Neue Merkmal-Offensive

ASI, AIT und Digital Findet Stadt wollen den BIM-Merkmalserver mit Inhalten befüllen. Die Bundesinnung Bau, die Ziviltechniker und innovative Baufirmen sind in einem ersten Projekt dabei.

Wir wollen das Internet für die digitale Bauplanung schaffen“, so lautet das hochgesteckte Ziel einer Partnerschaft, bestehend aus AIT Austrian Institute of Technology, Austrian Standards und Digital Findet Stadt. Sie wollen gemeinsam das realisieren, was europaweit fehlt: BIM Properties. Darunter versteht man einheitliche Merkmale oder Attribute für alle Objekte, die im BIM benutzt werden. Diese zu sammeln und abzustimmen, ist eine komplexe Aufgabe: zeichnet es doch ein vollständiges Bild der notwendigen Attribute für mehrere tausend Produkte und Produktkategorien in der Baubranche. Dieses Ansinnen gibt es schon länger, 2015 ging der „ASI Merkmalserver“ für BIM online. In Kooperation mit der Uni Innsbruck wurde dieser in den letzten Jahren laufend weiterentwickelt. Das Ziel war eine offene Plattform zu schaffen, die kostenlos für alle zugänglich ist sowie eine einheitliche und neutrale Sprache in Form von Properties (Merkmalen) für Produkte, Elemente und Gewerke im Bauprozess festlegt.

Was harmlos klingt, ist allerdings eine Megaaufgabe. „Wir rechnen damit, dass wir noch einige tausend Properties erstellen müssen, die alle neutralisiert, also herstellerunabhängig, und mit bestehenden Normen harmonisiert eingepflegt gehören“, sagt Gerhard Zucker, Experte für Digitale Gebäudetechnologien am AIT Center for Energy. Konkret geht es also darum, die Merkmale so zu kreieren, dass die Ö-Norm A 6241-2 für die österreichische Bauwirtschaft voll umfänglich nutzbar wird. Die Einarbeitung und Freigabe von neuen Merkmalen geschieht unter definierten Qualitätssicherungsprozessen durch das zuständige Komitee bei Austrian Standards.

Bauinnung, Baufirmen und Ziviltechniker gehen voran

In einem Vorprozess hat man bislang etwa 40 Gruppen (Anwendungsfälle) identifiziert, die man im Lauf der kommenden Jahre abarbeiten will. „Wir wollen ermöglichen, was machbar ist, und nicht was möglich ist“, definiert Stefan Wagmeister, Deputy Director Standards Development bei Austrian Standards. Das braucht klarerweise dennoch Geld, das nun für den ersten Anwendungsfall sichergestellt ist. Die Bundesinnung Bau, die Ziviltechniker-Kammer und die in Smart Construction Austria vereinten Firmen haben sich bereit erklärt 100.000 Euro einzuzahlen, um die Entwicklung der Properties zu finanzieren. „Das ist sehr erfreulich, da Planung und Ausführung von Beginn an, an einem Strick ziehen“, kommentiert Steffen Robbi, Leiter von Digital Findet Stadt. Aller Voraussicht nach wird der Anwendungsfall im Bereich Kosten/Kalkulation liegen. Bis Ende des Jahres soll dieser konkrete Prozess abgeschlossen werden. Danach sollten weitere Anwendungsfälle gleichzeitig abgearbeitet werden.

Offener Prozess

Der weitere Entwicklungsprozess ist offen, alle Beteiligten sind aufgerufen, sich mit Ressourcen einzubringen, wie in einem normalen Normungsprozess. Im Gegenzug für Beteiligungen in Schritten von 10.000 Euro erhalten die Unternehmen ein Vorschlagsrecht (Stimmpunkte) für die inhaltlichen Entwicklungsschritte und können eigene Anforderungen aus der Praxis einbringen. Was die Einbindung der Gebäudetechnik betrifft, startet der Prozess nicht bei Null: Für die TGA wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes mit Metadaten bereits viel Vorarbeit geleistet. Dabei ging es auch um die Frage, welche Daten werden in Planung, der Ausführung und im Betrieb tatsächlich benötigt“, so Steffen Robbi.

Nähere Informationen: https://www.austrian-standards.at/de/themengebiete/bau-immobilien/building-information-modeling/bim_ merkmalserver