Kommentar: Pellets-Compliance und Wärme-Kodex

Corona, Krieg, Preissprünge oder Erleuchtung: Warum die Pelletshersteller Compliance nachsitzen und die Fernwärme-Anbieter dem Reiz von Transparenz und zeitgemäßer Kundenkommunikation erliegen, weiß niemand so genau.

Der Freispruch für die Pellets-Hersteller durch die Wettbewerbsbehörde war kein glatter. Der Verdacht auf kartellrechtswidrige Verhaltensweisen hat sich im Ergebnis nicht gerichtsfest erhärtet, so die BWB. Es war halt offenbar nicht eindeutig nachweisbar, dass die Unternehmen sich beim Preis was untereinander ausgemacht haben. Das ist auch nicht wirklich notwendig, denn das Internet hilft da ganz von selbst. Die oft gewünschte Transparenz funktioniert nicht nur in eine Richtung zur Orientierung der Kunden, sondern dient eben auch dem Mitbewerb. Dennoch haben sich die Pelletshersteller dazu verpflichtet in Sachen Compliance ein wenig nachzusitzen.

Fairness-Paket

Damit ein funktionierender Wettbewerb sichergestellt wird, hat der Verband proPellets unter Einbindung der BWB ein Fairnesspaket mit Compliance Maßnahmen erarbeitet. Der Verband propelltes mit seinen 85 Mitgliedern verpflichtet sich unter anderem zu Folgendem: Begleitung der Generalversammlung durch Kartellrechtsexperten bzw. Kartellrechtsexpertinnen, Abhaltung einer Kartellrechtsschulung für Verbandsmitglieder, Erstellung eines praxistauglichen Compliance-Leitfaden zur Einhaltung des Kartellrechts
Einrichtung eines Compliance-Beauftragten regelmäßige jährliche Berichterstattung an die BWB bis inkl. das Jahr 2026 über die umgesetzten und beabsichtigten Compliance-Maßnahmen. All das kann nie schaden.

Neues Fernwärme-Verhalten

Dass Kunden nicht nur Qual, sondern auch Segen sind haben unterdessen auch die Fernwärmeunternehmen erkannt. Um den gesegneten Wärmeabnehmern künftig mehr Gutes zu tun hat der Fachverband Gas Wärme mit externer rechtlicher Beratung den Verhaltenskodex für die Fernwärmebranche erarbeitet. Damit gibt es erstmals einheitliche Transparenzvorgaben für die Unternehmen der Fernwärmebranche. Bumm, nach Jahrzehnten der Dunkelheit kommt Licht.

Als Beleuchter fungiert ein nobler Wirtschaftsanwalt. Er hat einen Verhaltenskodex entwickelt, den Unternehmen künftig als Leitfaden für ihren Geschäftsalltag und ihre Kundenbeziehungen dienen soll. Versprochen werden zum Beispiel transparente Abrechnungen oder eine zeitgemäße Kundenkommunikation. Interessant ist, dass man für solche Selbstverständlichkeiten einen Consulter von Außen braucht. Aber trotzdem, schaden kann das nicht.

Nächste Schritte?

Wenn Traditionsunternehmen, wie die Fernwärmefirmen und die Holzwirtschaft sich plötzlich zum Guten hinwenden, so könnte das als Signal verstanden werden für andere Branchen. Werden Stromanbieter sich ein Beispiel nehmen und ihre verwaisten Telefone wieder besetzen? Teilen sie künftig ihren Kunden zeitgerecht mit, dass deftige Preiserhöhungen anstehen? Schaden könnte es nicht.