Elektrobranche als Krisengewinner

Die hohen Stromkosten pushen das Geschäft. Der Elektrogroßhandel und die Bundesinnung der Elektriker erwarten weiterhin kräftige Zuwächse.

Die gestiegenen Stromkosten bescheren dem Elektrohandwerk, dem Großhandel und der Industrie kräftige Zuwächse. Allein Rexel, der heimische Marktführer im Elektrogroßhandel, konnte hierzulande mit einem Umsatzzuwachs von nahezu 100 Millionen Euro seine Stellung deutlich behaupten, wie Rexel-CEO Robert Pfarrwaller anlässlich der Eröffnung der hauseigenen Expo ausführte. Er geht auch für heuer von weiterem Wachstum aus, wenngleich die Kurve etwas abflachen wird.

Mehr Gewerbe, mehr Lehrlinge

Der Bundesinnungsmeister der Elektrotechniker Andreas Wirth sieht zuversichtlich ins neue Jahr. Viele der zuletzt gebauten Häuser müssen nun noch installiert werden. Dazu komme ein richtig wuchtiger Boom in der Photovoltaik, wie Wirth sagt. Und der bringe für Elektriker:innen oft Zusatzgeschäft, weil im Zuge von PV-Anlagen auch bei der vorhandenen Elektrik nachjustiert werden müsse. Optimistisch ist Wirth auch bei der Entwicklung des Gewerbes selbst. Die Zahl der Betriebe stieg zuletzt um 14 Prozent und es befinden sich auch mehr Lehrlinge in Ausbildung als zuletzt.

Sorgenkind Wechselrichter

Eine leichte Entspannung ortet der Innungsmeister bei den Lieferketten. Das sei auch notwendig, weil die Verfügbarkeit von Technik sich inzwischen negativ auf manche Betriebe auswirkt. „Die Firmen müssen bei Teillieferungen Ware bezahlen, können sie aber nicht beim Kunden abrechnen, weil die Arbeiten nicht fertiggestellt werden können, erklärt Wirth.
Ein besonderes Sorgenkind sind weiterhin die Wechselrichter. „Wir erhalten für heuer knapp die Hälfte der Stückzahlen, die wir gerne hätten“, sagt Rexel-Chef Pfarrwaller. „Wir alle müssen schneller und effizienter werden“, fordert Wirth. Derzeit dauere es rund sechs Monate bis ein Zählpunkt für eine PV-Anlage vergeben wird, weiß er.

Ebenfalls mit positiven Aussichten rechnet Schneider Electric-Chef Karl Sagmeister. „Die Segmente werden sich verschieben“, so seine Prognose. Das zeichnet sich etwa bei Ladestationen ab. Rexel-CSO Hans Peter Ranftl verweist in diesem Zusammenhang auf die deutlich geringeren Anmeldezahlen von Elektroautos. Der teure Strom hat also auch Schattenseiten. Insgesamt sind sich die Branchenvertreter aber einig: Die Zukunft gehört dem Strom.

Das sehen offenbar auch die Besucher:innen der Rexel-Expo so. Sie kamen zahlreich und so mancher Messebesucher hatte seinen Wissensdurst auch am Frühabend nicht gestillt. Selbst nach dem offiziellen Schluss des ersten Messetages standen um 18 Uhr 30 noch Handwerker:innen an Messeständen um sich zu informieren. Und auch am zweiten Tag der Veranstaltung herrschte ein sehr gut besuchtes Haus, mit kaum weniger Angemeldeten als am ersten Tag.