Bau-Promis proben Aufstand
Der Entwurf zur Vorarlberger Bautechnikverordnung „gefährdet das Ziel der Energieautonomie“, so eine Klimaschutz-Allianz aus Planern, Bauunternehmen und Industrie.
Fast 20 im Klimaschutz engagierte Unternehmen und Organisationen fordern eine Überarbeitung der geplanten Vorarlberger Bautechnikverordnung: Der vom Land vorgelegte Entwurf „gefährdet das Ziel der Energieautonomie“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme. Die Klimaschutz-Allianz verlangt die deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen von Gebäuden, höhere Standards bei Teilsanierungen und eine verpflichtende Installation von Photovoltaikanlagen. Zu den Unterstützern der von KlimaVOR! eingereichten Stellungnahme gehören Bauunternehmer Hubert Rhomberg, Morscher Bau- und Projektmanagement sowie die Architekten Carlo Baumschlager, Roland Gnaiger und Hermann Kaufmann.
„Den vorliegenden Entwurf des Landes sehen wir kritisch“, sagt der Obmann des Vereins KlimaVOR!, Christof Drexel. „Um die Energieautonomie zu erreichen, müssen wir unseren Gebäudebestand nach und nach auf den optimalen Standard bringen. Die Landesregierung muss mit der anstehenden Novelle ambitionierte Maßnahmen setzen, sonst gefährdet sie das Ziel der Energieautonomie.“
Konkrete Forderungen
Die vom Verein KlimaVOR! erarbeitete und von den anderen Unternehmen und Organisationen unterstützte Stellungnahme enthält sechs konkrete Forderungen zur Bautechnikverordnung. Wichtigster Punkt ist die sofortige Senkung der Treibhausgasemissionen von Neubauten auf maximal 10 Kilogramm CO2-Equivalent pro Quadratmeter und Jahr. Gasheizungen im Neubau wären dann kaum mehr wirtschaftlich. Ab 2023 soll dieser Wert auf 8 gesenkt werden.
Zweite wichtige Forderung sind strengere Grenzwerte für Bauteilsanierungen: „Wir halten die massive Reduktion der Grenzwerte schon aus wirtschaftlichen Gründen für dringend erforderlich. Der Entwurf würde für Vorarlberg weit schlechtere Qualitäten zulassen als der Rest Österreichs. Zudem sind die empfohlenen Werte Voraussetzung für die Erreichung der Ziele zur Energieautonomie.“
Sinnvoll ist nach Ansicht der Experten auch eine Verpflichtung zur Installation einer Photovoltaikanlage: „Der erforderliche, massive Ausbau erneuerbarer Energien kann nur gelingen, wenn jedes Dach, das eine wirtschaftliche Umsetzung einer Photovoltaikanlage zulässt, auch tatsächlich genutzt wird.“ Hier sehen die Experten ebenfalls die Wirtschaftlichkeit gegeben: „Eine Photovoltaikanlage rechnet sich meist innerhalb weniger Jahre.“
Zu den Unterzeichnern gehören die Architekten Carlo Baumschlager, Roland Gnaiger, Johannes Kaufmann und Hermann Kaufmann, der Bauunternehmer Hubert Rhomberg und der Bürgermeister von Mäder, Rainer Siegele. Auch Unternehmen wie Doma Solartechnik, Enercret, Morscher Bau, das Planungsteam E-Plus und Weider Wärmepumpen unterstützen die Stellungnahme. Organisationen wie die Arge Erneuerbare Energie, die Gemeinwohlökonomie Vorarlberg und das Klimabündnis unterstützen die Forderungen.
Zitate:
Die notwendigen Anstrengungen zur Erreichung der Energieautonomie sind in diesem Entwurf wieder nicht erkennbar. Die Zeit der lauen Kompromisse ist endgültig abgelaufen.
Univ.-Prof. Arch. DI Hermann Kaufmann
Wenn nicht wir in Vorarlberg, mit unseren großartigen Voraussetzungen an technischem und handwerklichem Know-how, an Wohlstand und Akzeptanz in der Bevölkerung, vorzeigen können, wie Energieautonomie und die Klimaziele zu erreichen sind, wer in Europa soll es dann tun?
Univ.Prof. em. Mag.arch. DI Roland Gnaiger