„Nur notwendige Haustechnik“
Mit der Verleihung des Architektur-Staatspreises an die „Post am Rochus“ sind neben den Architekten von Schenker Salvi Weber und feld72 auch die Haustechnik-Planer von teamgmi ins Licht der Fach-Öffentlichkeit gerückt. Die Wiener Planer bieten ihren Kunden „Lowtech – mit modernen Planungstools“.
Die im Spätherbst des Vorjahres eröffnete „Post am Rochus“ beschäftigt das Wiener Haustechnikbüro teamgmi weiterhin. Die Planung ist zwar längst in gebaute Praxis umgesetzt, nun aber laufen in dem Neubau im dritten Wiener Gemeindebezirk die Monitoring-Programme von teamgmi. Evaluiert werden das kleine Einkaufszentrum mit rund 5.500 m² und die Post-Zentrale mit knapp 50.000 m² Bruttogeschoßfläche. Es ist nicht die erste Vertiefung bei diesem Projekt, erst kürzlich ging nach dreijähriger Laufzeit das Forschungsprogramm PEAR („Prüfstand für energieeffiziente Automation und Regelung von Gebäuden“) mit der Post am Rochus zu Ende. „Es diente beispielsweise auch dazu, die Regler vorab zu optimieren und Programmierfehler zu entdecken“, sagt Anita Preisler, Geschäftsführerin von teamgmi, im Gespräch mit Building Times. Schließlich sei es „oft schwierig, den Betrieb so hinzubekommen, wie es in der Planung vorgesehen ist. Das Facility Management braucht dazu oft Jahre“, weiß die Technikerin. Neue Tools ermöglichen es nun, die „Hardware in the loop“ zu übernehmen, also die Regler als Hardware in das virtuelle Gebäude zu integrieren, ergänzt Preisler. Als im Winter Berichte für Aufregung sorgten, wonach sich Post-Mitarbeiter eigene Heizgeräte in die Arbeit mitgenommen hätten, war das Rätsel bald geklärt. „Es waren alle Heizungsregler zu, weil die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik noch nicht fertig war“, erklärt Preisler. Sehr gut funktioniert hingegen habe die Bauteil-Aktivierung, vor welcher der Bauherr großen Respekt gehabt habe. Auch die öffenbaren Fensterflügel täten der Bürolüftung, Feuchteregelung und Frischluftversorgung keinerlei Abbruch. „Die Sollwerte werden sehr gut erreicht. “Heizung und Kühlung sind übrigens wassergeführt. Das Monitoring hilft, unmittelbar Schwachstellen aufzudecken. Als beim Stromverbrauch an zwei Messstellen Sollwert-Überschreitungen von bis zu 37 Prozent aufgetreten sind, war bald klar, was war: „Da liefen Anlagen viel länger als geplant, teilweise auch am Wochenende, wenn es keinen Betrieb gibt“, so Preisler. Das war einfach und rasch änderbar.
Schwierige Diffenzierung
„Der Unterschied zwischen teamgmi und ‚normalen‘ Haustechnik-Büros ist für Kunden schwer feststellbar“, sagt Geschäftsführerin Preisler und erläutert ihre Firmen-Philosophie: „Wir versuchen, die gerade noch notwendige Haustechnik anzubieten. Das heißt: Lowtech – mit modernen Planungstools. Dadurch ist aber für uns das Risiko größer, denn das Honorar ist teilweise von der Auftragssumme abhängig.“ Zum hohen Anspruch Lowtech, was nur verbal wie ein Widerspruch klingt, kommt bei teamgmi auch Selbstbeschränkung: „Beim Bildungscampus Wien West sind wir in der zweiten Stufe ausgestiegen, das war uns zu groß“, so Preisler. Dennoch betreut die achtköpfige Wiener teamgmi-Mannschaft neben der Post am Rochus noch eine ganze Reihe weiterer spannender Projekte: So zum Beispiel den Neubau des Legero United Headquarters in Feldkirchen bei Graz. Oder die Volksschule und Neue Mittelschule Smart City Graz beim Science Tower auf den Waagner-Biro-Gründen von alexa zahn architekten (Wien) mit Niedrigstenergiehaus-Standard, CO²-neutraler Energiegewinnung und einer Klassenraumlüftung mit mehr als 80-prozentiger Wärmerückgewinnung. Dazu kommt der hoch interessante Neubau für die Universität für Bodenkultur, ein Seminarzentrum. Das Siegerprojekt sieht einen viergeschossigen, kompakten Holzbau in Niedrigstenergiehaus-Standard vor, der von der BIG beauftragt und von der Bietergemeinschaft SWAP und Delta geplant wird. „Das wird ein BIM-Pilotprojekt“, erklärt Anita Preisler.
Ein ganz besonderes Projekt ist das Wiener Hotel Wandl am Petersplatz. „Dort haben wir eine Klimaanlage mit innovativer Abwärmenutzung eingebaut, jetzt optimieren wir die Heizung.“ Mit allen Herausforderungen, welche die Haustechnik im Bestand bietet. Und dann laufen weiters die Planungen für den Neubau des Bildungscampus Bürgerspitalwiese in Wien (Arge Werkraum/Zacek) und die Passivhaus-Wohnbebauung der Baugruppe Seeparq in Wien-Aspern. Aus dem Forschungsbereich nennt Preisler schließlich auch noch zwei Projekte: Einerseits das EU-Projekt Lifecycle Habitation, in dessen Rahmen in Böheimkirchen Einzel- und Reihenhäuser in Strohballen-Bauweise errichtet werden, und andererseits Vitality. Hier werden zusammen mit dem AIT, der TU Graz, der Eurac in Bozen und der Universität Lund (Schweden) Designregeln für Fassaden-integrierte Photovoltaik im frühen Planungsstadium festgelegt. Damit der Wissensfluss zum Nachwuchs nicht abreißt, arbeitet die teamgmi-Geschäftsführerin als „externe Lektorin seit mehr als zehn Jahren am FH Technikum Wien“ und unterrichtet einen Tag pro Woche über „solares Kühlen“ und „Energie-optimiertes Bauen“ in der Wiener Energybase.