Industrieller Energieschub

Lange Zeit hat die Industrie die Erneuerbaren verschmäht. Nun fordern Manager mehr Grünstrom als Standortfaktor.

Für den Wirtschaftsstandort Deutschland sei der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien zukunftskritisch: Für 70 Prozent der Unternehmen, die in den nächsten fünf Jahren Investitionen planen, ist die Verfügbarkeit von grünem Strom bereits heute zentral für die Investitionsentscheidung. Und die Bedeutung werde weiter steigen, so das Urteil von 90 Prozent der rund 250 befragten Top-Manager von Unternehmen in Deutschland. Durchgeführt wurde die Befragung von der Initiative „The Transatlantic Sun&Wind Belt“ gemeinsam mit dem Meinungsforschungs-Institut Kantar. Von Oktober bis Dezember 2022 wurden circa 250 Entscheider internationaler Konzerne und großer Mittelständler, unter anderem aus Automobil-, Chemie- und IT-Industrie, befragt.

Geringer Umsetzungswille

„Ohne den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien verliert der Standort Deutschland seine Anziehungskraft im internationalen Wettbewerb“, so Milan Nitzschke, Co-Founder der transatlantischen Unternehmensinitiative Sun&Wind Belt. Die Unternehmen beklagen eine nach wie vor zu komplizierte Regulatorik und vermissen den politischen Umsetzungswillen. Insgesamt schätzen die Führungskräfte Deutschland im Mittelfeld des internationalen Wettbewerbs um erneuerbare Energien ein. „Angesichts der schnellen Fortschritte in anderen Ländern, wie beispielsweise durch das aktuelle Multimilliarden-Investitionsprogramm der USA, dürfte sich diese Einschätzung bald sogar noch verschlechtern“, so Nitzschke weiter. „Die überraschend positive Konsequenz: 75 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen den Ausbau selbst in die Hand nehmen und in den eigenen Ausbau der Erneuerbaren investieren“.

Die Umfrage lässt auch Schlüsse darüber zu, wie sich die regionale Attraktivität für Unternehmen verändert. Bei den Bundesländern mit den besten Voraussetzungen für den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien belegen Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die ersten drei Plätze. Aus der Sicht der Unternehmen bedeutet dies auch die besten Chancen, Investoren für neue Standorte zu gewinnen. Demgegenüber zeichnen sich hier für die südlichen Bundesländer Standortnachteile ab.