Wohnen, fein gewebt

Anfang November wurden in Puch bei Hallein acht Wohnungen in einer ehemaligen Weberei bezogen. Haustechnisch optimiert, besticht die von sonnenklarbau geplante Nachnutzung mit attraktiven Betriebskosten.

Man kann es Umnutzung, Nachnutzung oder Neunutzung nennen, es trifft alles zu. Es geht um den Einbau von acht hochwertigen Wohnungen in eine ehemalige Webereihalle in Puch bei Hallein, welchen die Nachfahren der Weberei-Betreiber, Andrea und Heiko Leimenstoll, haben vornehmen lassen. Entstanden sind acht Wohnungen mit einer Wohnnutzfläche von 564 Quadratmetern.

Es ist nicht die erste Nachnutzung am Gelände, bereits 2014 sind acht Wohnungen in der ehemaligen Stickerei entstanden. Und im früheren Heizhaus entstand eine Werkstatt und Büros. Der hohe Wohnstandard zu leistbaren Mieten, die Nähe zu Hallein und Salzburg, der nahe S-Bahnhof sowie eine gute Infrastruktur hatten dazu geführt, dass die Wohnungen damals sofort vermietet waren. Die Hausverwaltung und die Betreuung liegt in der Hand der Eigentümer. Daraus wieder entstand 2017 der Wunsch, nach der Stickerei auch die Webereihalle umzubauen, die in den letzten Jahren als Oldtimer-Garage gedient hatte. Erste Überlegungen dazu machten die Bauherren aber nicht glücklich, weil durch massive Eingriffe in die Bausubstanz die Charakteristik der Halle nicht hätte beibehalten werden können, was aber eine Grundbedingung für die Eigentümer-Familie war.

„Die Idee war, das raue Industriedesign mit einem weichen Massivholzkern zu kombinieren.“

Durch Zufall und ein anderes Bauprojekt ist sie dann auf den Solararchitekten Otmar Essl und den Holzbaumeister Gerhard Winklhofer getroffen. Die beiden hatten nach zwölf Jahren bei blitZblau Architektur im Oktober 2018 die sonnenklarbau GmbH gegründet, in der Essl und Winklhofer als Planer und Generalunternehmer fungieren. „Das hat viel mit dem Thema Achtsamkeit zu tun“, sagt Essl im Gespräch mit Building Times, „weil wir raus aus dem Hamsterrad wollten, weg von steigenden Umsatzzahlen und stetigem Wachstum, hin zu noch mehr Architektur in Verbindung mit der Natur und zu engerem Kontakt mit den Baufamilien“. Ihr Vorschlag, die Charakteristik der Halle samt den bestehenden Außenwänden, allen Öffnungen nach vorne und nach hinten hinaus sowie die bestehende Tragstruktur aus Nagelbindern beizubehalten, stieß auf offene Ohren bei der Bauherrschaft, erzählt Essl.

Das Konzept lautete: Außen bleibt das raue Industriedesign, innen kommt ein weicher Massivholzkern. Dieser Massivholzkern besteht aus Brettsperrholz, zehn Zentimeter stark in den Wänden, 16 Zentimeter stark in den Decken. Und gleich steht man mittendrinnen im Wohnraum, sobald man die kleine überdachte Veranda passiert hat, in Loft-ähnlichen Wohneinheiten unterschiedlicher Größe und für unterschiedliche Wohnbedürfnisse. Alle Wohnungen sind barrierefrei geplant, das sind eine Ein-Zimmer-Wohneinheit mit 30 m², drei Zwei-Zimmer-Wohnungen mit jeweils 55 m², drei Drei-Zimmer-Wohnungen (85 m²) und eine Vier-Zimmer-Wohnung mit 114 m². Zwischen den Wohnungs-Trennwänden wurden 30 Zentimeter Zwischenraum geschaffen, in die Zellulose eingeblasen wurde. „Zum Einbau der  Betonkernaktivierung wurde auf den bestehenden Gussasphalt-Boden erst eine 20 Zentimeter starke Dämmschicht aus XPS aufgebracht und darauf eine 25 Zentimeter starke Betonplatte in Sichtbetonqualität“, berichtet Essl.

Von einer bestehenden Photovoltaikanlage mit 12 kWp wird die Weberei mitversorgt, für die Warmwasser-Versorgung wurde jede Wohneinheit mit einer bivalenten Wärmepumpe ausgestattet. „Wir wollten vermeiden, das Wasser im Kreis zu schicken“, erläutert Essl. Für die Beheizung wird die bereits im ersten Bauabschnitt installierte zentrale Grundwasser-Wärmepumpenanlage genutzt, die ihr Wasser aus einer Tiefenbohrung bezieht. „Die monatlichen Kosten für Heizung mit Warmwasser, inklusive Wartung und Service, betragen zum Beispiel bei der Zwei-Zimmer-Wohnung mit 55 m² WNF rund 25 Euro“, rechnet Essl vor und ergänzt: „Das ist weniger als die Hälfte von derzeit vergleichbaren Objekten“.

Nachhaltig wurde auch gedämmt:

Außen mit Mineralwolle, die bestehende Giebelwand stirnseitig mit 18 Zentimetern Steinwolle, wozu schließlich die Lärchenholz-Fassade aus Dreischichtplatten kommt. Nach sechsmonatiger Bauzeit wurden alle Wohnungen Anfang November an die Mieter übergeben, einer davon hat sogar seine Salzburger Altstadtwohnung mit Dachterrasse in der Getreidegasse aufgegeben, um in die Weberei zu ziehen. In Puch zahle er für die Drei-Zimmer-Wohnung 1.300 Euro pro Monat inklusive Heizung und Warmwasser, erzählte der Weberei-Mieter den Salzburger Nachrichten.

Otmar Essl macht gegenüber Building Times die Rechnung andersrum auf: „Die Gesamtinvestition inklusive Planung, Bauleitung, Ausführung als GU, Abbruch, Außenanlage und Abstellboxen beträgt netto 1.280.000 Euro, das sind 2.270 Euro pro Quadratmeter Wohnnutzfläche“. Und man hat auch an die Zukunft gedacht: Sollten sich die Mieter für Car-Sharing oder E-Mobility entscheiden, dann wird es auch eine E-Tankstelle geben. Denn, und das hört man von Vermietern äußerst selten, das wichtigste für alle Beteiligten seien die Mieter und ihre Bedürfnisse.