Ziegel kommen später
Da und dort hört man Stimmen, dass die Versorgung mit Ziegel ins Stocken geraten ist. Tatsächlich arbeitet Wienerberger auf Hochtouren, aktuell werden noch Lieferdaten für Ende des Jahres 2021 bzw. für Jänner 2022 vergeben.
Die Versorgung mit Baumaterialien war und ist ein großes Thema. Bauträger und Architekten jammern und sprechen von einem akuten Engpass bei Ziegeln. Building Times hat bei Wienerberger nachgefragt, wie es um die Ziegelverfügbarkeit steht. Geantwortet hat Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich.
Building Times: Hr. Marchner, Ist Wienerberger tatsächlich ausverkauft?
Marchner: Die gesamte Baubranche ist aktuell mit der Verknappung von Baumaterialien konfrontiert. Die Corona-Pandemie hat die Situation zusätzlich verschärft. Viele Häuslbauer und Baumeister, die ursprünglich mit Holz oder mit Beton und Stahl bauen wollten, sind während der letzten Monate aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit der Rohstoffe – vor allem bei Holz wird viel in die USA und nach China exportiert – auf Ziegel und somit auf Wienerberger umgestiegen. Diese gestiegene Nachfrage hat dazu geführt, dass wir seit dem Frühjahr 2021 um 30 % mehr Baustellen beliefert haben als noch im Vorjahr und wir somit die Engpässe bei anderen Baustoffen abgefangen haben. Wir haben dafür gesorgt, dass viele Bauprojekte überhaupt fertiggestellt werden konnten. Aufgrund der erhöhten Nachfrage kommt es nun auch bei Wienerberger Österreich kurzfristig zu längeren Lieferzeiten. Aber unsere tägliche Verlieferung läuft aber nach wie vor auf Hochtouren.
Building Times: Wie lange müssen Bauträger derzeit auf Ziegel warten?
Marchner: Wie bereits erwähnt, läuft unsere Verlieferung auf Hochtouren, somit werden Tag für Tag viele Baustellen in Österreich bedient. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in all unseren sechs Hintermauer-Ziegelwerken arbeiten mit vollem Einsatz an der Produktion der Ziegel. Unsere Produktionskapazitäten sind voll ausgeschöpft. Wir arbeiten 24/7 um Österreichs Baustellen so rasch wie möglich mit dem Baustoff Ziegel versorgen zu können. Zudem haben wir 500.000 Euro in den Standort Hennersdorf investiert, um die dortige Produktionskapazität kurzfristig um 5 % und mittelfristig um 15 % zu steigern. Das bedeutet, dass allein an diesem Standort um 15 MNF Ziegel (= Ziegel für 750 EFH) mehr als bisher produziert werden, um die Baustellen in Österreichs Ostregion noch besser versorgen zu können. Der Effekt wird noch 2021 spürbar sein und in 2022 eine Erleichterung bringen. Zudem bedienen wir uns am internationalen Produktionsnetzwerk der Wienerberger. Das heißt, dass wir uns in Zukunft zusätzlich mit Ware aus den umliegenden Ländern versorgen werden.
Building Times: Bis wann wird der Mangel an Ware wieder abflachen?
Marchner: Wir rechnen auch noch im Jahr 2022 mit einer starken Nachfrage nach unseren Produkten; die Lieferzeiten werden sich aber auch aufgrund unserer adaptierten Produktions-Planung und den obgenannten Maßnahmen einpendeln.
Building Times: Ist das ein spezielles Problem in Ostösterreich oder tritt es ganz Österreich?
Marchner: Die hohe Nachfrage betrifft die ganze Baubranche, unabhängig von geographischen Faktoren.
Building Times: Denkt man bei Wienerberger über eine Ausdehnung der Schichten nach? Ist das überhaupt möglich?
Marchner: Wienerberger hat heute 30 % mehr als im Vorjahr an die heimischen Baustellen verliefert und hier Engpässen bei anderen Baustoffe abgefedert. Wir produzieren mit vollen Kapazitäten. Die Investitionen in unser Werk in Hennersdorf von 500.000 EURO werden zusätzlich Ziegel für 750 EFH bringen. Eine Ausdehnung der Schichten ist nicht mehr möglich.