Ein Rebell plant Großes

Der Planer Harald Kuster reizt die Kraft der Betonkernaktivierung aus.

Der Salzburger Harald Kuster ist kein Techniker, aber Technik-Freak. Er ist, das sieht man ein wenig, ein Genussmensch. Und genießt es auch, Skeptiker zu überzeugen. Von denen gibt es in Kusters Fachgebiet genug.  Er plant Energielösungen für Gebäude, die nicht selten weitab von dem sind, was gemeinhin als machbar und funktionierend angesehen wird. So auch bei der neuen Zentrale der zur GC-Gruppe gehörenden Steiner Haustechnik in Bergheim bei Salzburg. Der Komplex ist 90 m breit und 140 m lang und beherbergt rund 5.000 m2 beheizte Büro- und Schauraumflächen. Weitere 10.000 m2 Lagerfläche werden auf mindestens 16° C temperiert. Dies ergibt ein Gesamtvolumen von über 140.000 m³. Die errechnete Heizlast für das imposante Betriebsgebäude beträgt insgesamt 950 kW. Tatsächlich installiert wurden drei Wärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 270 kW, also etwas mehr als ein Viertel dessen, was mit konventioneller Planung wohl gebaut worden wäre. Kusters Zugang ist simpel und effizient: Er speichert Energie in den Betonkern ein; im Fall von Steiner sind es rund 10.000 kWh, die in den Massivdecken und im Boden (Lager) gebunkert werden. Insgesamt sind damit 4.500  m³ Beton aktiviert, die aktivierte Speichermasse beträgt somit 10.800.000 kg. Für die Heizung und Kühlung wurden 36 Erdsonden 150 Meter tief gebohrt. Die Wärmepumpen erbringen – gemessen im ersten Winter – eine Jahresarbeitszahl von 4,7. Im Sommer wird die Kühle der Erde für die Basiskühlung genutzt; es sollte selbst an sehr heißen Tagen im Gebäude nicht mehr als 25 Grad warm werden, so Kuster. Ein Teil des Stroms für die Wärmepumpen und den Betrieb des Hauses liefert eine 40 kwpeak-Photovoltaikanlage. Die Kosten der Gebäudetechnik, die Kuster gemeinsam mit dem Büro Ing. Peter Wambach (Lüftungs- und Sanitärplanung) erledigt hat, werden vom Hausherrn Bernhard Zwielehner mit 1,8 Millionen Euro beziffert. Das seien rund 3 % mehr als eine Lösung mit Gasheizung. Abzüglich der von Bund und Land beigesteuerten Förderung liegen die Mehrkosten ungefähr bei 330.000 Euro. Dem gegenüber stehen gewaltige Einsparungen im Betrieb. In der alten Zentrale, die ein Drittel kleiner war, betrugen die jährlichen Kosten für Heizung und Kühlung 90.000 Euro. Im neuen Haus, das weiß man nach dem ersten Winter, reichen 12.000, wovon etwa 2.000 Euro für die Kühlung anfallen, die zum Betrieb lediglich den Pumpenstrom braucht. Und niemand musste frieren, denn das Haus war den Nutzern eher zu warm als zu kalt.  Kein Wunder also, dass der Österreich-Chef der GC-Gruppe Hans-Peter Moser bemerkt, dass Zwielehner wohl der glücklichste Hausherr in der Gruppe sei. Dieser hat aber auch seinen Teil dazu beigetragen, denn der Bau entstand in Rekordzeit und war nach neun Monaten bezugsfertig.

Über weitere aktuelle Projekte von Harld Kuster lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Building Times.

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