Vernetzt und verhext
Wie lassen sich die Segnungen von IT und Automation in Gebäuden optimal nutzen? Wie ist der Status quo und was bringt die Zukunft? Diese Fragen diskutierte ein hochkarätiges Podium mit einem versierten Publikum auf Einladung der TGA-Fachgruppe im OIAV.
„Es braucht zukunftssichere Systeme, die einfach in der Bedienung sind“, sagt Wolfgang Kastner, Leiter der Automation Systems Group der TU Wien. Er war von der TGA-Gruppe des Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein zur Keynote geladen und weiß, dass im Bereich der Gebäudeautomation noch viel zu tun ist. Im Spannungsfeld zwischen Effizienz und Komfort werde das vorhandene technische Potenzial kaum ausgenutzt, „weil Systeme zwar installiert würden, aber kaum bespielt werden, wie Kastner sagt.
Bestätigt wurde er prompt von Johann Bacik, dem Geschäftsführer von Honeywell Austria GmbH, der auf Daten aus dem eigenen Haus verweist. Sein Kommentar: „Am meisten wird in der Planung gespart, wir stecken seit 10 Jahren fest, es bräuchte bei weitem mehr Beratungsleitung“, meint er. Und Frank Schubert, von der Abteilung Marketing und Training Buildingautomation von Beckhoff Deutschland zitiert aus einer Studie.
Danach seien 85 Prozent der deutschen Wohngebäude nicht hydraulisch abgeglichen, was einen unnötigen CO2-Ausstoß von 10 Millionen Tonnen pro Jahr nach sich zieht. Es gäbe auch einige Gebäude, die gleichzeitig gekühlt und geheizt werden, weiß Schubert. as wiederum wundert Matthias Kendlbacher vom Institut of Building Research & Innovation ZT GmbH nicht: „Oft dauert es bis zu sechs Monate bis man weiß welcher Zähler richtig zählt“, kennt auch er die Tücken der Technik.
Die Sicht des Bauherrn brachte Michael Rotter, Vorstand für Bau-, Immobilien- und Projektmanagement des Austria Center Vienna auf den Punkt: Er hat sich zwei Jahre mit der Gebäudeautomation beschäftigt und staunend festgestellt, dass er viele Angebote erhält, ohne dass sich die Bieter mit der Immobilien beschäftigt hätten. Im Bestand sei ihm das Energiemonitoring wichtig, so Rotter. Genau das werde aber häufig als erstes eingespart, wenn die Budgetfrage auf den Tisch kommt, weiß Christian Steininger, Initiator der TGA-Gruppe. Und wenn keine Daten da sind, dann wird eine Beurteilung schwierig. Aber auch wenn Sensoren und Messgeräte verbaut werden ist das kein Garant für nutzbare Daten. „Die ganze IT nutzt uns wenig, wenn uns die hauseigene IT den Zugriff auf die Systeme verweigert“, bemerkt dazu Jürgen Kromp, Chef von Sauter Österreich. „Was bringt uns der Regelkreis im Internet, wenn wir zuwenig Fachpersonal haben“, frägt widerum Roman Weigl, stv. Spartenobmann Information und Consulting der WKO. Er weiß von „Gebäuden, die drei Jahre nicht einregelbar“ waren.
All das klingt nach einem automatisch generierten Desaster, wie die Diskussion zeigte. Eine Lösung müsste die Politik erzwingen, findet Gerhard Scharl, Geschäftsführer der Firma R+S Systems GmbH. Es brauche verpflichtende Regelwerke, meint er. “Warum wird nicht, so wie in Schweden, der gemessene Energieverbrauch für den Energieauswei herangezogen”, frägt auch Thomas Bednar, Leiter des Forschungsbereiches Bauphysik an der TU Wien.
Ein erster Ansatz wäre es schon die Verbrauchswerte sichtbar zu machen, findet Kendlbacher. Es sei auch ein mehr an Integration nötig, betont Steininger. “Die Automation regelt nichts von selbst, es muss Vieles definiert warden”, sagt er. Ja, und dazu bräuchte es eine penible Planung, die es hierzulande nur selten gibt. Deshalb: Ab zum Buffet!