Windkraft, Wasserstoff & Grünes Gas

Die Energieversorger drängen massiv auf die Anerkennung von Grünem Gas. Ein Beispiel aus dem Burgenland zeigt, weshalb.

Im Burgenland sind 430 Windkraftanlagen installiert. Sie erbringen eine Gesamtleistung von 1,2 Gigawatt, was etwa dem 6-fachen des Donaukraftwerks Freudenau entspricht. Dazu kommen noch ambitionierte Planungen im Bereich der Photovoltaik. In Summe ergibt sich für den Stromnetzbetreiber Netz Burgenland eine netztechnische Herausforderung. Deshalb ist das Unternehmen gerade dabei in Neusiedl am See vier Hochtemperaturwärmepumpen mit einer Leistung von je 600 kW zu installieren. Sie wandeln künftig Überschussstrom in Wärme um, die in das dortige Fernwärmenetz eingespeist wird. Das spart erstens Holz und stabilisiert zudem das Stromnetz, da die Energie nicht über weite Strecken transportiert werden muss, wofür die Netzkapazität ohnehin an den Grenzen angelangt ist.

Ein weiteres Projekt ist in Ausarbeitung. Dabei geht es um die Umwandlung von Überschussstrom in Wasserstoff. Dieser könnte dann theoretisch bis zu 10 Prozent dem Erdgas beigemengt werden, ohne dass die bestehenden Gasgeräte adaptiert werden müssen. Und der Wasserstoff könnte künftig an Tankstellen für den Busverkehr abgegeben werden. Neusiedl sei dafür der passende Ort, wie der Geschäftsführer von Netz Burgenland Wolfgang Trimmel erklärt. Windkraft, Fernwärme und das Gasnetz sind vorhanden, die Sektoren können also gekoppelt werden. Genau in der Koppelung der Sektoren sieht das Forum Versorgungssicherheit eine Schlüsselrolle für die Energiezukunft.

Eine bedeutende Rolle kommt dabei dem Grünen Gas zu, weil damit österreichweit rund 1 Million Haushalte ohne Investitionen vor Ort auf klimaneutrales Heizen umgestellt werden könnten, wie Trimmel meint. „Diese Umstellung können wir bis 2030 schaffen. Aber zu erwarten, dass zehntausende Hausbesitzer ihren Estrich herausreißen und eine Niedertemperaturheizung installieren, ist nicht realistisch“, betont er. Dass das Grüne Gas im neuen Erneuerbaren Ausbau-Gesetz nur am Rande vorkommt, beunruhigt das Forum. Man möchte auf jeden Fall eine Gleichbehandlung mit den anderen erneuerbaren Energieträgern, so die Forderung. Es sei ein Umdenken im Ministerium nötig, da die vorhandene Gasinfrastruktur ein riesiges Asset sei und die Möglichkeit der Speicherung gegeben sei, wie Brigitte Ederer, Sprecherin des Forums betont.

Tatsächlich stellt die Gas-Infrastruktur in Österreich einen wesentlichen volkswirtschaftlichen Wert dar. Österreichweit gibt es 43.000 Kilometer Verteilernetze, 3000 Kilometer Fernleitungen sowie Speicher für einen gesamten Jahresbedarf. 2,2 Millionen Österreicher nutzen Gas im Haushalt. „Es wäre daher sinnvoller, den Gasverbrauch nach und nach auf Grünes Gas (Wasserstoff und Biomethan) umzustellen, als das Gas – und damit die bestehende Infrastruktur und die bestehenden Endgeräte – völlig aus dem Energiesystem zu verdrängen“, so Trimmel.

Deshalb sei es erforderlich, dass auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Ausbau der Erzeugungsanlagen für grünes Gas ermöglichen. Trimmel: „Wir brauchen eine Gleichbehandlung der Produzenten von erneuerbarem Gas mit anderen erneuerbaren Energieträgern, nötig ist auch ein Fördersystem analog zur Ökostromförderung.“