Neubau für den Elektro-Klassiker
Schrack Technik, der heuer 104 Jahre alte Klassiker der österreichischen Elektro-Industrie, bekommt ein neues Headquarter in Wien-Liesing. Geplant hat ATP, der Jubel über den Wettbewerbs-Erfolg ging dem Auslober aber zu schnell.
Viele Österreicher:innen, wahrscheinlich vor allem ältere Semester, sind mit Schrack-Produkten direkt in Kontakt gekommen, reichte die historische Produktpalette doch von Radioapparaten bis zu Telefonen. Nun wird der heimische Elektro-Klassiker, der 1920 gegründet wurde, in Wien-Liesing ein ökologisch geplantes, neues Bürogebäude bekommen, samt Vertriebsniederlassung für Wien, NÖ und das Burgenland samt Store, sowie Abhol- und Lagerbereich.
„Wir jubeln noch einmal zum Jahresende: ATP architekten ingenieure gewinnt den 1. Preis im geladenen Architekturwettbewerb für das neue Headquarter von Schrack Technik und die Geschäftsstelle Wien/Niederösterreich/Burgenland in Wien-Liesing“, hatte die ATP kurz vor Weihnachten gemeldet und damit dem Wettbewerbs-Auslober Schrack anscheinend keine große Freude bereitet. „Ich habe mit meinen Kollegen von der Geschäftsführung gesprochen und aus unserer Sicht ist es noch viel zu früh für Statements zu diesem Projekt. Wir sind noch in der Evaluierungsphase vieler Details mit ATP und können noch keine qualifizierte Information übermitteln“, erklärte Marketingleiter und Pressesprecher Andreas Scharf auf Anfrage nach Details. Und weiter: „Ich denke, frühestens im Herbst macht es Sinn, nochmals um Kontaktaufnahme anzufragen. Bitte um Verständnis“. Haben wir natürlich, können aber deshalb leider auch keine Projektkosten nennen.
Bürogebäude mit Lagerbereich
„Das maximal flexibel und ökologisch nachhaltig geplante Headquarter von Schrack Technik umfasst auf einer Fläche von 15.000 m² ein modernes Bürogebäude mit angegliedertem Lagerbereich sowie ein separates Medienlager“, beschreibt die ATP das Projekt. Aus den vorhandenen Renderings geht hervor, dass es sich um ein Eckgebäude mit drei Voll- und drei Halbgeschoßen sowie einem begrünten Dachpavillon handelt. „Das für den Bauherrn maßgeschneiderte Headquarter wurde in seiner architektonischen Vision von der technoiden Sprache des innovativen Elektrotechnikunternehmens inspiriert. Der kompakte Baukörper bietet ein ideales Umfeld für zukunftsorientierte Arbeitswelten“, beschreibt Dario Travaš, ATP-Partner und Head of Design, das Entwurfskonzept.
Zerlegbarkeit und Wiederverwendung
Zur Vorbereitung auf künftige Anforderungen sei der Raumraster maximal flexibel, wodurch sich das Gebäude jederzeit und individuell an die Bedürfnisse der Nutzer:innen anpassen könne, heißt es weiter. So sei beispielsweise eine nachträgliche Erweiterung der Büroflächen jederzeit möglich. „Das gewährleistet eine optimale Ausnutzung des Grundstücks, ohne weitere Flächen zu versiegeln. Fassade und Innenausbau sind modular konzipiert, wodurch ein flexibler Ausbau sowie eine leichte Zerlegbarkeit und die Wiederverwendung der Bauteile am Ende des Gebäudelebens möglich sind“.
Für die Ökologie ist die ATP-Tochter sustain verantwortlich, die für energieeffiziente Gebäudetechnik sorgt: Heizung und Kühlung erfolgen über ein Erdwärmesondenfeld und eine PV-Anlage auf den Dächern des Gebäudekomplexes versorgt das Headquarter mit grünem Strom. Dazu kommt: „Das umfassende Begrünungskonzept auf den Freiflächen und den Dächern verringert den Hitzeinsel-Effekt und verbessert nachhaltig das Mikroklima am Areal“.
Industriegeschichte geschrieben
Schrack hat im vergangenen Jahrhundert österreichische Industriegeschichte geschrieben, denn bereits 1914 ließ Eduard Schrack mit der Erfindung eines optischen Stereometrie-Systems zur Geländevermessung aufhorchen, 1918 entwickelte er die erste österreichische, industriell gefertigte Radioröhre und 1920 gründete er die Schrack AG, die sich mit der Entwicklung, der Produktion und dem Vertrieb von Telefonsystemen, Radiogeräten, Sicherheitsschaltern und Feueralarmsystemen beschäftigte.
In ihrer Unternehmensgeschichte beschreibt die Schrack Technik, dass sie auf Produkte und Lösungen für die sichere, komfortable und wirtschaftliche Energie- und Datenverteilung spezialisiert sei. „Vernetzung, Optimierung und Sicherheit von Energie und Daten sind die Unternehmensschwerpunkte. Von Österreich ausgehend wurde durch den Aufbau eigener Tochtergesellschaften eine starke Marktpräsenz in Zentraleuropa erreicht“.
Das Produktportfolio reiche von Schaltschränken, Relais und Schutzschaltern bis zu Sicherheitsbeleuchtungen und Datennetzwerkprodukten. Schrack bezeichnet sich als „eines der wenigen Unternehmen, das mit seinem Portfolio das gesamte Marktspektrum der Elektroinstallationsbranche abdeckt. In strategisch wichtigen Bereichen wie Schutzschalter, Netzwerktechnik, Sicherheitsbeleuchtung und Relais ist Schrack Marktführer“.
Zentraleuropa als Schwerpunkt
Außerhalb Österreichs ist Schrack in zwölf weiteren Ländern mit eigenen Tochtergesellschaften am Markt tätig, in 40 weiteren Ländern arbeitet Schrack mit Partnerunternehmen. Strategischer Schwerpunkt sämtlicher Aktivitäten ist Zentraleuropa.
Geschäftsführer sind Wilhelm Großeibl, Andreas Fichtenbauer und Franz Gletthofer. Die Schrack Technik International GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der Schrack Technik Holding AG, deren Aktionäre, laut Firmenabc, Norbert Kasper (8,55 Prozent), Viktor Eßbüchl (9,08 Prozent), die ILAG Vermögensverwaltungs GmbH (40 Prozent), sowie die BGWG Handels- und Beteiligungs GmbH (25 Prozent) sind. Diese gehört zu 100 Prozent Wilhelm Großeibl, während die ILAG je zu einem Drittel im Eigentum von Katharina Turnauer, Daria-Maria Arco-Zinneberg und Alexandra Vossoughi-Turnauer steht.