Ein Quartier der Zukunft

85 Prozent weniger CO2-Ausstoß durch integriertes Energiekonzept: In Baden-Württemberg entsteht ein Wohnquartier der Zukunft.

Durch den effizienten Einsatz von Wärmeenergie aus dem Fluss Murg, die großflächige Nutzung von Solarenergie sowie konsequente Niedrigenergiebauweise erreicht das geplante Wohnquartier „Zur Alten Täschnerei“ im baden-württembergischen Kuppenheim eigenene Angaben zufolge einen Energieautarkiegrad von über 70 Prozent.
Etwa 143 Wohneinheiten entstehen ab 2023 in dem Ort, der nahe der französischen Grenze zwischen Karlsruhe und Baden-Baden liegt. Mit zirka 99 Tonnen jährlicher CO2-Emission wird durch das Energiekonzept ungefähr 85 Prozent weniger CO2 ausgestoßen als im Vergleich zu ähnlich dimensionierten Quartieren. Da das Quartier auf einer revitalisierten industriellen Brache entsteht, muss für den Bau zudem kein weiteres Land versiegelt werden.

Heizung und Kühlung mit Flusswasser

Bauherr Michael Kiefer, der das Wohnquartier auf dem rund 1,5 Hektar großen Gelände der ehemaligen Kofferfabrik seines Großvaters errichten lässt, hat das Energie-, Wärme- und Kältekonzept gemeinsam mit EnBW Nachhaltige Quartiere entwickelt. Es sieht vor, dass ein Teil des Flusswassers durch die Energiezentrale des Areals geleitet wird. Das Wasser gibt seine Wärme über Wärmetauscher in das temperierte Nahwärmenetz ab. Mit Hilfe von dezentralen Übergabestationen ist die Wärmeenergie ganzjährig für das Heizsystem und das Brauchwasser verfügbar. Im Sommer ermöglicht das Wasser zudem eine passive und zugleich klimaneutrale Kühlung der Gebäude. Einen negativen Einfluss hat die Wärmenutzung auf den Fluss nicht. Laut EnBW würden höchstens 40 Liter pro Sekunde kurzzeitig genutzt, wohingegen durchschnittlich 15.000 Liter jede Sekunde aus der Murg abfließen.

Lokale Stromproduktion

Die auf sämtlichen Hausdächern vorgesehenen Photovoltaik-Anlagen sollen jedes Jahr durchschnittlich 300 Megawattstunden Strom produzieren. Damit ist der kalkulierte Strombedarf in etwa gedeckt. Dank Mieterstrommodell nutzen alle Parteien den Strom gemeinsam, wodurch die Strompreise auf einem konstant niedrigen Preisniveau liegen sollen. Erst sobald die Anlagen in Peak-Zeiten überschüssigen Strom produzieren, wird dieser in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Mit dem energetischen Gesamtkonzept erfüllt das Wohnquartier „Zur Alten Täschnerei“ von Michael Kiefer neben KfW 40 NH sämtliche Kriterien des Programms „Wärmenetze 4.0“ des Bundesamtes für
Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).

Bindeglied Architektur

„Der Faktor Nachhaltigkeit ist bei diesem Projekt in allen Elementen deutlich spürbar“, sagt Architekt und Generalplaner Bastian Wieland vom Karlsruher Planungsbüro archis. Sowohl die Innenarchitektur als auch die Außenfassaden sind durch ihre stabile Beschaffenheit auf Langlebigkeit ausgelegt. Der Gewerbebereich in dem neuen Quartier ist hochflexibel nutzbar und durch seine exponierte Lage direkt an der belebten Friedrichstraße sowohl für Konsumenten als auch für Gewerbetreibende attraktiv. „Die lebendige Mischung aus Wohnen und Gewerbe trägt zu einer stabilen und hohen Belegungsquote bei. Für viele Wohnquartiere sind dies futuristische Zielvorstellungen. Bei uns hier werden diese zur gebauten Realität“, so Wieland. Bis Mitte 2025 soll das Quartier „Zur Alten Täschnerei“ fertiggestellt sein.