Molkerei-Abwärme für Kasernenareal Baden

Forschung brachte drei Szenarien für Nutzung der NÖM-Abwärme für das 40 Hektar große Areal der Martinek-Kaserne in Baden.

Am 22.Juni 2021 wurden am Areal der ehemaligen Martinek-Kaserne in der Stadtgemeinde Baden die Ergebnisse des dreijährigen NEFI-Forschungsprojekts „Sanba“ präsentiert. „Sanba“ steht für Smart Anergy Quarter Baden und entwickelte ein sogenanntes Anergie- oder Niedertemperatur- Heiz- und Kühlnetz für die Martinek-Kaserne, wobei industrielle Niedertemperatur-Abwärme aus der benachbarten NÖM-Molkerei und lokal verfügbare erneuerbare Wärmequellen wie Geothermie verwendet werden können.

Innovatives Anergienetz für die Martinek-Kaserne in drei möglichen Ausbaustufen

Als Basis der Energie- und Sanierungs-Berechnungen wurden drei konkrete Szenarien der Arealentwicklung definiert. Diese reichen in der ersten Ausbaustufe von der Nutzung der denkmalgeschützten, sanierten Bestandsgebäude ohne neue Gebäude, bis hin zu einer verdichteten Bebauung mit Mischnutzung von Wohnen bis Arbeiten oder Aus- und Weiterbildung. Ergänzend zur technischen Analyse und Planung erfolgte zudem eine betriebswirtschaftliche Analyse, bei der die spezifischen Kosten der unterschiedlichen Energiedienstleistungen für diese drei Entwicklungsszenarien ermittelt und vergleichend gegenübergestellt wurden. Die Szenarien gehen auch auf die Gebäudetypen und ihre Energieverbrauchs-Charakteristik ein. „Ein Wohnhaus hat ein anderes zeitliches Bedarfsprofil wie ein Bürogebäude, eine Schule oder ein Supermarkt“, erklärt Edith Haslinger. „Die hier entworfenen Szenarien sollen nicht nur in Baden als Konzept für nachhaltige Raumplanung auf der 40 Hektar großen Kaserne dienen, sondern können auch für andere historische Bestandsareale verwendet werden.“

„Sanba“ liefert Konzept für thermisches Energiesystem

Die Projektergebnisse zeigen, dass nach einer grundlegenden Sanierung in der Ausbaustufe zwei und drei ein hohes Potenzial für ein klimaneutrales, zukunftsweisendes thermisches Energiesystem entsteht. Ein entscheidender Faktor für das kompakte „Sanba“-Anergienetz sind die kurzen Leitungswege. Je nach Ausbaustufe reichen 1,6 bis 2,4 Kilometer Trassenlänge aus, um das gesamte Areal mit Wärme und Kälte zu versorgen. Ein 76×76 Meter großes Erdsondenfeld kann als saisonaler Speicher für das Anergienetz dienen. Die Simulationsrechnungen für den Wärme- und Kältebedarf und für den Elektrizitätsbedarf des Quartiers ergeben im Gesamtsystem elektrische Selbstversorgungsgrade von 0,50 bzw. 0,43. In den Berechnungen wird der zusätzliche Stromverbrauch für Wohnen, Dienstleistungen und Gewerbe berücksichtigt. Zudem ist bei einer Deckung des Rest-Elektrizitätsbedarfs mit Strom aus treibhausgasneutralen Quellen auch das Gesamtenergiesystem klimaneutral.