Neue Gebäudetechnik-Normalität
2024 werden 5,7 Milliarden mit Gebäudetechnik umgesetzt, das ist ein Minus von rund 300 Millionen Euro gegenüber 2023. In Deutschland sinkt der Umsatz von 80,3 (2023) auf 77,9 Milliarden, so aktuelle Zahlen.
Die ISH, die Weltleitmesse für Heizung und Sanitär, steht vor der Tür. Und sie wirft ihre Schatten in Form von Zahlen voraus. Die präsentierte Jens Wischmann Geschäftsführer, Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) + VdZ – Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie e.V. im Rahmen einer Online-Pressekonferenz. Nach vielen Jahres des Wachstums zeichnet sich demnach ein Minus in vielen Segmenten ab.
Insgesamt wird der Umsatz der deutschen Gebäidetzechnik-Hersteller 2024 drei Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr. Nach 80,3 Milliarden im Vorjahr geht die deutsche Branche von einer Reduktion auf 77,9 Milliarden Euro aus. Besonders der Inlandsmarkt schwächelt, so Wischmann. Aber auch der Umsatz mit Lieferungen ins Ausland gibt nach. Wurden 2023 noch 13,8 Milliarden mit dem Export von Heizung, Sanitär & Co erwirtschaftet, werden es heuer etwa 13,2 Milliarden Euro sein.
Heizungsmarkt wiegt schwer
Dick ins Gewicht fällt bei den deutschen Rückgängen der Heizungsmarkt. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat vor wenigen Tagen seine Absatzstatistik für das dritte Quartal 2024 veröffentlicht. Zentrales Ergebnis: Der Absatz von Wärmeerzeugern ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 48 Prozent eingebrochen. Das entspricht 548.000 abgesetzten Heizungen in absoluten Zahlen. Die Wärmewende tritt damit gut ein Jahr nach Inkrafttreten des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und der Ausweitung der Förderung auf alle Wohnungseigentümer und Hausbesitzer Ende August auf der Stelle.
Verflixtes 3. Quartal
Im 3. Quartal ging Absatz von Wärmepumpen ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 52 Prozent zurück. Das Ziel der Bundesregierung jährlich 500.000 Wärmepumpen zu installieren, rückt damit in weite Ferne. Biomasse-Heizungen verzeichnen einen Marktrückgang von 61 Prozent. Das entspricht 18.000 abgesetzten Einheiten. Mit Blick auf das Gesamtjahr 2024 schätzt der BDH, dass insgesamt ca. 740.000 Wärmeerzeuger abgesetzt werden, davon um die 200.000 Wärmepumpen. Damit wird klar: Der Absatz von Heizungen bewegt sich somit wieder auf dem langjährigen Niveau der Jahre 2014 bis 2019.
Heizung verliert in Deutschland 4,4 Prozent
Für das laufende Jahr wird insgesamt ein Umsatzrückgang im Heizungssektor von -4,7 % (Inland und Ausland) im Vergleich zum Vorjahr angenommen. Für den Inlandsabsatz wird mit einer negativen Entwicklung in Höhe von -4,4 % gerechnet. Diese Zahlen beinhalten Preissteigerungen, wodurch der reale Umsatz voraussichtlich weitaus schlechter ausfallen wird, so der BDH.
Demgegenüber steht ein veralteter Anlagenbestand. Von den rund 21,6 Millionen installierten Anlagen in deutschen Heizungskellern gelten rund 10 Millionen Heizungen als technisch veraltet.
Rückgang auch in Österreich
Präsentiert wurden auch Zahlen für Österreich. Auch hier gibt es einen Rückgang. Hier geht man von einem Minus von rund 300 Millionen Euro gegenüber dem Jahr 2023 aus. 2024 sollte der Umsatz mit Heizung, Bad, Lüftung und Klima in Summe 5,7 Milliarden ausmachen. Ob diese Prognose zutrifft wird sich weisen, denn die Sanierungsoffensive wirkt. Mit Stand 21. Oktober 2024 wurden 95.725 Förderungsanträge bei der Förderstelle eingereicht. Darüberhinaus wurden 77.764 Registrierungen gestellt. Zum Vergleich: Mit Stand Anfang Mai 2024 waren 50.802 Förderungsanträge gestellt und 57.322 Registrierungen eingereicht. Für weitere Projekte stehen noch 936,3 Mio. Euro an Förderungsmitteln zur Verfügung.Das sind Zahlen, die Hoffnung geben. Wie viele der zur Förderung eingereichten Projekte letztlich auch realsiert werden, hängt auch von den Banken ab – Stichwort Zwischenfinanzierung. Die ist bekanntlich schwierig. Anders als bei großspurigen und höchst fragwürdigen Immobilienfinanzierungen verhalten sich die Kreditgeber bei Eigenheimbesitzern ziemlich restriktiv.
Sanitärsegment mit positiven Signalen
Positive Impulse zeigen sich im Sanitärbereich. Erste Anzeichen deuten auf vermehrte Sanierungsaktivitäten im Badbereich hin. Aufgeschobene Maßnahmen werden derzeit nachgeholt. Die Umsatzerwartung für das Jahr 2024 im Sanitärbereich beträgt +0,3 % (Inland und Ausland) im Vergleich zum Vorjahr, während für das Inlandsgeschäft ein leichtes Umsatzwachstum von +0,6 % erwartet wird.
Unsere aktuelle Grundlagenstudie #germanbathrooms zeigt deutlich, wie groß der Sanierungsbedarf im privaten Bereich aufgrund der Überalterung der deutschen Bäder ist. 18 % der Bäder in Deutschland sind sogar dringend renovierungsbedürftig – das sind anteilig rund 7 Mio. Bäder*. Mehr als jeder vierte Wohneigentümer (27 %) rechnet für die nächsten Jahre mit einer Badezimmer-Renovierung – bei den seit 35 Jahren nicht mehr renovierten Bädern ist es jeder zweite (52 %). Die Nachfrage wird also anziehen. Auch der dringende Bedarf an neuen, altersgerechten Bädern und der Wunsch nach mehr Wohnqualität im Badezimmer sind zentrale Themen, von denen Impulse für den Sanierungsmarkt zu erwarten sind“, so Jens J. Wischmann weiter“.
Europäische Flaute
Für das laufende Jahr 2024 wird für die meisten europäischen Märkte ein Rückgang der Nachfrage prognostiziert. Die Abkühlung der Baukonjunktur ist auch hier die Ursache. In Dänemark, Österreich und Italien wird die Nachfrage dabei stärker zurückgehen als in Deutschland. Leicht positive Impulse sind in Spanien und Großbritannien zu erwarten.
Branchendaten
Die Branchendaten Haus- und Gebäudetechnik werden herausgegeben von der VDS – Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V., der VdZ – Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie e.V., dem BDH – Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.V., dem DG Haustechnik – Deutscher Großhandelsverband Haustechnik e.V., dem VDMA – Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau und dem ZVSHK – Zentralverband Sanitär Heizung Klima.