Mehr als Licht
Die Power-Days lockten heuer 8.000 Fachbesucher nach Salzburg und boten mit der Sonderschau Licht eine spezielle Bühne für die boomende Licht- und Beleuchtungstechnik. Die Markttreiber sind vernetzte und smarte Beleuchtungslösung sowie das Internet der Dinge (IoT).
Glühbirnen – was ist das? Die jüngere Generation kann kaum mehr was mit der alten Technologie anfangen. Vor zehn Jahren wurde die gute alte Glühbirne in der EU verboten. Zuerst ging es den 100 Watt-Lichtheizstrahlern an den Kragen. Im September 2012 folgte das Aus für alle Glühlampen. Anfangs war der Jammer groß, da die Energiesparlampen nicht der wirkliche energieeffiziente und brauchbare Ersatz waren. Sie taugten nur für eine kurze Übergangsphase, denn die LEDs waren rasch in allen Belangen überlegen. Heute sind die lichtemittierenden elektronische Elemente längst der Standard, weil sie nicht nur effizient und langlebig sind, sondern viele günstige Eigenschaften zur Lichtgestaltung bieten.
Diese Möglichkeiten werden von den Herstellern und Lösungsanbietern auch auf Messen, wie jüngst den Power-Days in Salzburg, stolz präsentiert. Internationale Größen wie Ledvance (zuvor Osram) und Signify (einst Philips Lighting) sowie zahlreiche weitere Spezialisten wie Ledon, Easylux, LKD, Molto Luce, Niko (Züblin), Opple, Pamalux, Sonlux, Trilux oder Veko zog es dieses Jahr nach Salzburg. Besonders auf der Sonderschau Licht konnten sich Fachbesucher über zukunftsweisende Produktentwicklungen und die neuesten Innovationen in der Licht- und Beleuchtungstechnik informieren. Ein Schwerpunkt war etwa die ressourcenoptimierte Beleuchtung und das Lichtmanagement für Städte, Gemeinden und öffentliche Einrichtungen.
Smart und vernetzt
Der Trend sind aber vernetzte und smarte Lösungen. Die Digitalisierung hat nun auch die Lichttechnik völlig erfasst und wächst mit der Gebäudetechnik zusammen. Das erfordert ebenfalls neue Formen der Zusammenarbeit und den Aufbau von speziellem Know-how. Die Beleuchtungslösungen werden mit der Vernetzung intelligenter – also mit eigenen Prozessoren und teils gar mit KI-Lösungen bestückt –, um Daten aus dem Reich des Internet of Things (IoT) gleich vor Ort verarbeiten zu können. Die Idee ist, Leuchten in Sensorplattformen zu verwandeln. Damit wird die Lichttechnik ein wichtiger Punkt für das gesamte Gebäudemanagement und muss sich mit Themen wie Vernetzung, Künstlicher Intelligenz und BIM (Building Information Modeling) auseinandersetzen. Laut einer Studie von IHS Technology legte der globale Markt für smarte und vernetzte Beleuchtungslösungen für kommerzielle Anwendungen von 6, 1 Mrd. Dollar 2017 auf 7,2 Mrd. Dollar zu. Auch die jährlichen Wachstumsprognosen von 21 Prozent bis zum Jahr 2022 sorgen für Euphorie bei den Anbietern und Investoren. 2022 soll der Bereich gar schon 21 Milliarden Dollar schwer sein. Weniger erfreu-lich sieht es in den nächsten Jahren bei den allgemeinen Beleuchtungsprodukten aus, während LED-Beleuchtungsprodukte weiterhin mehrstellig wachsen – eben besonders im Segment der kommerziellen und smarten Beleuchtungssysteme.
Internet der Dinge
Als größter Markttreiber wird dabei das IoT gesehen, denn der Boom im Bereich LED-Beleuchtung wird nicht ewig halten. Künftig dienen nicht nur Straßenlaternen zugleich als Ladestationen für Elektroautos, sondern vor allem auch mit Sensoren bestückte Leuchten als wichtiges Element für das IoT. Um die Daten schon vor Ort aufzubereiten, sind sie mit eigener Intelligenz bestückt. Teils werden diese Informationen direkt genutzt oder in die Cloud geschickt, um sie für weitere Dienste zu nutzen. Die Position und die
Verkabelungsmöglichkeiten machen die Leuchten als ideale Plattformen für allmögliche Sensoren oder auch von Sicherheitssystemen. So lässt sich dank der leuchtenden Alleskönner nicht nur das Licht beispielsweise in Seminarräumen individuell nach den Wünschen der Nutzer einstellen. Die Sensoren liefern auch noch Informationen, etwa zur Luftqualität oder der Anzahl der anwesenden Personen. Weitere Daten wie die zuvor per App eingestellten individuellen Wünsche bezüglich Raumtemperatur und Co. liefert die Cloud. All diese gesammelten Informationen lassen sich schließlich noch für zahlreiche andere Dienste nutzen. Das beginnt bei der Verfügbarkeit von Personen und Räumlichkeiten, geht über das Facility Management (etwa Reinigung und Wartung genau nach Bedarf) bis hin zur Nutzung der unzähligen Daten für die künftige Gebäudeplanung. Mit Kameras bestückt dienen Leuchten zugleich als Zutrittslösungen und Alarmanlagen.
Wegen dem riesigen Potenzial, das smarte und vernetzte Beleuchtungslösungen bieten, investieren die Marktgrößen derzeit besonders in den Aufbau von IoT-Plattformen. Signify, der sich als Weltmarktführer für Beleuchtung sieht, hat mit Interact beispielsweise eine skalierbare IoT-Plattform entwickelt, die ein IoT-fähiges vernetztes Beleuchtungssystem nutzt. Abermillionen an Daten lassen sich verarbeiten und analysieren und mit KI-Applikationen und maschinellem Lernen auswerten und nutzen. Und all dies erfolgt in Echtzeit. Damit kann auch der aktuelle Status jedes Lichtpunktes über die Cloud sofort abgerufen werden. So können etwa Straßenlampen gleich melden, wenn etwas nicht passt, und Lichtszenarien lassen sich sehr einfach einstellen. Signify hat kürzlich mit Interact Pro auch die erste Lösung für KMUs auf den Markt gebracht. Sie können damit beispielsweise im Rahmen einer Beleuchtungssanierung das Potenzial intelligenter Multitasking-Beleuchtungslösung und des Internet der Dinge rasch nutzen. Bedienen lässt sich alles über ein Dashboard am PC sowie eine App für Mitarbeiter. Ledvance, die aus dem Osram-Geschäftsbereich für die Allgemeinbeleuchtung hervorgegangen ist, erzielte im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro.
Neben dem Retailgeschäft und Baumarktprodukten wird intensiv auf intelligente Licht-Produkte für Smart Homes und Smart Buildings gesetzt. Laut Florian Gansterer, Vertriebsleiter Trade Österreich, werden im Business-Segment rund 350 Millionen Euro umgesetzt; in Österreich sind es rund 3,5 Millionen. Bei den intelligenten digitalen Lichtmanagementsystemen sowie bei den Cloud- und IoT-Lösungen setzt Ledvance auf die Systeme von Osram. Mit der LUXeye-Lichtsteuerung mit Smartphone-Anbindung können Anwender per Fingerstreich das Licht einfach steuern. Mit Lightelligence bietet Osram eine umfassende offene IoT-Plattform samt digitalem Ökosystem für die Beleuchtungsbranche an. Ein eigenes Toolkit ermöglicht, rasch IoT-Applikationen zu entwickeln, mit denen nicht nur Büros optimiert, sondern beispielsweise Kunden im Einzelhandel personalisierte und ortsgebundene Angebote bekommen. Intelligente Lichtsteuerungs- und -managementsysteme für smarte Gebäude bieten mittlerweile einige Hersteller an. Die heimische Tridonic, eine Zumtobel-Tochter, hat dazu etwa die Toolbox „net4more“ für IP-basierte Vernetzung entwickelt, mit der Geräte und Sensoren per Kabel, mit Power over Ethernet oder kabellos vernetzt werden können.
Was kommt nach LED?
Während aktuell alles auf die LED-Technologie setzt, stellt sich die Frage, was mit den vor Jahren stark gehypten OLEDs passiert ist. Die nächste Lampenrevolution bewahrheitet sich im schnellen Technologierennen der letzten Jahre jedenfalls nicht. Die Rolle der OLEDs liegt derzeit klar im Displaybereich. „Im Beleuchtungsbereich spielen OLED keine Rolle. Da haben alle Firmen das Handtuch geworfen“, betonte etwa auch der Forschungsleiter des neuen Lichtlabors in Pinkafeld, Franz-Peter Wenzl, in der letzten Building Times-Ausgabe, weshalb klar die LED-Technologie und der Forschungsbereich „Smart Connected Lighting“ im Zentrum stehen. OLEDs sind zwar sehr dünn, flexibel und reaktionsschnell und können günstig gedruckt werden, haben aber in der Regel eine kürzere Lebensdauer als LEDs und eine deutlich geringere Lichtausbeute von rund 60 lm/W, während es normale LEDs schon auf 200 lm/W und optimierte auf gar 300 lm/W bringen. Aktuell finden sie sich jedenfalls als Beleuchtung nur in Nischen, wenn etwa besonders auf blendfreie, flächige Beleuchtungslösungen Wert gelegt wird. Aber wer weiß – als die wenig energieeffiziente Glühbirne verbannt wurde, zweifelten viele auch an der LED-Technologie.