Konjunktur: Warten auf die Erholung

Laut dem UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzt sich zwar die Stimmungsverbesserung im Dienstleistungssektor fort, doch der Pessimismus am Bau und in der heimischen Industrie nahm zu.

Zwar geht die Konjunkturstimmung in Österreich langsam nach oben, der Pessimismus überwiegt aber weiterhin. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im März den sechsten Monat in Folge gestiegen. Mit minus 2,6 Punkten erreichte der Indikator zwar den höchsten Wert seit fast einem Jahr, lag jedoch weiterhin klar unter dem langjährigen Durchschnitt“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Seit der Rezession im vergangenen Sommer hat sich die Konjunktur zwar schrittweise verbessert, die Wirtschaft entwickelt sich jedoch weiterhin nur sehr verhalten. „Die österreichische Wirtschaft ist nach unserer Einschätzung bestenfalls mit einem marginalen Plus um 0,1 bis 0,2 Prozent zum Vorquartal ins Jahr 2024 gestartet“, so Bruckbauer.

Bau und Industrie als Sorgenkinder

Der aktuelle Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators war im März vor allem auf eine deutliche Aufhellung der Stimmung der heimischen Dienstleister zurückzuführen. Die kräftigen Lohnerhöhungen, die Abschaffung der kalten Progression und die spürbare Verlangsamung der Inflation lösten in den vergangenen Monaten eine Stärkung der Kaufkraft der heimischen Konsument:innen aus, die einen Aufwärtstrend der Verbraucherstimmung stützte.

Während die Situation in den IT-Branchen etc. positiv eingeschätzt wurde, blieben viele unternehmensnahe Dienstleistungsbetriebe, insbesondere im Bau- und Immobilienbereich, pessimistisch. Dies hängt mit der anhaltenden Verschlechterung der Stimmung am Bau zusammen, verursacht durch einen Auftragsmangel im Hochbau und bei vielen Nebengewerben. Die steigenden Baupreise, verminderte Leistbarkeit und erschwerte Finanzierungsbedingungen stellen insbesondere den Wohnungsbau vor große Herausforderungen. Das von der Regierung vorgestellte Wohnbaupaket wird zwar eine Verbesserung bringen, jedoch hauptsächlich erst ab 2025 wirksam werden.

„Belastet von der Schwäche der baunahen Bereiche sank die Stimmung in der Industrie im März auf den tiefsten Wert seit dem Frühjahr 2020. Zudem belasteten die hohen Lohnsteigerungen die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten Bereiche. Allerdings wies der mit dem österreichischen Außenhandel gewichtete Indikator für die globale Industriestimmung auf eine anhaltende Verbesserung des Exportumfelds hin“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Die leichte Verbesserung der Rahmenbedingungen durch die Stabilisierung der globalen Konjunktur, dem Rückgang der Inflation und der näher rückenden Leitzinssenkung schritt im März weiter voran. Auf die Stimmung am Bau und in der heimischen Industrie übertrug sich das nicht“, meint Bruckbauer.

Angezogene Handbremse beim Aufschwung

Nach dem verhaltenen Start ins Jahr 2024 mit einer weitgehenden Seitwärtsbewegung der Konjunktur versprechen die schrittweise verbesserten Rahmenbedingungen eine Belebung der österreichischen Wirtschaft ab der Jahresmitte, aber das Tempo der Erholung wird voraussichtlich weiter überschaubar bleiben. Vom kostenbedingten Lagerabbau des Vorjahres werden mehr und mehr Branchen auf eine vorsichtige Auffüllung der Waren- und Rohstoffbestände umschalten, um für die Kundenbedürfnisse gewappnet zu sein. „Für 2025 gehen wir von einer Steigerung der Wirtschaftsdynamik in Österreich auf bis zu 1,5 Prozent aus. Zum einen sollte sich die Unterstützung durch den Konsum verstärken, da immer mehr Konsument:innen realisieren werden, dass sich ihre Kaufkraft erhöht hat. Zum anderen sollte es zu einer Belebung der Investitionen kommen, ausgelöst von den Zinssenkungen ab Mitte 2024. Da nicht nur im Euroraum eine Lockerung der Geldpolitik ansteht, ist auch mit mehr internationaler Unterstützung für die heimische Wirtschaft zu rechnen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.