registrierungen gestellt. Etwa 70 Prozent davon entfallen auf den Heizungstausch. Lässt sich das realisieren?

Denk: Wir können das, wir haben rund 5000 aktive Betriebe in Österreich, die können pro Jahr schon 100.000 Anlagen tauschen. Vorausgesetzt, dass es planbar ist, weil man auch die Fachkräfte dafür organisieren muss.

BT: Wie viele Arbeitskräfte braucht die Branche?

Denk: Wir gehen davon aus, dass wir bis 2030 zwischen fünf- und zehntausend zusätzliche Mitarbeiter:innen brauchen werden. Derzeit sind es rund 37.000.

BT: So mancher Heizungstausch scheitert an der Zwischenfinanzierung. Kennen Sie dieses Problem aus Ihrer täglichen Praxis?

Denk: Wir haben da ein massives Thema, besonders bei den sozial schwachen Haushalten, die den Heizungstausch zu 100 Prozent gefördert kriegen. Die Banken sagen, sie können trotz Förderzusage das Risiko nicht nehmen und fordern eine Sicherheit. Da besteht Handlungsbedarf. Auch bei Häusern, wo sehr alte Ölheizungen ersetzt werden sollen, fallen aufgrund der Entsorgung mitunter Kosten in der Höhe von 35.000 Euro an. Da reicht dann die Förderung nicht aus und die Haushalte lassen es bleiben.

BT: Gibt es auch die Angst vor neuer Abhängigkeit und hohen Kosten?

Denk: Ja, auch die gibt es. Die Menschen rechnen genau und wenn der Strompreis exorbitant hoch ist, verliert die Wärmepumpe an Attraktivität. Dasselbe gilt für Pellets. Da hatten wir schon andere Zeiten, wo sich der Umstieg von Öl auf Pellets oder Wärmepumpe auch ohne Förderung amortisiert hat. Mein Eindruck ist, dass den Konsument:innen derzeit die Sicherheit für verlässliche Energie-Preise fehlt.

BT: Verbauen Sie in Ihrer Region mehr Wärmepumpen oder mehr Pelletskessel?
Denk: Wir haben hier beim Heizungstausch einen leichten Überhang zur Wärmepumpe. Es verteilt sich in etwa 60 zu 40 Prozent. Im Neubau sind es mehr Wärmepumpen.

BT: Ist Ihr Unternehmen auch in Wien tätig?

Denk: Fallweise. Ich selbst habe früher viel in Wien gearbeitet. Ich bin aber nicht mehr operativ tätig und wir bearbeiten den Markt nicht mehr so aktiv wie früher.

BT: In Wien dominieren Gas und Fernwärme, viel gibt es da nicht zu holen, oder?

Denk: Ich denke, Wien wird nicht umhinkommen, sich für die dicht verbauten Innenbezirke eine Strategie für den Gasersatz zu überlegen. Es gibt inzwischen wieder mehr Bestrebungen grünes Gas zu produzieren und auch Wasserstoff, versetzt mit Kohlenstoff, ließe sich nutzen.

BT: Billig ist dieses Gas aber nicht, oder?

Denk: Das stimmt, aber das erste benzin-betriebene Auto wurde auch mit Treibstoff aus der Apotheke betankt. Was daraus geworden ist, wissen wir. Ich meine, es wird noch viel Anstrengung und Forschung in diese Richtung erforderlich sein, um Dinge zu entwickeln. Was die Alternativen, also die vollflächige Fernwärmeversorgung oder die Bohrung von Erdsonden unter dem Gehsteig betrifft, bin ich jedenfalls skeptisch.

BT: Ihr Unternehmen installiert selbst auch PV. Wie geht es Ihnen mit dieser Sparte?

Denk: Wir können hier keinen Einbruch feststellen, weil wir PV als Teil einer Gesamtlösung sehen. Bei Unternehmen, die sich rein auf PV und deren Montage fokussiert haben, sieht die Sache womöglich natürlich ganz anders aus.

BT: Die Solarthermie verliert laufend Marktanteile. Empfehlen Sie Ihren Kund:innen noch die Installation?

Denk: Ich habe die Hochblüte der Solarthermie erlebt. Das sind die technisch einfachsten Anlagen, die Jahrzehnte zur Zufriedenheit der Kund:innen laufen. Die besten Ergebnisse haben wir mit größeren Anlagen in moderneren Gebäuden erreicht, wo die Thermie als Zusatzheizung ausgelegt wurde. Da werden immerhin bis zu 30 Prozent des Heizwärmebedarfs erbracht, das macht schon Sinn.

BT: Trotzdem geht der Markt zurück?

Denk: Ja, der Fokus liegt jetzt einfach bei der PV, weil man auch mit Stromüberschüssen mittels Heizstab Warmwasser generieren kann. Das ist zwar weniger effizient, darüber wird jetzt nicht nachgedacht.

BT: Das heißt, die Thermie wird verschwinden?

Denk: Nein, ich bin überzeugt, dass die Solarthermie wieder kommen wird, weil sie eines der einfachsten Systeme ist, Energie zu erzeugen und ins System einzubringen.

BT: Die Wohnraumlüftung war eine zeitlang sehr modern, wie es scheint, ist diese Mode abgeflaut. Warum ist das so?

Denk: Gute Frage. Faktum ist, dass die Gebäude heute noch dichter sind als vor zehn Jahren. Früher wurde die Wohnraumlüftung gut gefördert, weil man eben erkannt hat, dass sie notwendig und sinnvoll ist. Am Sinn der Wohnraumlüftung hat sich nichts geändert, die zusätzlichen Kosten machen es aber angesichts der insgesamt gestiegenen Baukosten schwierig. Manche Kund:innen argumentieren auch damit, dass sie ohnehin nicht viel daheim sind. Dazu kommt, dass in der Vergangenheit auch Sünden passiert sind, wo Lüftungsgeräte in der Nähe von Schlafräumen installiert wurden, oder Strömungsgeräusche hörbar waren.

BT: Sie sind auch Bürgermeister, wie sieht es bei den gemeindeeigenen
Bauten aus?

Denk: Wir setzen bei Volksschule und Kindergarten die kontrollierte Wohnraumlüftung ein. Das sind zwar keine Klassenraumlüftungen, die doch sehr aufwendig sind, aber eine gewisse Grundlüftung in Ruhezeiten des Gebäudes können wir damit realisieren.

BT: Welche Lüftung ist das dann?

Denk: Letztlich ist es eine größere kontrollierte Wohnraumlüftung, die einen gewissen Luftaustausch ermöglicht. Das ist auch im Hinblick auf die Gebäudeeffizienz sinnvoll, denn die Energie, die nicht verbraucht wird, ist die günstigste.

BT: Mit Zuluft Austria gibt es einen neuen Verein, der sich um die Luftqualität in Innenräumen sorgt. Gibt es aus der Sicht der Innung Anknüpfungspunkte?

Denk: Ja, da sehen wir schon Anknüpfungspunkte und die Sache wurde auch schon im Rahmen des Zukunftsforum SHL diskutiert. Es gibt Gespräche darüber, wie eine Kooperation aussehen könnte.

BT: In der Baubranche wird sehr viel Kraft in die Vorfertigung gesteckt. Sehen Sie eine Bedrohung für das Handwerk durch Fertignassräume?

Denk: Nein, wir haben in ganz Mitteleuropa einen sehr großen Sanierungsmarkt und -bedarf. Das gilt nicht nur für die Heizung, sondern auch für das Bad. Im Neubau und im sozialen Wohnbau werden vermutlich mehr fertige Lösungen zum Einsatz kommen. Das ist auch gut, weil ja ohnehin überall Handwerker und Techniker fehlen. Es muss in der Zukunft allein schon aus Kapazitätsgründen einfache Lösungen und Vorfertigung geben.

BT: Installiert Ihr Unternehmen noch Gasheizungen?

Denk: Im Neubau seit Jahren nicht mehr. In der Sanierung fallweise. Bei Öl ist das anders, das ist vorbei.

BT: Die Industrie erfindet laufend neue Dinge. Können die Handwerker überhaupt am Puls der Zeit sein?

Denk: Teilweise. Ich vergleiche das gerne mit der Autoindustrie, wo sehr viel Elektronik im Einsatz ist. Ich bin nicht überzeugt, dass die Sanitärindustrie sich daran ein Beispiel nehmen sollte, weil ich nicht sicher bin, wie zuverlässig diese Dinge im Alltag funktionieren. Anders sehe ich es bei der Steuerung von Heizung, Lüftung, Stromspeicher, PV und E-Mobilität. Dort bringen die Innovationen ja wirklich Vorteile für die Kund:innen. Ein schlechter Weg ist allerdings die Verschlüsselung von Regelungen, sodass ein Heizungstechniker vor Ort nicht mehr ins System kommt, um zum Beispiel die Vorlauftemperatur oder Heizkurve zu ändern. Das ist der Effizienz der Systeme sicher nicht dienlich.

BT: Die Industrie will das ja selbst machen, oder nicht?

Denk: Ich weiß, im Unterschied zum Auto lässt sich aber ein Gebäude nicht auf einen Anhänger verfrachten, um es in die Werkstätte zu bringen, um dort den Fehler zu suchen.

BT: Bei Ihrer Leistungspalette steht das Bad an erster Stelle. Spiegelt sich das auch im Umsatz wider oder dominiert doch die Heizung?

Denk: Das Bad ist ein extrem wichtiges Geschäftsfeld für den Installateur. Wir liegen derzeit etwa bei rund 30 Prozent des Umsatzes von insgesamt rund 4 Millionen Euro. Jetzt liegt der Fokus bei vielen auf der Heizung. Das hat aber Tücken, wie man inzwischen weiß. Als im Vorjahr das Heizungsgeschäft plötzlich eingebrochen ist, hatten wir in unserem Betrieb kein Loch. Wir haben Badprojekte vorgezogen, die sonst erst in einem halben Jahr gemacht worden wären. Ein Installateur sollte zumindest zwei Standbeine haben.

BT: Im aktuellen Bauhaus-Prospekt werden Profi-Installationsmaterialien bekannter Marken offeriert. Sehen Sie darin den Anfang vom Ende der Dreistufigkeit?

Denk: Irgendwann vielleicht. Für die nächsten zwanzig Jahre sehe ich hier keine wesentliche Veränderung. Den Vertrieb über Baumärkte gibt es ja schon lange und die Aufregung darüber auch. Der Großhandel ist für den durchschnittlichen Installateur ein guter und verlässlicher Partner, der uns sehr gut bedient. Er bietet auch gute Dienstleistungen abseits der Lieferung von Waren, wenn ich etwa an die EDV-Unterstützung und Warenwirtschaft denke. Ich meine, solange der gegenseitige Nutzen gegeben ist, wird der dreistufige Vertrieb bleiben.

BT: Bestellen Sie für Ihre Baustellen Material im Internet?

Denk: Äußerst selten. Wenn überhaupt, dann Spezialwerkzeuge oder Ersatzteile, die schwer verfügbar sind. Materialien kaufen wir beim Großhandel oder manchmal auch direkt bei Hersteller. Als regionales Unternehmen kann und will ich auch nicht die Gegebenheiten des Internethandels unterstützen. Sie kennen die Arbeitsbedingungen der Botendienstfahrer, die mitunter das Wesen moderner Sklaverei haben. Ganz generell meine ich, dass man mehr erreicht, wenn man eine halbe Stunde mehr in den Verkauf investiert als drei Stunden in den Einkauf.

BT: Sie fungieren im eigenen Betrieb als strategischer Geschäftsführer. Wieviel Zeit wenden Sie im Schnitt pro Woche für die Funktion als Bundesinnungsmeister auf?

Denk: Ich bin auch Bürgermeister und die beiden Funktionen füllen mich voll aus. Ich hatte nicht vor, beides zu machen.

BT: Wovon würden Sie sich eher trennen?

Denk: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Bürgermeister werden gewählt und als Innungsmeister sollte man nahe an der Branche sein, um die Probleme zu kennen. Sollte das eines Tages bei mir nicht mehr der Fall sein, werde ich ausscheiden. Ich kann mir nicht vorstellen, bis 70 Innungsmeister zu sein.

BT: Das Installationsunternehmen wird von Reinhard Kittenberger geführt?

Denk: Ja, er war ein langjähriger Mitarbeiter, hat als Lehrling bei uns begonnen und ist jetzt mit 51 Prozent Mehrheitseigentümer der GmbH. Der Übergabeprozess ist Jahre gelaufen.

BT: Sie haben aber Kinder?

Denk: Ja, mein Sohn hat eine andere Ausbildung und kein Interesse, meine Tochter arbeitet im Unternehmen in der Badplanung. Auch meine Ex-Frau arbeitet in der Firma, wir sind also weiterhin noch ein Familienbetrieb.