Die gedruckte Brücke
Demnächst wird die weltweit erste Stahlbrücke, die aus einem 3D-Drucker kommt, einen der ältesten und bekanntesten Kanäle von Amsterdam überbrücken, den Oudezijds Achterburgwal. Den START-Prize, der in Linz übergeben wird, hat das Pionierwerk bereits gewonnen.
Beim Ars Electronica Festival in Linz (6. bis 10. September) wird der Große Preis in der Kategorie „Innovative Collaboration“ des START Prize 2018 (S+T+ARTS, Science, Technology und Arts) der Europäischen Kommission an die Niederländer Joris Laarman Lab und MX3D für die ihre weltweit erste Brücke aus dem 3D-Drucker vergeben werden. Die 3D Pioneers Challenge in der Digital-Kategorie hatten die Niederländer bereits kurz zuvor gewonnen.
Die organisch geformte Brücke aus rostfreiem Stahl ist 12,50 Meter lang und 6,30 Meter breit. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme weist sie eine erhöhte Wandstärke auf und eine standardisierte Stahlfahrbahn, „obwohl die laufende Aktualisierung der Finite-Elemente-Analyse eine ausreichend stabile Struktur sicherstellte“, wie Gijs van der Velden, CEO von MX3D, in einem Interview erklärte. Denn eines der vielen Probleme bei der Entwicklung der Brücke, die seit 2015 läuft, „war der Mangel an Engineering-Software, welche die Berechnungen an unserem komplizierten 3D-Modell durchführen konnte“, wie van der Velden weiter anmerkte.
Im Oktober wird die Brücke fertiggestellt, dann wird das Sensorsystem live getestet werden, „wahrscheinlich auf einem niederländischen Festival, bei dem die Besucher zum ersten Mal die Brücke passieren können. Sobald alles getestet und genehmigt ist, wird die Brücke im nächsten Jahr im Stadtzentrum von Amsterdam stehen und dort hoffentlich auch weiterhin verweilen“, ist der MX3D-Chef zuversichtlich. Die dabei gesammelten Daten sollen für den Bau eines digitalen Zwillings verwendet werden, der wiederum als Werkzeug zur schnelleren Weiterentwicklung der Entwürfe genutzt wird. Was sich zu einer völlig neuen digitalen Ästhetik weiterentwickeln könnte.
„Schon eine zweite Brücke wird viel leichter und strukturell radikaler sein als die erste. Wir haben bereits einige große neue Projekte in der Pipeline, die es uns ermöglichen werden, das Potenzial dieser neuen kreativen Technologie zu verbessern“, kündigt Gijs van der Velden an. Er und das Team von MX3D, das sich aus dem renommierten Joris Laarman Lab entwickelt hat, sind alte Hasen in dem jungen Geschäft: Schon seit 15 Jahren beschäftigen sie sich mit verschiedenen digitalen Konstruktions- und Fertigungsmethoden, vor sechs Jahren wurde dann ein eigener Drucker entwickelt und nach ersten Versuchen mit Zweikomponenten-Harz wurde rasch auf Metalle gewechselt. Mehrere ausgedruckte Kunstwerke und ein Fahrrad waren die ersten Ergebnisse – die Brücke ist das bislang letzte.
Wie ernst die Arbeiten der Niederländer genommen werden, zeigen ihre Partner: Das Design stammt vom Joris Laarman Lab, die Konstruktion federführend von Arup, die metallurgische Expertise liefert ArcelorMittal, Autodesk hilft mit digitalen Produktionswerkzeugen, Lenovo liefert Computer-Hardware, ABB ist der Roboter-Spezialist und Air Liquide & Oerlikon bringen ihr Know-how zum Schweißen ein. Und die Gemeinde Amsterdam ist der erste Kunde.