Planer des Unsichtbaren
Auch wenn die von ihnen geplanten Brandschutzmaßnahmen oft kaum sichtbar sind, hinterlassen Monika Osterkorn und Alexander Kunz immer wieder deutliche Spuren in der Brandschutz-Planung.
Praktisch nie stehen die Brandschutzplaner bei der Planung eines Bauwerkes an der Rampe und nur höchsten selten, wenn das Werk vollendet ist. Beim HoHo in der Wiener Seestadt Aspern war das etwas anders. Das auch deshalb, weil der 2019 fertiggestellte Holz-Hybridbau nicht gekapselt, also innen nicht mit Gipskartonplatten beplankt wurde, sondern das Fichtenholz sichtig geblieben ist. Wofür die Planung von der kunz Die innovativen Brandschutzplaner GmbH in Mödling stammte. „Ja, das HoHo war eine technische Innovation, an der wir mitgewirkt haben“, bestätigen die Architektin Monika Osterkorn und der Baumeister Alexander Kunz, jeweils Gründer, Hälfte-Eigentümer und Geschäftsführer im Video-Interview mit Building Times.
Dabei hatte es eigentlich anders angefangen: „Wir haben 2005 begonnen und waren am Anfang ein Baumeister-Betrieb. 2015 haben wir dann die GmbH gegründet“, berichtet Osterkorn. „Ursprünglich wollten wir ein Ziviltechniker-Büro machen, weil ich ja die ZT-Befugnis habe, da hätte Herr Kunz aber die Baumeister-Befugnis zurücklegen müssen, was nicht in Frage kam. Das ging also nicht“, weshalb eben ein Technisches Büro daraus geworden sei. Was nebenbei ein interessantes Licht auf das derzeitige Gewinsel rund um die Änderung der ZT-Gesellschaftsverhältnisse wirft …
Innovationen im Brandschutz
Was in der Brandschutzplanung innovativ sein könne, wie der Firmentitel vermittle, da der Brandschutz doch sehr genau geregelt sei, nicht zuletzt durch die OIB-Richtlinien? „Beispielweise nach dem Behinderten- Gleichstellungsgesetz die Selbstrettung der Rollstuhlfahrer. Hier geht es auch um den sozialen Gedanken, weil Gehandicapte auf Hilfe angewiesen sind. Da sind unsere Lösungen für Bildungsbauten in die Richtlinie eingegangen“, erklären die Brandschutzplaner, die beide Architektur an der TU Wien studiert haben. Kontrastprogramm: „Eine Tragwerksplanung wird gerechnet und ist dann fertig“.
Besonders typisch für ihre Arbeit und Innovationen sei der Erste Campus von Henke Schreieck Architekten, „in dem alles eingepackt ist, der Brandschutz also nicht sichtbar. Das war ein tolles Projekt für uns und ein toller Bauherr“, erinnern sich die Planer mit Freude. Überaus interessant und innovativ sei auch die BS-Planung für das Pflegeheim Rudolfsheim-Fünfhaus auf den Gründen des ehemaligen Elisabethspitals gewesen (wup architektur wimmer und partner), „weil hier ein völlig neues Raumkonzept angewandt wurde. Während man früher immer von einem Gang ausgegangen ist, liegen hier die Zimmer alle außen“, erläutern Osterkorn und Kunz.
Preisniveau total verfallen
Rund um eine Million Euro mache das Büro durchschnittlich Jahresumsatz, „2020 hat es allerdings coronabedingt einen 20-prozentigen Einbruch gegeben“, was mit nur sechs MitarbeiterInnen und den zwei Geschäftsführern immer noch einen hohen Pro-Kopf-Umsatz ergibt. „Wir versuchen, sehr effizient zu arbeiten“, sagt Osterkorn und ergänzt: „Heuer wird es besser werden als 2020, aber schlechter als 2019. Wir merken aber, dass jetzt Aufträge kommen und es kommen jetzt auch sehr viele Anfragen, was uns sehr fröhlich stimmt“.
Allerdings sei das Preisniveau „total verfallen“. Der Grund: „Architekten und Baumeister bieten jetzt auch Brandschutz an, die dürfen das, genauso wie Installateure. Das sind sehr viele Ein- und Zwei-Mann-Büros, die kaum Kosten haben. Und die OIB-Richtlinien abschreiben, das kann bald jemand“. Der Preisverfall sei ein kontinuierlicher Prozess, der sich aber beschleunigt habe. Deshalb seien Preisverhandlungen auch sinnlos, weil es immer nur um den Billigstbieter gehe. Es sei aus ihrer Sicht ein kleinkarierter Verhandlungs- und Denkansatz, bei Planern einzusparen.
Architekten unterstützen
Demgegenüber stehe ihr Weg, mit dem „das Konzept des Architekten durch kluge Brandschutz- Planung unterstützt wird. „Wir haben eher den baulichen Zugang. Brandschutz ist eine Querschnittsmaterie und gut gemachter Brandschutz ist Teil der Gebäudelehre. Und Ingenieur-Methoden im Brandschutz sind in Österreich nicht unbedingt weit verbreitet. Das Hinterherlaufen macht aber den schlechten Ruf“, so Osterkorn. Stattdessen macht Kunz beispielsweise rechnerische Simulationen – Brandrauch- und Evakuierungs-Simulationen – um abzuschätzen, was eigentlich passieren könnte.
Dass Alexander Kunz Vorstandsmitglied im „Verein zur Förderung von Ingenieurmethoden im Brandschutz“ ist, dessen Mitglieder sich aus rund 70 führenden Büros aus der D-A-CH-Region zusammensetzen, versteht sich fast von selbst. Nachsatz: „Wir haben großes Interesse daran, dass Brandschutz gut gemacht und umgesetzt wird“, was naturgemäß am besten gelinge, je früher die Brandschutzplaner in die Planung einbezogen würden. Aufträge kämen dadurch herein, „dass wir mittlerweile recht bekannt sind, von Architekten schon sehr geschätzt werden und viel Anerkennung bekommen, auch dafür, dass wir kämpfen, und auch dadurch, dass wir wirkliche Stammkunden haben, auch Projektentwickler und Bauträger. In letzter Zeit müssen die Planer aber zuerst einmal eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben, noch bevor sie ein Angebot legen. Auch bei uns hat sich das seit dem letzten Jahr verstärkt“, haben Monika Osterkorn und Alexander Kunz festgestellt.