Baulicher Infektionsschutz

Unter dem Namen „Karmin“ versuchen deutsche Architekten und Mediziner gemeinsam ein infektionspräventives Patientenzimmer zu errichten.

Welche Bakterien leben auf Oberflächen in Patientenzimmern? Kann eine angepasste Raumplanung Infektionen in Kliniken verhindern? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Architekten der Technischen Universität Braunschweig mit Molekularbiologen sowie Mediziner im Projekt „Karmin“. Gemeinsam mit 18 Industriepartnern entwickelte das Forschungsteam einen Prototyp für ein neuartiges infektionspräventives Patientenzimmer, welches in Würzburg und auf dem Gelände der Charité Berlin künftig zu besichtigen sein wird.

Krankenhausinfektionen und multiresistente Erreger stellen im Gesundheitswesen ein nicht zu ignorierendes Problem dar. Insbesondere Mehrbettzimmer werden bei der Bakterienübertragung als erhöhtes Risiko für Patienten eingestuft. Bislang werden mit multiresistenten Erregern infizierte Patienten in Einzelzimmern isoliert, welches mit höheren Kosten und weiteren Nachteilen einhergeht. Das Forschungsprojekt „Karmin“ legt den Fokus auf Materialien, die sich leicht reinigen lassen, eine kluge Raumplanung mit separaten Badezimmern und die Neugestaltung hygienerelevanter Gegenstände.

„Architektur und Design kann einen wichtigen Beitrag zur Hygiene im Krankenhaus leisten, wenn baulicher Infektionsschutz bei der Planung und dem Betrieb von Krankenhäusern berücksichtigt wird“, so Wolfgang Sunder, Institut für Industriebau und Konstruktives Entwerfen der TU Braunschweig und Projektleiter von „Karmin“.

Im Prototyp des Forschungsprojektes „Karmin“ kommen Produkte von FSB in rostfreiem Edelstahl zum Einsatz. FSB-Produkte werden aus Chrom-Nickel-Stahl gefertigt, der circa 18% Chrom und 8% Nickel enthält. Diese Zusatzlegierung macht das Material äußerst korrosionsbeständig und unempfindlich gegen Stoß- und Kratzspuren. Auf der Oberfläche bildet sich eine unsichtbare Passivschicht, der eine natürliche bakterienreduzierende Wirkung zugeschrieben wird. Neben architektonischen Gestaltungsaspekten trägt im Projekt „Karmin“ auch die bewusste Materialwahl zur Reduzierung des Infektionsrisikos für Patienten bei.