Sechs Richtige

Nach einjähriger Zwangspause hat die Zentralvereinigung (ZV) jüngst wieder ihren traditionellen Bauherrenpreis vergeben. Aus 152 Einreichungen hat die Jury sechs Projekte ausgewählt und eine ausgezeichnete Wahl getroffen.

Musste die Vergabe des Bauherrenpreises der Zentralvereinigung der Architektinnen und Architekten Österreichs im Vorjahr pandemiebedingt verschoben werden, so war es diesmal Mitte Oktober wieder so weit: Aus 152 Einreichungen quer durch die Gestaltungslandschaft – Wohn-, Büro- und Bildungsbauten genauso wie Wissenschafts-, Kultur-, Sakral- und Sonderbauten – hatte die Jury auf 24 Projekte verdichtet, aus der die Hauptjury schließlich sechs Preisträger ermittelte.

Die drei Mitglieder der Hauptjury, die Professorin für Architekturtheorie und -geschichte Angelika Schnell sowie die beiden Architekten Peter Riepl und Roger Riewe haben eine herausragende Auswahl getroffen, die die besondere Verbundenheit der Bauherren mit den Ausführenden in vier Bundesländern würdigt: Je zwei in Oberösterreich und Wien, sowie je eines in Niederösterreich und Tirol. Alphabetisch gereiht nach Bundesländern.

Schulzentrum Gloggnitz, NÖ

Der Neubau in der Richtergasse wurde im August 2019 fertiggestellt, Bauherrschaft war die Stadtgemeinde Gloggnitz mit Bürgermeisterin Irene Gölles, Architektur und Freiraumplanung stammen beide von Dietmar Feichtinger Architectes und die Tragwerksplanung von Werkraum Ingenieure, Wien. Die im Wettbewerb geforderte Nachhaltigkeit wurde mit Wärmepumpe, Massespeicherung und Solarzellen sowie Holzwolle für die Decke state of the art erfüllt. „Die ‚offene Form‘ und belastbare Materialien sowie zahlreiche Durchgänge oder -blicke dürften dem Anliegen der Gemeinde nach vielfältigem Austausch, Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit genau entsprechen“, schreibt Jurorin Schnell.

Panoramalift Steyr, OÖ

Der am Michaelerplatz in Steyr im November 2019 fertiggestellte Panoramalift verbindet den unten liegenden Stadtteil Steyrdorf mit dem oben liegenden Tabor, wo auch gleich eine Aussichtsplattform dazugefügt wurde. Bauherrin war die Stadtgemeinde Steyr/Peter Hochgatterer, die Architektur stammt von reitter architekten/ Helmut Reitter (Innsbruck) und die Tragwerksplanung von Wplus/Peter Schwarz, Steyr.

Auferstehungskapelle Straß, OÖ

Das Zustandekommen der Auferstehungskapelle in Straß im Attergau hat eine besondere Geschichte: Die Initiatoren, ein zwölfköpfiger Verein, wollten nämlich den Weg in die Kirche nach St. Georgen nicht mehr auf sich nehmen und beauftragten den Altenmarkter Architekten Tom Lechner (LP architektur). Sein erster Entwurf eines sakralen Holzbaus wurde jedoch abgelehnt, erst zwei Jahre und weitere verworfene Entwürfe später wurde dann gebaut und im August des Vorjahres übergeben.

Tiroler Steinbockzentrum, Tirol

Auch eine Bauaufgabe, die man nicht jeden Tag vergibt oder übertragen bekommt: Ein Steinbockzentrum, konkret in Schrofen in St. Leonhard im Pitztal, beauftragt von der Gemeinde unter Bürgermeister Elmar Haid, der deutlich formulierte, dass mit diesem Bau die Region ihr „Kulturbanausentum“ ablegen werde und mehr wollte als eine touristische Attraktion. Die Architektur dafür stammt von der Arge Atelier Rainer Köberl und Architektin Daniela Kröss, Innsbruck, die Tragwerksplanung lieferte Georg Pfenniger, Landeck. Das turmartige Gebäude, mehr eine Landschafts-Skulptur, fällt nicht nur durch die Fassade auf, die aus vorgehängten Betonplatten mit rostrot- brauner Farbe und Textur besteht.

Sigmund-Freud-Museum, Wien

Im Sigmund-Freud-Haus in den historischen Räumen in der Wiener Berggasse 19 wurde ein Museum eingerichtet, inklusive eines neuen Foyers samt Café und Museumsshop, hinter der renovierten Gründerzeitfassade mit neuer Klimatisierung und Sicherheitstechnik. Für das gestalterische Konzept, „dessen intellektuelles und ästhetisches Zentrum in der Entscheidung liegt, etwas nicht zu tun, damit der Raum zwar fast leer, aber zugleich gefüllt von Einfällen und Gedanken der BesucherInnen ist“, wie Jurorin Schnell schreibt, brauchte es drei Büros: Herman Czech, Artec (Bettina Götz/Richard Manahl) und Walter Angonese. Bauherrin und Direktorin Monika Pessler für die Sigmund Freud Privatstiftung sowie Vorstandsmitglied Daniela Finzi und Vorsitzender Peter Nömaier waren auch „Regisseure für die Bedingungen der Möglichkeit von Imagination“. zt-moser in St. Pölten zeichnet für die Tragwerksplanung verantwortlich.

VinziDorf, Wien

Rund 13 Jahre lang dauerte die Verhinderung des Wiener VinziDorfes durch Anrainer, erst der siebente Bauplatz passte – und auch das erst nach einem Urteil des Wiener Verwaltungsgerichtes. Die Bauherrin, die Vinzenzgemeinschaft Eggenberg – VinziWerke unter Pfarrer Wolfgang Pucher, und die ArchitektInnen von gaupenraub +/- (siehe auch Seite…) haben somit eine Leidensgeschichte hinter sich, die alleine schon preiswürdig ist. Womit die spannende Gestaltung keinesfalls abgemindert wird, über die Sie mehr auf Seite … finden.

Die Tragwerksplanung stammt von Werkraum, Wien, und die Jury meint zusammenfassend: „Das VinziDorf ist folglich nicht nur ein vorbildliches Projekt ehrenamtlichen Engagements, sondern führt auch mit all seinen gestalterisch klugen und ökonomischen Mitteln vor Augen, was unsere Existenz ausmacht“.