Wien bringt PV-Pflicht und digitalen Bauakt

Die Wiener Solarpflicht wird ausgeweitet. Künftig müssen auch auf Wohngebäuden und Bildungsbauten Photovoltaikanlagen installiert werden. Der damit erzeugte Strom soll lokal verbraucht werden. Weiters kommt der längst fällig elektronische Bauakt und eine Pflicht zur Schaffung von Ladesäulen für E-Mobile.

Rot-Grün in Wien bringt eine kleine Reform der Bauordnung. Die Ziele sind mehr Digitalisierung und Klimaschutz, so Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal und Grünen-Planungssprecher Peter Kraus.  Der vorliegende Entwurf wird im Lauf dieser Woche zur Begutachtung vorgelegt.

Wesentliche Änderungen

Der Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung wird um eine Expertin bzw. einen Experten auf dem Gebiet Klimaschutz bzw. Energiewesen erweitert. Dadurch wird dieses entscheidende Zukunftsthema auch in diesem wichtigen Gremium noch mehr Gewicht erhalten.

Ausweitung der Solarpflicht

Bei bestimmten Neubauten müssen bereits heute verpflichtend Solaranlagen vorgesehen werden. Künftig gilt das auch für Wohngebäude und Bildungsbauten. Die Höhe der Verpflichtung ist für den Wohnbau so bemessen, dass der produzierte Strom unmittelbar im Haus verbraucht werden kann (z.B. in den allgemeinen Hausteilen). Die kleine Bauordnungsnovelle sorgt somit für einen sanften Einstieg in die Photovoltaik (PV). Wo ein über das Mindesterfordernis hinausgehendes Ausmaß von PV-Anlagen sinnvoll ist, werden die Bauwerber diese Möglichkeiten – nicht zuletzt auch dank entsprechender Förderanreize – planmäßig sehr verstärkt nützen.

Wenn die Errichtung von Photovoltaik-Anlagen aus rechtlichen, technischen oder wirtschaftlichen Gründen im Einzelfall nicht möglich ist, konnte die Verpflichtung bisher entfallen. Künftig ist der Solarverpflichtung in solchen Fällen auf Ersatzflächen nachzukommen. Auf diese Weise wird der Einsatz solarer Energieträger bzw. anderer technischer Systeme zur Nutzung umweltschonender Energieträger insgesamt gestärkt (Wohnbauten sind von der Ersatzverpflichtung ausgenommen).

Elektronische Bauverfahren

Es wird eine Rechtsgrundlage geschaffen, um in Zukunft alle entsprechenden Behördenschritte elektronisch abzuwickeln; wie etwa:

– Erstattung einer Bauanzeige

– Ansuchen um Baubewilligung (gilt auch für besondere Baubewilligungsverfahren, wie zum Beispiel vereinfachte Baubewilligungsverfahren)

– Anzeige des Baubeginns

– Meldung der Fertigstellung

Die Behörde hat jedoch die Möglichkeit, im elektronischen Bewilligungsverfahren die Vorlage einer Ausfertigung der Baupläne zu verlangen, wenn dies für die Durchführung des Verfahrens erforderlich ist (etwa wenn im Baubewilligungsverfahren andere Stellen einzubeziehen sind, die noch nicht über die entsprechende technische Infrastruktur verfügen). Weitere Modalitäten, wie die elektronische Unterfertigung, die elektronische Zustellung und Rahmenbedingungen des elektronischen Verkehrs, werden darin ebenso geregelt.

Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge

In Neubauten sowie bei größeren Renovierungen sollen unter bestimmten Umständen Ladepunkte für Elektroautos bzw. Leerverrohrungen zur nachträglichen Schaffung von weiteren Ladeplätzen verpflichtend vorgesehen werden. Die genaue Anzahl wird gesetzlich vorgegeben und ist abhängig davon, ob es sich um ein Wohngebäude oder Nicht-Wohngebäude handelt. Die Regelung dient der Förderung der Elektromobilität und entspricht auch der Umsetzung von EU-Recht.

Außerdem gilt: Gemeinsam schaffen wir das!