Sanierungsfall Cleen Energy

Die auf Energieeffizienz ausgerichtete Cleen Energy AG muss saniert werden. LED-Umrüstung und PV-Ausbau brachten viel Umsatz und kräftige Verluste. Der Langzeit-CEO ist Geschichte.

Der Gründer und Langzeit-Chef Lukas Scherzenlehner ist weg, ein erheblicher Liquiditätsbedarf der Cleen Energy bleibt. Der beläuft sich auf immerhin 4,2 Millionen Euro, wie aus einer Ad-hoc-Meldung von 28. Oktober hervorgeht. Mit wesentlichen Gläubigern und Kernaktionären habe man sich auf Restrukturierungsschritte geeinigt. Die Parteien verzichten teilweise auf Geldforderungen und gewähren Stundungen von fälligen und zukünftigen Forderungen. Diese liquiditätswirksamen Maßnahmen sollen dazu führen, dass die bis Ende 2024 benötigte Liquidität um rund EUR 1,2 Millionen auf rund 3,0 Millionen Euro reduziert werden kann. Weiteres frisches Geld soll im Rahmen einer Kapitalmaßnahme aufgebracht werden.
Kurzum, die seit 2017 an der Wiener Börse gelistete Cleen Energy AG muss saniert werden. Sie sieht sich selbst als eines der schnellst wachsenden Unternehmen in den Bereichen Photovoltaik, LED-Beleuchtung, Stromspeicher, Elektromobilität & dezentralen Stromnetzen im deutschsprachigen Raum.

Wertverfall in Papierform

Die Aktie selbst hat einen wilden Ritt hinter sich. Der Eröffnungspreis lag bei 2,30 Euro und steigerte sich bis zum Peak im April 2022 auf immerhin 17, 50 Euro. Danach ging es rasant abwärts, im Moment liegt das Wertpapier wieder bei 2,30 Euro. Die Schräglage des Unternehmens bestätigt auch der Halbjahresbericht 2023: „Trotz einer Umsatzverdopplung gegenüber dem Vorjahr weist die Cleen Energy ein stark negatives EBITDA sowie EBIT aus. Neben schlussgerechneten Großprojekten mit schlechten Margenqualitäten, haben signifikante Einmalbelastungen das Ergebnis im ersten Halbjahr 2023 belastet“, so der Finanzbericht. Mit ein Grund für das Desaster seien der Anstieg der Leitzinsen und der Neuaufnahme von Finanzierungen, die die AG erheblich belasten. Im Konzern (nach IFRS) erwirtschaftet die Cleen Energy Group 2022 laut Jahresabschluss einen Umsatz in Höhe von 12,8 Millionen Euro Umsatz.

Nicht mehr mitwirken an der Sanierung kann der im Sommer abgetretene CEO Lukas Scherzenlehner, er wurde vom aufgefrischten Aufsichtsrat durch Florian Gietl ersetzt. An ihm liegt es nun die umfassenden Restrukturierungsschritte zu setzen. Das Unternehmen beschäftigt 36 Mitarbeiter und ist in mehreren Ländern tätig. Das Kerngeschäft war ursprünglich die Umstellung auf LED-Beleuchtung, später kamen PV-Anlagen, Batteriespeicher und E-Mobilität dazu. Zu all diesen Technologien wird der Kauf, Leasing oder Contracting angeboten.