Der Jubilar

Er ist seit zehn Jahren Chef der Porr AG. Der Umsatz hat sich seither fast verdreifacht, die Mitarbeiteranzahl verdoppelt. Und die Porr sieht sich unter Karl-Heinz Strauss fit für das digitalisierte Bauen. Im Building Times-Interview zieht der Konzernchef Bilanz, die von der Corona-Krise überschattet ist.

Karl-Heinz Strauss ist seit nunmehr zehn Jahren Generaldirektor der Porr AG. Er kam aus einem Unternehmen mit 150 Mitarbeitern in den Konzern mit 10.000 Beschäftigten, die einen Umsatz von rund 2 Milliarden Euro erwirtschafteten. Und er hat viel bewegt in diesen zehn Jahren. Heute zählt die Porr nahezu 20.000 Mitarbeiter, die einen Umsatz von 5,6 Milliarden Euro erzielen.

Dass Strauss einen Zug zum Tor hat, zeigte bereits die Entwicklung des größten zusammenhängenden Wiener Bürokomplexes Euro Plaza, die er als Strauss & Partner realisierte. Als Chef dieses Immobilienentwicklers war der gebürtige Kärntner Eigentümer von sechs Prozent der Aktien der Porr. Dann nutzte Strauss die Gunst der Stunde und erwarb gemeinsam mit seinem Partner, dem Gebäudetechnikunternehmer Klaus Ortner, das 38-Prozent-Aktienpaket der Industrieholding B&C. Das Syndikat Strauss-Ortner verfügt heute über 53,7 Prozent der Stimmrechte. Gemeinsam prägen diese beiden Eigentümer das Geschehen in der Porr.

Als Heimmärkte des Baukonzerns sind neben Österreich, Deutschland und Schweiz, Polen, Tschechien, Slowakei und Rumänien definiert. Dort ist und möchte die Porr zu den Top-Unternehmen gehören, die nicht nur große Projekte anbietet, sondern flächendeckend mit diversen Leistungen, wie Beton und Asphalt aus einer Hand, präsent ist. In der Slowakei sei man gerade im Aufbau, in Rumänien mitten drinnen, auch in Deutschland habe sich die Ausrollung in die Breite zuletzt sehr gut entwickelt, so der Konzernchef, der seine Karriere mit der HTL für Tiefbau begann und später Studien etwa an der Harvard University und der Management School in St. Gallen hinzufügte. Karl-Heinz Strauss ist knapp 60 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern.

 

BT: Corona hat die Welt verändert. Wie schätzen Sie die mittelfristigen Auswirkungen dieser Krise ein? Die Porr hat vorübergehend Baustellen stillgelegt, jetzt wird wieder gebaut. Wer trägt die Mehrkosten? Rechnen Sie mit vielen juristischen Auseinandersetzungen?

Strauss: Mit dem kürzlich veröffentlichten Handlungsleitfaden der Bau-Sozialpartner nimmt die Porr den Betrieb der mehr als 1.000 temporär eingestellten Baustellen in Österreich, in enger Abstimmung mit ihren Auftraggebern und Partnern, schrittweise wieder auf. Dabei sind selbstverständlich die jeweiligen Schutzmaßnahmen für sicheres Arbeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzuhalten und haben höchste Priorität. Ziel ist es, dass nach Ostern nahezu wieder Vollbetrieb herrscht. Die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen auf unsere Projekte sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht absehbar.

BT: Sie sind jetzt zehn Jahre an der Spitze der Porr AG. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Strauss: Die zehn Jahre sind vergangen wie im Flug. Ich bin mit einer gewissen Demut in diese Aufgabe gegangen. Was mich am meisten überrascht hat, und zwar positiv, war die Qualität und die Leistungsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen. Das war toll. Ein Einzelner kann wenig bewegen, im Team geht sehr viel. Ich bin weiterhin motiviert und es macht heute manches mehr Spaß als vor einigen Jahren.

BT: Was war schwieriger als Sie es erwartet haben?

Strauss: Ich bin aus einem Unternehmen mit 150 Mitarbeitern in einen Konzern mit 10.000 Beschäftigten gekommen. Heute sind wir 20.000, das verlangt natürlich einen Gewöhnungseffekt. Am Anfang war die wesentliche Herausforderung, das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen. Das stellt man sich mitunter einfacher vor, denn das Vertrauen muss man sich erarbeiten. Wenn das nicht gelungen wäre, wäre das nicht so gut ausgegangen.

BT: Sie haben die Porr in einer schwierigen Phase übernommen. Und haben sie innerhalb kurzer Zeit gedreht. Was war Ihr Erfolgsgeheimnis?

Strauss: Die klare Sprache zu Mitarbeitern, Kunden und Partnern. Wir haben Ziele formuliert und unsere Strategien danach ausgerichtet. Die gilt es immer wieder zu hinterfragen und nachzujustieren, was wir gerade mit einer Prozess- und Strukturoptimierung machen, die wir „Porr 2025“ nennen. Dazu kommen laufende Kostenoptimierungen und Automatisierungen.

BT: Sie haben auch die UBM umgebaut. Ist dieser Umbau abgeschlossen?

Strauss: Der Umbau war notwendig, weil wir damals drei Bauträger hatten. Jetzt sind wir ein Team, in das ich neben dem tollen Vorstand auch eingebunden bin. Die UBM hat inzwischen auch den Sprung geschafft und wickelt richtig große und tolle Projekte ab.

BT: Was sind die größten Herausforderungen für Baufirmen, die europaweit tätig sind?

Strauss: Wir haben derzeit eine etwas paradoxe Situation. Auf der einen Seite scheinbar endlose Aufträge, auf der anderen Seite nicht genug qualifizierte Fachkräfte, zu geringe Kapazitäten bei Subunternehmen und natürlich nicht ganz kalkulierbare Preise der Industrie. Die Konjunkturen laufen gut, der Hochbau ist beflügelt, solange die Zinsen niedrig bleiben. In der Infrastruktur haben wir einen großen Nachholbedarf, besonders in Deutschland und den angrenzenden Ländern Osteuropas. Dort spielt die EU mit ihren Kohäsionsfonds eine große Rolle. Das heißt die Nachfrage ist ungebrochen und bleibt voraussichtlich auch in den weiteren Jahren so wie sie ist.

BT: Das wirkt sich auf die Preise aus. In Deutschland hört man, dass die öffentliche Hand wegen der hohen Preise gar nicht mehr zum Zug kommt. Sind die Preise wirklich so gestiegen?

Strauss: Die Preise sind gestiegen, aber leider nicht die Margen der Bauunternehmen. Die Baufirmen leiden unter einer sehr geringen Marge und dem Risiko, das unser Geschäft mit sich bringt. Wenn zum Beispiel wie in Deutschland die Löhne für zwei Jahre um 6 Prozent angehoben werden und wenn die Industrie die Situation nutzt, um Preise zu erhöhen, wie in Polen, wo Beton um 23 Prozent teurer geworden ist und Stahl um 49 Prozent, dann wundere ich mich nicht. Das ist aber nicht in den Bilanzen der Baufirmen absehbar, sondern eher in der Zulieferindustrie.

BT: Wann dürfen sich Bauherren wieder auf niedrigere Baupreise einstellen?

Strauss: Die kolportierten Preissteigerungen sind relativ. Sie beruhen häufig auf drei Jahre alten Kalkulationen, dazwischen sind aber Löhne und Materialien deutlich im Preis gestiegen.

BT: Das heißt, die Preise bleiben hoch?

Strauss: Wenn die Industriepreise nicht weiter steigen und keine überzogenen Lohnsteigerungen eintreten, werden wir auf dem jetzigen Niveau bleiben. Ich wage hier keine Preissenkungen zu prognostizieren.

BT: Es gab im November eine Gewinnwarnung der Porr. Hat sich das beruhigt, oder bleibt diese Prognose aufrecht?

Strauss: Wir hatten Themen für eine Gewinnwarnung. Das war einerseits ein Brückenbau in Norwegen, der gründlich schief gegangen ist. Dazu kam das Umfeld in Polen, wo die drastischen Preiserhöhungen zu Verlusten geführt haben. Bei den jüngeren polnischen Projekten, die 2017 bis 2019 kalkuliert wurden, sind wieder sehr gute Margen drinnen, weil wir uns auf die veränderte Situation eingestellt haben. Die Porr hat ein Ergebnis von rund 35 Millionen Euro prognostiziert – das werden wir auch halten. Was den Blick nach vorne angeht, befinden wir uns derzeit in einer COVID-19-Ausnahmesituation. Die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschätzbar.

BT: Sie haben also die Risiken eingepreist.

Strauss: Ja, und unser Auftragsbestand ist auf einen All-Time-High. Und wir haben unsere Kalkulationsschemata geändert. Wir haben auch selektiv angeboten. Das heißt, wir haben nur mehr Projekte angenommen, für die wir auch die geeigneten Mannschaften haben und bei denen wir eine hohe Wertschöpfung generieren. Deshalb schauen wir sehr zuversichtlich in die nächsten Jahre.

BT: Bauen Sie noch für die öffentliche Hand?

Strauss: Natürlich, das sind bei uns in etwa 40 Prozent des Gesamtvolumens. Wir sind in Österreich Marktführer und bauen hier sehr viel für die öffentliche Hand – sowohl im Hochbau, als auch in der Infrastruktur. Wir sind eigentlich sehr zufrieden mit den Bauherrn und würden uns wünschen, dass die öffentliche Hand sehr viel früher und verstärkt auf das neue BIM-System umsteigt. So wie in Deutschland, wo ab 2021 jede Ausschreibung im BIM-Standard erfolgen wird. Hier sind wir in Österreich noch nicht so weit. Aber wir glauben, dass man bei größeren und komplizierteren Projekten jedenfalls mit dem Bestbieter-Konzept arbeiten sollte. Damit wären wir als Baufirma schon früh in die Planung eingebunden und könnten unsere Erfahrung mit Materialien und Statik einbringen. Viele Fachplaner sehen das natürlich nicht gerne, wobei ich schon betone, dass das Ganze immer partnerschaftlich über die Bühne gehen muss. Wenn die öffentliche Hand vorgibt, dass die Baufirma mit einem bestimmten Team arbeiten soll, dann werden Dinge wie Design-to-Budget und Lean Construction möglich. Dann können Zeitpläne eingehalten werden und alle arbeiten zum Wohl des Projektes und nicht zum Wohl eines Akteurs. Fachplaner, Baufirmen und Subunternehmen gehören in ein Boot.

BT: Die Bauindustrie ist relativ fit in Sachen BIM, in der Gebäudetechnik gibt es noch Zögerer, die Architekten springen mehrheitlich auch nicht so richtig auf. Sehen Sie da große Veränderungen in der Planungskultur und ein Übrigbleiben der Architekten?

Strauss: Nein, überhaupt nicht. Ich glaube auch nicht, dass jemand weiter vorne oder hinten ist. Ich meine, es haben alle erkannt, dass wir einheitliche Standards bei den Informationen brauchen – das ist BIM. Natürlich haben die Haustechniker noch ein Thema, weil sie vielfach Programme verwenden, die sehr effizient auf die Haustechnik zugeschnitten sind, aber die Schnittstelle zu Revit noch nicht gegeben ist. Daran muss gearbeitet werden, damit am Ende jeder seine Vorteile hat. Es erfordert einheitliche Programme und nicht nur Schnittstellen, sondern sogenannte Translatoren.

BT: Wie sieht die Situation bei der Porr konkret aus?

Strauss: Wir können schon heute unseren Auftraggebern einen Merkmalserver zur Verfügung stellen. Wir füllen ihn auch auf, aber ich glaube, niemand möchte sich abhängig machen. Deshalb ist es wichtig, dass jeder der Beteiligten seine eigenen Werkzeuge hat und nutzt und mit den passenden Schnittstellen die Information harmonisiert wird. Bei uns werden alle Vorplanungen, Planungen und Kalkulationen auf Basis von 3D-Modellen gemacht. Auch 4D kommt zur Anwendung und probeweise 5D. Ich meine, dass das die Zukunft ist. Lean Design und Lean Construction sind ja nichts anderes als das, was gute und erfahrene Bauleiter immer schon gemacht haben. Mit den Methoden wird das jetzt institutionalisiert.

BT: Wie viele Projekte laufen derzeit mit dieser Methode?

Strauss: Derzeit über dreißig. Das größte war das Büro-Projekt für BMW Freimann, das wir in sieben Monaten gemeinsam mit dem Bauherrn geplant und statt in 28 Monaten in 18 Monaten gebaut haben. Das waren über 80.000 m², womit man sieht, dass die Produktivität sich gravierend steigert.

BT: War das ein Projekt, das die Porr-Abteilung Design & Engineering geplant hat? Sie haben ja Architektur, Gebäudetechnik und Bau in einem Haus, waren da auch externe Partner mit dabei?

Strauss: Es waren natürlich externe Partner dabei, die Führung lag aber bei der Porr Design & Engineering. Aber – und das sage ich ganz offen – der Zugang muss sich ändern. Die Autoindustrie hat vor zehn, fünfzehn Jahren begonnen, den Einkauf, die Logistik und die Ausführung integriert zu denken. Für die Bauindustrie wird es nicht so sein, dass wir an Bändern oder nur noch mit Robotern arbeiten. Aber wir müssen eine Logistik entwickeln, die die Entstehung eines Gebäudes oder eines Tiefbauprojekts am Band ermöglicht. Subunternehmer, Partner und Material müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, damit Stehzeiten vermieden werden und die Verschwendung von Ressourcen aufhört.

BT: Wie wird die Digitalisierung konkret die Baustellen verändern und welcher Ausbildungsaufwand ist dafür nötig? Wie viele Mitarbeiter sollen digital fit gemacht werden?

Strauss: Ich bin der Meinung, dass bei der Digitalisierung jeder Mitarbeiter mitgenommen werden muss. Es soll ja ihr Arbeitsalltag erleichtert werden. Wichtig ist, dass alle relevanten Informationen allen in Realtime zur Verfügung stehen, damit alle bessere Entscheidungen treffen können. Das beginnt bei digitalen Planungsmodellen, wie 3D, 4D oder auch schon 5D mit Zeit, Kosten, Qualität. Wenn der Auftrag dann da ist, wird der gesamte Datensatz an den ausführenden Kollegen weitergereicht. Die Herausforderung liegt darin, rund um die Plandaten die Kapazitäten, wie Materialien und Subunternehmen so zu steuern, dass der Ablauf optimiert ist. Da sind wir in der Entwicklung, etwa dass sich zum Beispiel der Betonmischer automatisch meldet, wenn er sich wegen eines Staus verspätet. Darauf kann vor Ort reagiert werden und eine andere Arbeit vorgezogen werden. Die automatische Vernetzung und der menschliche Hausverstand werden letztlich die Produktivität steigern.

BT: Sie haben nun einiges über Lean Management gesagt. Trotzdem hinkt die Bauwirtschaft in der Produktivität nach. Wie lässt sich das erklären?

Strauss: Ich bin nicht sicher, ob die Produktivität nicht gestiegen ist. Wenn ich mir den Wohnbau in Wien ansehe, dann kann ich sagen, wir sind deutlich effizienter geworden. In den letzten sieben Jahren sind die Kosten um 27 Prozent gestiegen, unser Preis aber nur um 14 Prozent. Das lässt sich nur mit höherer Effizienz bewerkstelligen. Die lässt sich sicher noch ausbauen. Man darf aber nicht übersehen, dass Lean Management und Lean Construction in der Bauwirtschaft noch relativ jung sind. Das bislang vorhandene Know-how lässt sich nicht auf Knopfdruck vervielfältigen, da braucht es Zeit und Schulungen. Und man braucht reife Bauherrn, die wissen was sie brauchen und wann sie Entscheidungen zu treffen haben. Jede Entscheidung im Bauen ist besser als keine.

BT: Sie kennen die Märkte in ganz Europa. Ist Österreich voraus, oder hinten?

Strauss: Die nordischen und anglikanischen Länder sind uns in Sachen BIM etwas voraus. Beim Bauen sind die heimischen Baufirmen aber sehr gut aufgestellt. Jetzt geht es darum, die drei Dinge Standardisierung, Harmonisierung und Automatisierung zu verinnerlichen. Wir sind in Österreich aber gut aufgestellt, das zeigt ja auch die Internationalisierung der Baufirmen, die kaum ein anderes Land vorweisen kann.

BT: Werden damit auch die Gewinne der Baufirmen steigen?

Strauss: Das wäre zu wünschen, ich bin aber nicht sehr optimistisch, dass man die drei bis fünf Prozent Marge groß steigern wird können. Das  Bauen ist ja kein Produkt, es ist eine Dienstleistung, die wesentlich von Verfügbarkeiten abhängig ist.

BT: Der Modulbau und der Holzbau sind sehr viel in den Medien. Ist die Porr für diese Bauweisen gut aufgestellt?

Strauss: Wir machen selbst keinen Holzbau, arbeiten in der Planung und der Ausführung mit verschiedensten Partnern zusammen. Generell sehen wir in der Vorfertigung ein großes Effizienzpotenzial. Das ist jedoch eingeschränkt machbar. Dort, wo es geht, machen wir es bereits. Beim BMW-Projekt war ursprünglich Ortbeton geplant, wir haben das aber aus Effizienzgründen mit einem Fertigteilunternehmen gemacht. Dem Holzbau gebe ich ein großes Potenzial, er wird einen bestimmten Marktanteil erhalten, der sich vielleicht bei 20 bis 30 Prozent einpendeln wird. Wir liegen derzeit bei 11 bis 13 Prozent, das wird man vermutlich locker verdoppeln. Für den Rest sehe ich in konventionellen Materialien mit Vorfertigung und Lean Design die Zukunft.

BT: Einige Marktbegleiter haben sich im Holzbau engagiert, steht bei der Porr dazu etwas an?

Strauss: Nein, wir sind der Meinung, dass wir das in der Planung beherrschen und Projekte mit Partnern abwickeln. Nachdem wir fast in ganz Europa tätig sind, meine ich, dass diese Partner lokal und regional zu finden sind. Es wird sich in dieser Thematik in den nächsten paar Jahren sehr viel ändern, da wäre es sinnlos alte Strukturen zu kaufen.

BT: Welche Rolle spielt die Gebäudetechnik beim Streben nach effizientem Bauen?

Strauss: Sie spielt eine wesentliche Rolle und hat ein überbordendes Maß angenommen. Die gehört wieder auf ein normales Maß zurechtgestutzt. Wir brauchen viel einfachere Systeme und Steuerungen. Da wird sich einiges tun.

BT: Sie sind gemeinsam mit Ortner Hauptaktionär der Porr. Haben andere Gebäudetechnikfirmen überhaupt eine Chance bei Porr-Projekten zu punkten?

Strauss: Ja, das wissen auch alle. Die Ortner-Gruppe ist natürlich ein starker Partner der Porr, vor allem in Österreich, Polen und ein wenig in Deutschland. Aber wir arbeiten auch in Österreich mit vielen anderen zusammen. Es ist intern auch so verfügt, dass die Ortner-Gruppe nicht mehr als 50 Prozent der Aufträge macht. Es wäre ungesund, sich auf einen Partner zu verlassen.

BT: Was unternimmt die Porr, um junge Leute für den Bau zu begeistern?

Strauss: Die Ausbildung und Weiterbildung unserer Mitarbeiter hat bei uns eine vorrangige Stellung eingenommen. Wir haben dafür in Österreich schon seit sehr langer Zeit die Porr-Akademie, die wir jetzt in den letzten Jahren nach Deutschland, Polen, Tschechien und Rumänien ausgerollt haben. Wir bilden dort einerseits Lehrlinge und auch das kaufmännische und technische Führungspersonal aus. Das funktioniert sehr gut. In Polen haben wir vor fünf Jahren damit begonnen. Heute arbeiten rund 800 Porrianerinnen und Porrianer aus Polen in Deutschland, weitere 180 arbeiten in Norwegen. Wir treiben das aber weiter, weil wir die Menschen ja brauchen. Ich meine, wir sollten uns nicht abhängig machen, denn irgendwann wird der beste Subunternehmer zum Mitbewerber.

BT: Wie viele Fachkräfte fehlen derzeit im Konzern?

Strauss: Rund 150 Stellen sind derzeit offen. Der Motor des Wachstums sind derzeit aber die verfügbaren Kapazitäten an Subunternehmern.

BT: Letztes Jahr wurde das Auslaufen der Bautätigkeit in Großbritannien angekündigt. Was geht da verloren?

Strauss: Großbritannien ist und war nur ein Projektmarkt. Wir arbeiten derzeit noch und machen die Baustellen planmäßig fertig. Für neue Projekte haben wir uns nicht mehr beworben. Das hat aber nichts mit dem Brexit zu tun. Der Tunnelbereich hat so viel Potential in unseren Heimmärkten, dass wir ausreichend Arbeit haben. Hier wollen wir den Fokus verstärken. Wir brauchen überall Leute und wollten uns nicht in Großbritannien verzetteln.

BT: Es geht kein Umsatz verloren?

Strauss: Nicht wirklich.

BT: Kommen jetzt eigentlich vermehrt ausländische Firmen, weil in Österreich immens viel gebaut wird?

Strauss: Das lässt sich nicht verhindern, wir sind ein offener Markt. Jeder Auftrag ist hart umkämpft, auch in Zeiten wie diesen. Derzeit sind aber mit Ausnahme der Firmen aus dem Süden alle in ihren Heimmärkten sehr gut ausgelastet.

BT: Wird die neue Regierungskonstellation den Markt im Bereich der Infrastruktur verändern? Weniger Autobahnen, dafür mehr Bahnstrecken?

Strauss: Das mag sein, dass es eine Prioritätenverschiebung geben wird. Aber man darf nicht außer Acht lassen, dass der Nachholbedarf immens ist. Vielleicht gibt es künftig weniger Straßenneubau, dafür aber Sanierungen und Optimierungen, Der Westen Deutschlands ist das Paradebeispiel dafür, dass die Infrastruktur zu Tode gespart wurde.