Technische Hauptrolle

Salzburg und Bad Gastein sind Hotspots für Siemens-Gebäudetechniker. Bei den Festspielen ist der Technik-Riese omnipräsent, in Gastein als Energie-Contractor eine Größe für sich.

Die Spielstätten der Salzburger Festspiele verkauften heuer gut 266.000 Tickets für 206 Aufführungen. Die Gesamteinnahmen betrugen 2017 knapp 30 Millionen Euro. Damit werden rund 45 % des Gesamtbudgets erwirtschaftet. Den Rest steuern Bund, Länder und Sponsoren bei.

Siemens ist seit 1999 Hauptsponsor der Festspiele. Zugleich ist der Industrieriese auch technischer Partner in den Sparten Brandschutz, Klimatisierung, Theatertechnik und Zutritt. Und da gibt es an den drei Spielstätten Felsenreitschule, Großes Festspielhaus und Haus für Mozart reichlich zu tun, handelt es sich bei den Bühnen mit insgesamt mehr als 5.000 Sitzplätzen doch um Sonderimmobilien par excellence. Da sind einmal die Anforderungen, die der Spielbetrieb und das künstlerische Wirken erfordern. Und dann sind da noch die Bedürfnisse von Zuschauern, Lieferanten und Mitarbeitern. Kurzum, zu den Spielzeiten werden auf engem Raum temporär sehr viel Bedürfnisse erfüllt. Dazu braucht es jeden Menge Technik und Energie.

Die Festspiele verbrauchen jährlich nicht ganz eine Million Euro für Heizung, Kühlung, Lüftung und Wasser. Ein wesentlicher Teil davon entfüllt auf den Strom, von dem pro Jahr etwa 3,6 GWh verbraucht werden. Die Rechnung fiele deutlich höher aus, wenn nicht schon seit vielen Jahren das Kaltwasser des Almbachs für das Freecooling genutzt würde.

Das kalte Wasser des Bachs ermöglicht die Kühlung der Häuser bis Pfingsten. In den warmen Monaten danach hilft eine Quantum-Kältemaschine, die Räume zu kühlen. Die Steuerung dafür ist von Siemens, ebenso wie das Inspizientenpult, das mit seinen vielen Lautsprecherkreisen zugleich als Evakuierungsanlage dient.

Auch beim Zutritt ist Siemens in Salzburg stark vertreten: Alle Eingänge werden mit Kameras überwacht, die auf Monitore in der Portiersloge geschaltet sind. Um Berechtigten den Zutritt zu vereinfachen, werden jedes Jahr mit Siport NT VAS rund 7000 Bildausweise schnell und fälschungssicher hergestellt. Die Ausweise ermöglichen die Zeiterfassung und den bargeldlosen Einkauf in der Kantine.

Eine immens wichtige Funktion erfüllt im Theaterbetrieb die Brandmeldeanlage. Dazu ist in den Spielstätten eine Sigmasys-Anlage mit drei Kernen installiert. 1.823 automatische Brandmelder und 179 nichtautomatische Geräte überwachen die vielen Bereiche der Häuser. Die Zuschauer- und Bühnenbereiche werden mittels Linearmeldern, Flammenmeldern und Rauchansaugsystemen geschützt. Zudem ist ein Wächterrundgang in das System integriert.

Eine bedeutende Rolle spielt Siemens auch im Bereich der Akustik der Spielstätten. Im Großen Festspielhaus ist ein elektronisches Raumakustik- und Effektsystem installiert. Ein digitaler Signalprozessor ermöglicht es, den Raumklang flexibel anzupassen. Zudem bietet das System Effektmöglichkeiten, um Bewegungen, Ausdehnungen und den Hallanteil virtueller Schallquellen direkt und vorprogrammiert darzustellen.

Natürlich brauchen all die Anlagen eine laufende Wartung und Instandhaltung, die von Siemens erbracht wird. Und weiters stehen einige Erneuerung an. Seit dem 3. September sind wieder Techniker vor Ort, um im Großen Festspielhaus die Sicherheitstechnik und die Elektrik auf den neuesten Stand zu bringen. Derzeit sind 12 Millionen Euro für diverse Bauarbeiten veranschlagt, eine Ausweitung auf 40 Millionen Euro steht jedoch zur Diskussion. Bis 2021 soll das große Haus dann voll zukunftsfähig sein.

Thermal-Wasser-Heizung

Um die Zukunftsfähigkeit geht es auch beim Einspar-Contracting-Projekt im Badehospiz in Bad Gastein. Das 195-Betten-Haus gehört der ältesten Privatstiftung Europas und ermöglicht Patienten mit Entzündungen im Stütz- und Bewegungsapparat Kuraufenthalte. Das im Thermalwasser Gasteins enthaltene Radon lindert ihre Beschwerden und trägt seit 2015 auch zum Heizen des Hauses bei. Früher bezog das Hospiz jährlich 2,2 Millionen kWh an Fernwärme, nun trägt die mit Öl erzeugte Fernwärme nur mehr in Spitzenzeiten zur Raumwärme bei. Die jährlichen Energiekosten lagen bei rund 370.000 Euro; nachdem Siemens als Generalunternehmer die Bau- und Gebäudetechnik erneuert hat, sind es über 90.000 weniger pro Jahr.

Komplett erneuert wurden Mess-, Regel- und Steuertechnik, die Heizzentrale wurde rückgebaut und mit neuen Pumpen sowie optimierter Hydraulik versehen. Bei der Lüftung wurde eine Förderstrom-Optimierung vorgenommen und bei der Beleuchtung in manchen Bereichen auf LED umgestellt. Weiters wurden die Fenster erneuert und die Fassade gedämmt. Eine wichtige Maßnahme stellt die Nutzung des 42 Grad warmen Thermalwassers für die Heizung dar. Davon stehen dem gemeinnützigen Haus täglich 240 m³ zur Verfügung, 30 m³ werden in der Therapie verwendet, der Rest für die Heizung. Viele Teile des Hauses wurden auf Niedrigtemperatur (Fußboden) umgestellt. Auch beim Wasserverbrauch wurde mit sensorgesteuerten Armaturen nachgeschärft, womit jährlich fast 1,3 Mio. Liter Trinkwasser gespart werden.

Das Gesamtinvestment betrug 910.000 Euro; das Projekt wurde mit 107.000 Euro gefördert, womit sich am Ende eine Amortisationszeit von weniger als neun Jahren ergibt. Man sei mit dem Contractor rundum zufrieden, wie Norbert Ellmauer, Geschäftsführer Stiftung Kurtherme Badehospiz, bestätigt.

Sein Haustechnikteam besteht aus zwei Personen. Sollte es beim Energie- oder Wasserverbrauch Abweichungen geben, erhalten die Techniker eine Meldung, da die Anlage am Monitoringsystem von Siemens hängt. An das Beobachtungssystem ist übrigens auch die Felsentherme von Bad Gastein angedockt. Bei diesem Bad hat Siemens 1,54 Millionen Euro in MSR, die Schwimmbadtechnik und die Fassade investiert. Ein großer Brocken war dort auch die Sanierung des Sportbeckens, wo in der Vergangenheit t.glich rund 200 m³ Wasser verlorengingen. Die getätigten Investitionen sollten sich nach knapp neun Jahren amortisieren. Danach kommen die jährlich erzielten Einsparungen direkt dem Betreiber der Therme zugute.