Corona und Digitalisierung Expertenforum-Nachbericht
Am 18. Mai fand das Building Times Expertenforum erstmals Online statt. Zum Thema „Corona und die Digitalisierung“ diskutierten mit Online-Gästen Rudolf Donner, Geschäftsführer Uponor Österreich, Peter Huber, Geschäftsführer Viessmann Österreich und der Gebäudetechnikplaner Christian Steininger von Vasko+Partner.
Seit Mitte März sind zahlreiche österreichische Unternehmen im Home-Office-Modus. Damit verbunden sind diverse digitale Anwendungen zur Kommunikation in den Mittelpunkt gerückt. Neben einem Hochschnellen der Mobilfunk-Telefonie sind Video-Calls und -Konferenzen ebenso selbstverständlich geworden wie Chats und Webinare.
Building Times wollte wissen, wie es Unternehmen in solchen Situationen geht, wie Kunden und Partner auf den eingetretenen Ernstfall reagieren und wie Mitarbeiter mit der ganz neuen Situation umgehen. Um das aus erster Hand zu erfahren hat Building Times drei Vertreter der Branche zum Video-Talk geladen. Rudolf Donner, Geschäftsführer von Uponor Österreich, Peter Huber, Geschäftsführer von Viessmann Österreich und Christian Steininger, Gebäudetechnikplaner bei Vasko+Partner haben sich eine Stunde Zeit genommen, um miteinander und mit dem Online-Publikum zu diskutieren.
Vorbereitet agiert
Uponor-Chef Rudolf Donner hatte bereits Anfang März eine Vorahnung und seine gesamten Mitarbeiter mit Laptops und Handys ausgestattet: „Es war ganz wichtig, dass wir den Draht nicht nur zum Kunden, sondern auch zu den Mitarbeitern nicht verlieren.“ Auch bei Viessmann wurde am 13. März die Entscheidung getroffen, dass jeder Mitarbeiter, bei dem es möglich ist, mal auf unbestimmte Zeit ins Home-Office muss. Bei einigen Technikern war das nicht ganz einfach und auch die CAD-Zeichner waren leider nicht ganz so gut gerüstet. Bei Vasko+Partner war der 15. März der Stichtag. Zu diesem Datum wechselten etwa 150 Mitarbeiter den Arbeitsplatz. Nicht ganz unvorbereitet wurden bereits in den Wochen zuvor alle Computer teamfit gemacht, um im Fall der Fälle zumindest untereinander verknüpft zu sein. So haben die Online-Meetings von Beginn an gut funktioniert, wie die drei Firmenvertreter einhellig berichten. „Ich behaupte, der Kunde hat nichts bemerkt“, ist Peter Huber von den gesetzten Schritten überzeugt.
Digital vor Persönlich?
Aber wie haben Kunden und Partner reagiert? Was Webinare betrifft, so hat man vor allem bei Viessmann gleich in den ersten beiden Wochen stark daraufgesetzt. Die Nachfrage war immens, teilweise wurden mehr als 400 Teilnehmer registriert. Aber so schnell wie diese Lern-Kurve gestiegen ist, ist sie nach der ersten Corona-Schockstarre auch wieder abgeflacht. Daraus schließen Donner und Huber auch, dass Webinare die physische Anwesenheit bei Seminaren künftig nicht ersetzen werden – für gewisse Dinge braucht man einfach den persönlichen Kontakt.
Bei der Frage ob Corona Auswirkungen auf den Klimaschutz haben wird sind sie sich aber uneinig. Sowohl Steininger als auch Donner sind der Meinung, dass es schon positive Auswirkungen geben könnte. Die gezwungenermaßen stark eingekehrte Digitalisierung könnte auch in Zukunft weiter stattfinden. So könnten Meetings über Skype und Besprechungen über Zoom abgehalten werden. Diskussionen und Verhandlungen müsste man natürlich noch von Angesicht zu Angesicht klären, jedoch könnten viele „unnötige“ Wege gespart werden. Huber sieht keinen direkten Zusammenhang zwischen Corona und dem Klimaschutz, da die Reisesperren auch nur temporär sind. Sobald der Markt wieder auf Normalbetrieb hochgefahren ist und auch der Wettkampf zwischen den Betrieben startet, würde auch der persönliche Kontakt wieder in den Vordergrund rutschen, meint er.
Vertrauen entscheidet
Uponor-Chef Donner zeigt sich stolz, was seine Mitarbeiter betrifft: „Ich bin gezwungen worden, darauf zu vertrauen, dass jeder Mitarbeiter zu Hause dieselbe Leistung bringt, wie im Büro. Der Corona-Virus und die Tatsache, dass alle Mitarbeiter im Homeoffice sind, haben mich extrem gestärkt im Vertrauen in das Team.“ Die Zukunft wird vermutlich mehr Flexibilität und mehr Möglichkeiten bringen. Auch bei Viessmann ist man für die Technik und das Engagement der Mitarbeiter dankbar: „Wenn Corona vor 15-20 Jahren gewesen wäre, hätten wir vermutlich keine Chance gehabt das zu managen“, meint Huber. Er selbst hat in den heißen Tagen vor dem Lock-Down seinen Urlaub in Tirol unterbrochen, ein Führungskräftemeeting einberufen und alle nötigen Schritte gesetzt.
Vorkehrungen für Danach
Natürlich stellt sich auch die Frage, ob die zwei Wochen Stillstand auf den Baustellen im Lauf des Jahres wieder aufzuholen sind? „Ja“, meint Huber mit dem Verweis darauf, dass es in der Vergangenheit immer wieder strenge Winter gab, in denen ein paar Wochen lang nicht gearbeitet werden konnte. Auch Steininger sieht die Auswirkungen derzeit nicht so drastisch. Bei Uponor wurde der Lagerbestand im Konzern aufgebaut und auch entsprechend gestaltet, damit die Verfügbarkeit für die nächsten Monate gesichert ist. „Wir gehen davon aus, dass die Wirtschaft jetzt wieder anläuft und bestehende Projekte fertiggestellt werden,“ betont Rudolf Donner. Auch bei Viessmann hat man sich den Kopf zerbrochen und einen Prioritätenplan erarbeitet. „In erster Linie sollten die Mitarbeiter sicher sein, an zweiter Stelle kam das Wohl des Betriebs und an dritter Stelle war es uns wichtig, dass wir bei einem Rebound die schnellsten sind,“ erläutert Peter Huber.
Behörden-Schlaf beenden
Damit der Bau rasch wieder voll hochfährt hat Huber auch noch Erwartungen an die Politik: „Ich wünsche mir ein Ende der Angst-Politik. Die Maßnahmen gehören so schnell abgeschafft, wie sie gekommen sind. Und auch die Behörden müssten jetzt ganz rasch aus dem Corona-Schlaf erwachen“, findet Huber. Es könne nicht sein, dass fertig geplante und ausfinanzierte Projekte nun liegenbleiben, nur weil keine Bauverfahren abgehalten werden, urgiert auch Donner eine rasche Bearbeitung der Einreichungen. Zudem sollte die Regierung dem Tourismus rasch ein Zeichen geben, denn er sei ein wichtiger Aspekt der Branche – wenn hier die Investitionen nicht freigegeben werden, werde es Uponor und die gesamte Bauwirtschaft hart treffen.
Außerdem gilt: Gemeinsam schaffen wir das!