Vier vom Handwerk kommend
Die drei bunten Pavillons der „Steiermark Schau 2025“ von studio WG3 bereisen das Land und machen auf ihre architektonischen Schöpfer aufmerksam. Sie haben, vom Handwerk kommend, einen speziellen Zugang.
Das Kleine hat was. „Bereits während des gemeinsamen Studiums haben wir Entwürfe des Minimal Housings gemacht, etwa das Wohnkonzept des Hypercubus, womit wir 2011 mit dem Staatspreis in der Kategorie ‚Design Concepts‘ ausgezeichnet wurden“, berichtet Architekt Albert Erjavec im Gespräch mit Building Times über die gemeinsamen Anfänge. Und erklärt auch gleich den Namen: „Wir haben zu dritt, eigentlich zu viert, in einer Wohnung gelebt und daraus ist 2009 der Name studio WG3 ZT GmbH entstanden“.
Seine Partner sind die Architekten Matthias Gumhalter, Christian Reschreiter und Jan Ries, die jeweils ein Viertel am studio WG3 halten und mehrere Standorte bespielen: „Der Hauptstandort ist Graz, der nächst-größere ist Linz, wo Ries wohnt, der aber auch Graz, Linz und St. Martin am Tennengebirge in Salzburg bespielt, Reschreiter betreut St. Martin, Gumhalter auch Kurkmirn und ich melde mich gerade aus Villach“, berichtet Erjavec, wo er gerade den Umbau und die Erweiterung einer Tischlerei betreut.
Was die Vier – „Wir sind alle nur Wahl-Grazer“ – von vielen anderen Architekten ganz wesentlich unterscheidet, ist ihre Herkunft vom Handwerk, denn sie sind auch gelernte Tischler und Designer, was sie zur „optimalen Nutzung von Räumen“ prädestiniert, wie sie auf ihrer Homepage erläutern. „Wir haben mit dem Handwerk, dem Möbel-Design, begonnen, dann zu studieren angefangen und sind in den Möbelhandel eingestiegen, weil es für Design keine Berechtigung gegeben hat. „Das war aber nur eine Hilfskonstruktion, denn das Büro hat alles erfüllt, was es braucht“, schildert Erjavec die Anfänge.
Die drei bunten Pavillons der „Steiermark Schau 2025“ hat studio WG3 in einem geladenen Wettbewerb als Generalplaner gewonnen – „da waren auch ein wenig Vorgaben des Auslobers Joanneum dabei“. Jeder Pavillon ist rund 150 m² groß, aus Brettsperrholz gefertigt, textilverkleidet und wurde von der Kamper Handwerk+Bau GmbH im südsteirischen Tillmitsch gefertigt. Dort verweist man darauf, dass man zur Aufstellung am Wiener Heldenplatz, wo die Schau bereits im März zu sehen war, nur sechs Tage benötigt habe. Noch bis Ende Mai ist die von Günther Holler-Schuster kuratierte Ausstellung in Mariazell zu sehen, von 20. August bis Ende Oktober in Leoben. Maribor und Ljubljana im benachbarten Slowenien sind noch nicht terminisiert.
Zelthallen mit Haustechnik
Was nicht nur leicht, lustig und luftig aussieht und auf Wanderschaft geht, erfordert eine ganze Menge an Haustechnik. Dafür hat studio WG3 die rosenfelder & höfler consulting engineers GmbH & Co Kg aus Graz mit der Bauphysik beauftragt. Die Elektrotechnik steuerte Josef Leitner GmbH (Graz) bei, mit dem Brandschutz war die Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH (Graz) dabei und die sblumer ZT GmbH, ebenfalls aus Graz steuerte die Statik bei.
Derzeit hat studio WG3 von Linz aus gerade ein größeres Einfamilienhaus in Altmünster am Traunsee in Realisierung und einen Wohnungs-Umbau, in Graz ein Restaurant, in Villach eine Tischlerei und in St. Martin einen Kindergarten. In Lichtenberg bei Linz wird derzeit gerade die Erweiterung einer Zahnarzt-Praxis geplant, weiters der Umbau eines Einfamilien-Hauses im Seengebiet sowie der Umbau des Hotels Tauernhof in Großarl im Bezirk St. Johann im Pongau (Salzburg). „Das war eine Pension und erhält jetzt einen Zubau mit Zimmern an der Südseite. Gebaut in Corona-Zeiten sind wir jetzt hier als Innenarchitekten tätig“, erläutert Erjavec. In Graz zeichneten sich einige Projekte ab, „die sind aber noch vage“.
An Architekten-Wettbewerben nimmt studio WG3 dann teil, „wenn wir geladen sind oder sie für uns interessant sind. Das ist etwa zwei bis drei Mal im Jahr der Fall, wie beispielweise beim Schlossbergmuseum in Graz, das wir gewonnen haben. Wir sind nicht so ein großes Büro, dass wir an großen Wettbewerben teilnehmen. Da kommen 80 meist sehr gute Entwürfe und der Rest ist dann schon oft Glückssache“, meint Jan Ries.
Wichtigster architektonischer Eingriff am Schlossberg sei gewesen, eine Verbindung zwischen der Bastei und dem Schlossberg-Gelände zu schaffen. Mit einem Kreisweg habe man die starke Barriere aufgelöst, der die einzelnen Nutzungen verbinde und zur strukturierten Geste des Entwurfs werde. Er organisiere die Wegführung für die Besucher:innen, ordne und öffne die zuvor problematische, verschlossene Außenwand und mache sie zu einer intuitiven Eingangssituation, heißt es in der Projekt-Beschreibung.
Modelle würden in ihrem Büro „natürlich“ noch gebaut, und zwar würden sie mit dem 3D-Drucker ausgedruckt. Der biete viel mehr Gestaltungschancen, meint Erjavec. „Und wir sind vorbereitet, BIM anwenden zu können“.
Seit Beginn ihrer Selbstständigkeit hätten sich die Programme verbessert und es werde spannend, was die KI für die Architektur bringen werde, sagt Jan Ries. „Gesetze und Richtlinien werden heute mehr eingehalten als zu unserem Anfang und die gesetzlichen Grundlagen ändern sich. Früher war der Architekt ein Einzelkämpfer, jetzt nicht mehr, sondern heute sind es Partnerschaften“.
Wirtschaftliche Erholung
Sieben bis acht Beschäftigte hat das Büro, wobei „die Gründer männlich sind und die Mitarbeiterinnen weiblich“. Eine Million Euro Umsatz im Jahr 2024 „wird sich nicht ganz ausgehen“, meint der Architekt, und sagt für heuer: „Fleißig sind wir sehr und haben auch das Gefühl, dass es wirtschaftlich wieder besser wird. Wir haben aber aus Corona-Zeiten einen sehr langen Vorlauf gehabt“. Bis 2023 sei der Umsatz stets gestiegen und danach gleichgeblieben.
Wenn Wettbewerbe ausgelobt werden, dann würden Elektrotechnik und HKLS oft nicht ausreichend berücksichtigt. „Dann soll beim Hochbau gespart werden, um die Kosten hereinzubringen“. Außer Elektrotechnik und Installation werden alle Gewerke selbst ausgeschrieben.
„Wichtigstes“ Projekt für studio WG3 sei das Schlossbergmuseum – und das „liebste“? „Jedes Projekt ist eine Herausforderung und stellt viele Aufgaben. Am Schluss sieht man erst, was dabei herausgekommen ist“, meint Erjavetz. Ungefähr 50 Projekte dürfte sein Büro bisher bis zum Schluss betreut haben, ergänzt er.
Zur Klima- und Energiekrise müsse man überlegen, welche Ressourcen man nutze. „Ist der Supermarkt mit 15 Jahren Lebenszeit die richtige Aufgabe? Das Einfamilienhaus wäre eigentlich auch nicht die richtige Antwort. Man sollte es zumindest später abteilen können, für die Pflege oder wenn ein Partner übrigbleibt“, glaubt der Architekt.
„Jeder Mensch kommt in seinem Lebens-Umfeld mit Architektur in Berührung und gute Architektur wird positiv mitgenommen. Natürlich müssen Qualität und Wirtschaftlichkeit stimmen. Die Architekten haben definitiv eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft“, betont Architekt Albert Erjavec abschließend.


