Heizung & Wahl – wie geht es weiter?

Demnächst finden Wahlen statt. Die Vereinigung der österreichischen Kessel- und Heizungsindustrie (VÖK) hat bei den Parlamentsparteien nachgefragt, wie es nach der Wahl weitergehen könnte. Finden Sie hier die Antworten von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos und Grüne.

Förderungen durchforsten, Subventionen hinterfragen und das Sparen im System sind derzeit angesagt. Nachdem die wahlkämpfenden Damen und Herren es tunlichst vermeiden ein wohl anstehendes Sparpaket beim Namen zu nennen, wird rhetorisch gekonnt balanciert. Klartext ist erst nach dem Wahlgang zu erwarten.
Die VÖK hat dennoch den Versuch unternommen die im Parlament vertretenen Parteien auf ihre Positionen hin abzuklopfen. Dieses Engagement ist leicht erklärt, gehört die Heizungsindustrie doch zu den eindeutigen Gewinnern der großen heimischen Fördergießkanne. Noch nie zuvor wurde der Heizungstausch so gefördert wie jetzt. Und das macht auch Sinn, denn Heizungen, die technologisch auf der Höhe der Zeit sind brauchen deutlich weniger Energie. Das bedeutet auch geringere Betriebskosten. Zudem verringern neue Heizungen den Ausstoß von CO2, der in der Zukunft deutlich teurer werden wird. Wenn Österreich seine eigegangenen Reduktions-Verpflichtungen nicht erfüllt, stehen Strafzahlungen an.
Die eindeutig bessere Variante ist es Steuergeld in die Verbesserung der Heizungen zu pumpen. Mehr als ein Drittel des österreichischen Endenergieverbrauches werden in privaten Haushalten und dem Dienstleistungssektor eingesetzt. Das vor allem für Heizung und Warmwasser.

Wie die Parteien zu dieser Thematik stehen hat die VÖK mit mehreren Fragen evaluiert. Geantwortet haben die Energiesprecher Alexander Kassegger (FPÖ), Tanja Graf (ÖVP), Alois Schroll (SPÖ), Karin Doppelbauer (Neos) und Lukas Hammer (Grüne).

VÖK: In keinem anderen Land in Europa wird derzeit die Heizungssanierung so gefördert wie in Österreich. Werden Sie diese Förderungen auch nach der Wahl so beibehalten und wenn ja in welcher Höhe?

Kassegger: Aus Freiheitlicher Sicht ist jedenfalls Wert darauf zu legen, dass Heizungssanierungen auf Freiwilligkeit beruhen. Grundsätzlich sind Förderungen für den Austausch fossil betriebener Heizungen selbstverständlich zu befürworten. Wichtig sind in diesem Zusammenhang transparente und nachvollziehbare Förderrichtlinien.

Graf: Das ist korrekt, 75 % oder sogar 100 % Förderung bei einem Kesseltausch ist wohl einzigartig. Es ist aktuell schwierig das Programm und die Schwerpunkte der nächsten Regierung vorauszuahnen. Wir haben die Finanzierung bis 2027 sichergestellt.

Schroll: Die Dekarbonisierung der Heizsysteme spielt eine zentrale Rolle für die Erreichung der Klimaziele. Fördersysteme sind jedenfalls sinnvoll, wenn sie sozial treffsicher und antizyklisch eingesetzt werden.

Doppelbauer: Es bedarf ausreichender, transparenter Förderungen für thermische Sanierungen und Heizungstausch, aber auch bei in der Sache notwendigen Förderungen muss auf Kosteneffizienz geachtet werden. Wir sehen diese Effizienz im aktuellen Förderregime nicht gegeben und streben eine Änderung an, um Überförderungen zu vermeiden. Die genaue Höhe von Förderungen wird nach einer dementsprechenden Überprüfung der aktuellen Systeme und unter Berücksichtigung der Haushaltsmittel festgelegt, um den größtmöglichen Nutzen für Bürger*innen und Umwelt zu erzielen.

Hammer: Es stimmt, die Förderung bei der Heizungssanierung in Österreich ist einmalig. Wir Grüne haben erkämpft, dass im Rahmen des Umweltförderungsgesetzes für die thermische Sanierung und den Kesseltausch von 2023 – 2025 ein Förderzusagerahmen von 2,3 Milliarden Euro zur Verfügung steht. Vor unserer Regierungsbeteiligung gab es dafür im Jahr 2019 gerade mal knapp 63 Millionen Euro. Außerdem gibt es durch unseren Einsatz mit der Aktion „Sauber Heizen für Alle“ erstmals eine eigene Förderschiene für Menschen mit geringem Einkommen, bei der wir bis zu 100% der Kosten fördern können. Wir werden uns jedenfalls auch in Zukunft dafür einsetzen, dass die Förderungen in dieser Höhe weitergeführt werden, damit sich Menschen von ihren fossilen Heizungen befreien und sich diesen Umstieg auch leisten können.

VÖK: Wie stehen Sie zu degressiven Fördermodellen, also einer stufenweisen Reduktion über einen längeren Zeitraum, um Planbarkeit zu ermöglichen?

Kassegger: Ein Zuviel an Fördermitteln führt unter Umständen zu unökonomischen Entscheidungen und Anreizen. Eine seriöse Einschätzung und Beurteilung, ob und welche Förderungen im Falle einer Regierungsbeteiligung beibehalten werden können, setzt jedoch die Kenntnis der tatsächlichen budgetären Situation voraus.

Graf: Ziel der Förderung war und ist es „Anreize“ zu schaffen und einen schnelleren Umstieg zu fördern. Die Idee eines degressiven und etwas sparsameren Förderprogrammes ist eine Option, die man bei der nächsten Regierungsbildung mitnehmen sollte.

Schroll: Die Wirksamkeit und Effizienz der Förderungen muss nach dem sorglosen Umgang mit budgetären Mitteln sicher überprüft und nachgeschärft werden. Eine generelle Degression scheint nicht notwendig, es sind immer noch ausreichend Heizsysteme zu erneuern.

Doppelbauer: NEOS befürworten degressive Fördermodelle für Heizungssanierungen, da sie Anreize für frühzeitiges Handeln setzen und gleichzeitig Planungssicherheit bieten.

Hammer: Wir haben die bestehenden Förderungen ausgebaut und z.B. mit „Sauber Heizen für Alle“ neue Fördermodelle geschaffen. Die Förderungen sollten immer weiter entwickelt werden. Wichtig ist ein langfristiger Rahmen, um Planbarkeit zu gewährleisten. Aus Grüner Sicht wäre ein langfristiges Fördermodell mit abnehmenden Förderhöhen zu begrüßen, damit der Anreiz für zeitnahe Investitionen vergrößert wird.

VÖK: Österreich fördert eine neue Holzheizung oder Wärmepumpe nur, wenn der vorhandene Öl- oder Gaskessel entfernt wird. Warum werden nicht wie z. B. in Deutschland auch Hybridanlagen gefördert, bei der die vorhandene funktionierende Anlage um eine Wärmepumpe, Holzheizung, PV oder Solaranlage ergänzt wird, die 65 % des Bedarfes liefern muss?

Kassegger: Die Tatsache, dass neue Holzheizungen bzw. Wärmepumpen nur dann gefördert werden, wenn ein bestehender Öl- oder Gaskessel entfernt wird, ist tatsächlich nur schwer nachvollziehbar.

Graf: Die Idee habe ich als Energiesprecherin auch eingebracht, leider hatte hier der Koalitionspartner eine andere Ansicht und daher fand sie bei diesem Programm keinen Platz. Hybridlösungen sollte man auf alle Fälle bei der nächsten Regierungsverhandlung nochmals einbringen. Hybridlösungen und somit eine clevere Streuung des Risikos halte ich persönlich für sehr gut.

Schroll: Doppelgleisigkeit ist keine praktikable Lösung. Die SPÖ steht für Technologieklarheit, um Investitionssicherheit zu fördern.

Doppelbauer:
Förderungen sollen jetzt darauf abzielen, den Weg in die Klimaneutralität einzuschlagen und das Zeitalter von fossilen Brennstoffen zu beenden. Aus diesem Grund halten wir es für sinnvoll, sie dann zu gewähren, wenn damit ein vollständiger Ausstieg aus der Wärmeversorgung mittels Öl- und Gaskessel einhergeht.

Hammer: Unser Programm ist sehr klar: Es heißt „Raus aus Öl und Gas“. Das ist auch das Ziel. Niemand braucht mehr einen Öl- und Gaskessel. Als Politiker interessiere ich mich aber natürlich auch für die Kosten für die gesamte Gesellschaft. Und es entstehen hohe Kosten bei geringem Nutzen, wenn ein Gasnetz wegen einiger weniger Gebäude, die an wenigen Tagen mit Gas zuheizen wollen, aufrecht zu erhalten. Natürlich kann sich jede:r eine Hybridheizung einbauen, es ist ja nicht verboten. Mit der Bundesförderung gibt es dafür aber keine Unterstützung, solange fossile Energieträger genützt werden. Es gibt aber schlaue Hybridlösungen mit Solar, Wärmepumpe und Biomasse.

Über die VÖK

Die VÖK vertritt seit über 40 Jahren Hersteller und Lieferanten aller Heizungstechnologien, also Pellets- und Holzheizung, Wärmepumpen Gas- und Ölheizungen, Solarthermieanlagen und Photovoltaik – und das für alle Leistungsklassen.