Erdwärme für Wiener Gemeindebau

Pilotprojekt für "Raus aus Gas": Start der Tiefenbohrungen für die Erdwärmeversorgung der ersten 277 Wohnungen für Gemeindebau in der Deutschordenstraße.

Die Stadt Wien hat ehrgeizige Pläne um bis 2040 klimaneutral zu werden – ob der vielen Gasheizungen und der teils gasbetriebenen Fernwärme ein schwieriges Unterfangen. Zu den ersten „Raus aus Gas“-Pilotprojekten gehören die beiden 1953-1955 errichteten Gemeindebauten in der Deutschordenstraße 7-25 und 27-35 in Wien-Penzing. Dort starteten Mitte Mai die Tiefenbohrungen für die Versorgung der insgesamt 277 Wohnungen mit Erdwärme. „Insgesamt investieren wir in den nächsten drei Jahren über 4,2 Milliarden Euro in den Ausstieg aus Gas. Mit dem Umstieg der Wohnhausanlage Deutschordenstraße auf erneuerbare Energieträger setzt Wiener Wohnen einen wichtigen weiteren Schritt zur Dekarbonisierung der Raumwärme“, so Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. Die Sanierungsmaßnahmen des Gemeindebaus belaufen sich auf insgesamt 26 Millionen Euro und sind voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen.

Wärme aus 150 Meter Tiefe

Die dezentralen Gasthermen in den Wohnungen werden durch eine zentrale Wärmepumpenanlage zur Heizung und Warmwasserbereitung ersetzt. Als Energiequelle dient Luft und Geothermie (Erdwärme). Dazu werden 18 Tiefenbohrungen mit je 150 Meter Tiefe durchgeführt. Die aus der Tiefe gewonnene Erdwärme dient zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung. Laut Stadt wurde noch nie eine Wohnanlage dieser Größe im Bestand auf Luft-Wasser-Wärmepumpe zur Heizung und Warmwasserbereitung umgestellt. In den Wohnungen selbst wird lediglich eine Wohnungsstation mit Wärmetauscher installiert. Der Strombedarf der Wärmepumpe soll künftig zu einem Gutteil aus einer Photovoltaikanlage am Dach gedeckt. Die Haustechnikplanung erfolgte durch Vasko & Partner ZT GmbH, für die Ausführung der Haustechnik läuft gerade der Vergabeprozess. Die Tiefenbohrungen werden von der Firma KDS GmbH durchgeführt.

Sanierungen als Basis für Energiewende

Die größte Unterstützung für die Energiewende sieht die Stadt darin den Energiebedarf und Energieverluste durch umfassende thermische Sanierung zu senken. Insgesamt befinden sich aktuell 59 Sanierungsprojekte mit Investitionen von 660 Millionen Euro in der Bauphase, das betrifft rund 14.000 Gemeindewohnungen in ganz Wien.

Ein Beispiel ist das aktuelle Projekt. So soll der Heizwärmebedarf in der Deutschordenstraße um 75 Prozent gesenkt werden. Neben der 2020 gestarteten thermischen Sanierung werden auch andere Verbesserungen umgesetzt. Zum Beispiel 21 Personenaufzüge, neue einbruchshemmende Brandschutz-Eingangstüren, ein Kinderwagen- bzw. Fahrradraum sowie eine Rollstuhlrampe. Die Außenbeleuchtung wird erweitert und eine neue Brandrauchentlüftung installiert.