Höhenflug und Wartezeit

Ein vor 98 Jahren gegründetes Elektrounternehmen hat das klassische Geschäft fast komplett aufgegeben und konzentriert sich weitgehend auf Photovoltaik.

Alter schützt nicht vor Veränderung. Die Karl Mayerhofer Ges.m.b.H. in Oberwaltersdorf ist heuer 98. Gegründet wurde die Firma 1924 als klassisches Elektro-Unternehmen von Karl Mayerhofer. Heute führt Karl Mayerhofer der Vierte den Betrieb als Alleininhaber. Vom klassischen Elektriker ist nicht viel geblieben, ganz bewusst, seit sich Mayerhofer vor rund 15 Jahren weg vom Elektriker hin zum Photovoltaiker entwickelt hat. Vor kurzem wurde er zum besten Familien-Unternehmen Niederösterreichs gekürt.

Derzeit verläuft die Geschäftsentwicklung offenbar noch rasanter als in der PV-Branche allgemein: „Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das Ende Februar zu Ende gegangen ist, haben wir mit rund 700 Anlagen und 35.000 m² bis 40.000 m² PV-Anlagen rund acht Millionen Euro Umsatz erreicht und heuer werden wir um rund die Hälfte zulegen. Das ist aufgrund der Auftragslage bereits sicher. Wir hatten zehn Millionen Euro prognostiziert, aber schon allein aufgrund der aktuellen Preissteigerungen beim Material von 20 Prozent bis 30 Prozent werden wir um Einiges darüber hinauskommen“, berichtet Karl Mayerhofer im Gespräch mit Building Times. Er bietet seinen Kunden einen Full Service – mit einer Vollmacht wird von der Antragstellung bis zur Zertifizierung und Wartung alles erledigt.

Weit über 1.000 PV-Anlagen

Ursprünglich habe er heuer die Marke von 1.000 Anlagen knacken wollen. Das war noch vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges, „und jetzt sind wir schon bei weit über tausend Anlagen“, sagt Mayerhofer. Was deren Finanzierung anlange, habe er in den letzten Jahren gelernt, gegen den Trend anzuschwimmen. „Wir haben daher größere Lager angelegt, denn wir brauchen mehr als 1.000 Module im Monat. Die Fremd-Finanzierung ist daher günstiger, denn ohne Material steht die Mannschaft“. Seit Anfang Juni beschäftigt Mayerhofer fünf neue Mitarbeiter, nachdem er die letzten zwei Jahre intensiv gesucht hat. Insgesamt hat er rund 45 Beschäftigte und bietet hausinterne Schulungen auch für andere Betriebe, einschließlich der EVN.

Neun MWp in Umsetzung

Lag die größte bisher installierte Leistung von Mayerhofer bei 800 kWp, so „sind wir derzeit gerade dabei, eine Anlage mit neun MWp im Bezirk Baden umzusetzen, zu der ich aufgrund einer Verschwiegenheits-Verpflichtung keine Details nennen kann, weil das Closing des Verkaufs des PV-Parks erst erfolgt“, erklärt der Elektriker. Die Module kommen überwiegend aus China, aber auch aus Deutschland und Österreich. „Wir sind im Prinzip grundsätzlich markenunabhängig, aber die chinesischen Module sind in der Regel am leistungsstärksten“, wie der Unternehmer meint.

In den letzten drei Monaten habe sich der Hauptfokus der Kunden auf die Deckung des Eigenbedarfs gerichtet, was eine durchschnittliche Anlagengröße von 5 KWp bedeutet habe. „Jetzt geht die Tendenz im Zug der Gas-Debatte dahin, die Dachfläche voll auszunutzen, wodurch die durchschnittliche Anlagengröße auf ca. 8 kWp steigt“, stellt Mayerhofer fest.

Durchschnittliche Wartezeit ein Jahr

Die größten Sorgen, bzw. Gefahren für den Markt seien im Augenblick die Lieferketten, weil durch den Ukraine-Krieg nur mehr der Schiffsweg möglich und der Hafen Shanghai wegen des Corona-Lockdowns geschlossen sei. Dazu komme, dass das neue EAG den Markt ein wenig einbremse, „weil die Quartals-Budgets so klein sind, dass der Topf gleich erschöpft ist. Aber der Strompreis ist so hoch, dass es keiner Förderung bedarf“, erklärt Mayerhofer. Die Förderung sei für die Kunden auch nicht kaufentscheidend. Derzeit betrage die Wartezeit ein Jahr, weshalb er glaube, dass es vernünftig sei, sich frühestmöglich zu einer Anlage zu entschließen.

Der Generationenwechsel von seinem Vater auf ihn sei schon vor Jahren erfolgt und für beide ein Lernprozess gewesen. „Mein Vater ist noch bei uns angestellt und geht im September mit 65 in Pension. Er hat das bravourös durchgeführt“, sagt Karl der Vierte.